Stille

Die Spanier:innen lieben es am Wochenende in Bars oder Restaurants zu sitzen. Una Cerveza. Sie überholen an den unmöglichsten Stellen auf den Straßen. Sie lieben Rennradfahren auf die Bergpässe hinauf, bouldern, klettern und joggen. Sport im Allgemeinen. In Spanien ist immer Brenntag – jeden Tag. Die Sonne ist im Frühjahr schon so hell und warm, wie sie es in Deutschland selbst im Sommer nur selten wird. Was aber am Auffälligsten ist: In Spanien hört man immer, zu jeder Tages- und Nachtzeit, egal wo man ist, ein oder mehrere Hunde bellen.

Wir waren an einigen Stellplätzen, wo eigentlich absolut nichts los war. Den Abend über nur Vogelgezwitscher. Nachts nur die Nachtigall. Und dazwischen von irgendwoher das Hundegebell. Fängt erstmal einer an, gibts kein Halten mehr. Es ist wie in einem Trickfilm, wo ein Hund etwas ganz wichtiges zu erzählen hat und der nächste es dann weiterbellt. Wie stille Post, nur überhaupt nicht still.

Ich bin allerdings jemand, der viel Stille braucht und Stille genießt. Jede etwas lauteren Geräusche lassen mich zusammenfahren. Manchmal fühle ich mich durch eine laute Geräuschkulisse unangenehm angestrengt. Kinderkreischen, Pieptöne, unterschwelliges Summen bedeutet Stress und Alarmbereitschaft.

Kommt man an irgendeinem Parkplatz an, ist man schon fast erleichtert, dass kein Hund zu hören ist. Schlecht erzogen sind sie meist noch zusätzlich. Springen, kläffen und knurren einen an. Kommen angerast und geben einen Pups auf die Kommandos oder das Zurückrufen der Besitzer:innen. Ist es also im ersten Moment still an dem Ort, muss man damit rechnen, dass sie am Abend dann ein echtes Chaoskonzert liefern.

Die Hunde in Spanien haben es nicht leicht und leben häufig unter schlechten Bedingungen. Sie werden für die Jagd angeschafft und dann in kleinen Zwingern oder Hütten ohne genügend Wasser, Futter, Schatten gehalten. Sie schlagen aus Instinkt dennoch immer an, wenn draußen etwas passiert. An einem Abend liefen wir einen Wanderweg, kamen an so einer Hütte vorbei. Es war schrecklich – man hörte die Hunde darin bellen, ganz schwach und als würden sie jeden Moment aufgeben. Es war unglaublich warm, man konnte in die Hütte nicht hineinschauen. Sie stand irgendwo außerhalb des Ortes. Als wären die Hunde dort geparkt und vergessen worden.

Selbst auf einem der bisher schönsten und ansonsten stillsten Parkplätze bellte nachts in weiter Ferne ein Hund. Oder ist das mittlerweile schon ein Hundegebell-Tinnitus?

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