Piteraq heißen die Stürme in Grönland. Eisig kalte, angreifende Winterstürme. Sie gehören zu den katabatischen Winden. Ein ablandiger Fallwind, der auch in anderen Regionen der Erde auftritt. Piteraq ist ein Sturm, den nichts bremsen kann.
Auch bei uns tobt gerade der Winter. Zum Glück kein Sturm, aber der Schneefall findet kein Ende. Die Flocken rieseln in unterschiedlichen Größen vom Himmel herunter. Eis bildet sich, wo immer es nass wird. Die Temperatur sinkt weit in den Minusbereich. Es ist weder ungemütlich, noch kalt. Autos bleiben stehen, Züge fahren nicht mehr, Busse fallen aus. Die Welt wird für ein paar Stunden ausgebremst. Einmal auf die Stopp-Taste gedrückt.
Bei solchen Witterungsbedingungen komme ich mir vor, als tobe ein kleiner Piteraq in mir. Ein Wind, der angreift und lospreschen will. Ob nun eisige Kälte, Regenwetter, Wind oder Sonne, der Piteraq in mir treibt mich an. Eine innere Unruhe macht sich breit. Er wütet, wenn ich mich zu lange in geschlossenen Räumen aufhalte. Drinnen habe ich mich noch nie lange wohlgefühlt. Draußen spielt das Leben, draußen finde ich das Glück an jeder Ecke.
Als kleiner Wind wächst er heran. Er ernährt sich von Sehnsucht nach fremden Orten, frisst sich satt am Fernweh. Immer auf Wanderschaft sein. Nie ankommen, immer nur kurz da sein.
Man kann ihn abflauen, den kleinen Sturm im Herzen. Wenn ich draußen stehe und den Sonnenaufgang erblicke. Wenn die eingefrorenen Hände sich um eine warme Tasse Tee klammern. Wenn der Regen auf die Kapuze trommelt. Wenn der Schnee unter den Sohlen knirscht. Wenn die Wildnis da ist. Wenn die Ruhe ohrenbetäubend wird.
Aber nie lange, nie lang genug.
Berührend!
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Danke!
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Also nix wie raus mit Dir! 🙂
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Au ja, da war ich gestern und heute schon sehr lange 🙂
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Hier hat Schneeschippen gereicht, wir kommen einfach nicht weg.
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