Gesellschaftstauglich

Es gibt in jedem Land Werte und Normen, Regeln und Gebote, an die man sich zu halten hat. Auch ungeschriebene Gesetze gelten. Sind sie immer universell, dauerhaft anzuwenden, oder kann man sie im warmen Spanien beiseite legen wie die Wintermütze?

Man sollte sich ruhig und respektvoll gegenüber anderen Menschen und der Natur verhalten, niemanden belästigen, keinen einschränken, seinen Müll mitnehmen, seine menschlichen Tretminen wenigstens verbuddeln, zwischen 23 Uhr und 7 Uhr leise sein. All das gilt auf Naturplätzen, Parkplätzen, Stellplätzen und Campingplätzen gleichermaßen, in jedem Land. Sollte eigentlich ganz selbstverständlich sein?

Dann gibt es aber immer die regelkonformen und die, die alles anders machen (wollen). Auf einem Stellplatz bei Albaraccín verbringen wir die Nacht, um am nächsten Tag noch einmal bouldern zu gehen. Eigentlich ist die Bouldergemeinschaft ja sehr freundlich. Während des Boulderns gibts auch keinerlei Probleme. Alle parken auf dem vorgesehenen Parkplätzen, grüßen freundlich, manchmal ein kurzer Plausch. Sehr viele Crashpads laufen auf zwei Beinen durch den Wald.

Ich genieße diese wunderschönen Felsen. Die schattenspendenden Kiefern. Schaue nach Prozessionsspinnern, doch die scheinen hier zum Glück nur wenig verbreitet. Dafür schnattern Rotschwänze, Kleiber und Rotkehlchen wie Alarmanlagen durch den Wald. Blauer Himmel und sanfte Schleierwolken. Den Sandstein unter den Fingern und die Kraftanstrengung beim Klettern. Leise Rufe durch den Wald. Jubel, wenn es geschafft wurde, Frustschreie, wenn nicht.

Auf dem Stellplatz ist es anfangs ruhig. Doch diese Stille trügt. Wir suchen uns einen Platz ganz außen. Bis spät abends reisen noch Leute an. Motoren heulen auf. Es wird erstmal drei mal im Kreis gefahren, bevor ein vernünftiger Platz gefunden wird. Die zwei lautesten und rücksichtslosesten Camper parken direkt hinter uns. Tür auf, Tür zu, ach doch wieder Tür auf. Dann wird „brauchst du noch was? Löffel, Gabel?!..“ in einer Lautstärke geschrien, dass auch der entfernteste Van noch hören kann, womit gegessen wird.

Die Franzosen dahinter spielten bis 22:30 Uhr Weitwurf mit einem Gummiball auf eine Blechtafel. Bingo! Bingo! Stellten sogar extra dafür eine Lampe auf. Jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte, gerade einzuschlafen, passierte etwas neues. Vielleicht hatten wir Pech, genau bei den nervigsten Menschen zu stehen, man tendiert dann doch ja häufig zum Verallgemeinern.

Am nächsten Morgen wurde dann von mir erst einmal lautstark mit dem Löffel durch die Bambusschale gekratzt. War eigentlich schon lange leer, aber Rache ist süß. Das Ausparken passierte dann mit viel Rangieren, allerdings hatten die uns ja zugeparkt. Ich hoffe sie hatten einen entspannten Morgen. Na dann, gutes Bouldern.

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