Der Vorteil am Reisen mit dem Van und mit viel Zeit ist, dass man sich auch kurzfristig noch umentscheiden kann. Nach einer Nacht im Schnee haben wir uns dazu entschlossen, endlich wieder in wärmere Gegenden zu flüchten. Die App wurde durchforstet, ein Campingplatz nahe der spanischen Grenze rausgesucht, losgefahren. Auf halber Strecke umentschieden und ab ging es in die Vor-Pyrenäen. Ein netter, familienbetriebener Campingplatz nahm uns auf. Im Internet stand, dass man hier nicht in der Mittagspause anreisen sollte. Kein Problem. Zwei Minuten nach ihrer Mittagspause klingelte M die Frau an die Rezeption.

Einfach so vor dem Wetter fliehen war gar nicht so einfach. Denn das Wetter ist ja bekanntlich überall. Nur welches, ist die Frage. Von Schnee und Regen kamen wir in ein Sturmgebiet. Nach einer wenig erfolgreichen Kletterrunde, zogen wir uns in den Bus zurück. Da hatten wir das ganze Zeug an den Fels geschleppt, uns die Hände am Seil dreckig gemacht, Schlangen aufgeschreckt und nun kam der Regen.



Am Nachmittag blieb davon nur noch der Sturm. Unerbittlicher Sturm. Er jagte durch jede Ritze der Kleidung, durch die Haare, durch die Landschaft. Er heulte, wie es sonst nur die Wölfe tun. Er verfing sich im Hochdach, er knallte die Fenster und Türen, er rauschte mit Hochgeschwindigkeit durch den Nadelwald. Genau der richtige Momente, um auf eine Wanderung zu starten.


Für den Sonnenuntergang wollten wir zum Croix de Tautavel. Der Wind unser stetiger Begleiter. Er bog die Bäume krumm und ließ mich schwanken. Ein schmaler Pfad, mit kleinen Kletterpassagen (oder für große Leute: mit großen Schritten) führte auf den Berg hinauf. Das Plateau war zum Glück sehr breit, sodass keine Gefahr bestand, dass mich der Wind gleich mitreißen würde. Erstmal die Aussicht auf den kleinen Ort und die Ruine, sowie den Turm genießen.


Auf der anderen Seite des Bergplateaus erwartete uns die Sonne mit warmen Licht. Die Berge dort hinten lagen nur als Silhouetten in der Ferne. Grüne Hügel im Vorland, dann die eingeschneiten Berge. Riesig und groß zeichneten sie sich ab.



Der Sturm blieb und fraß sich ein. Meine Ohren begannen zu schmerzen. Die Lautstärke nahm immer mehr zu. Eine Böe nach der anderen und M konnte sich vom Panorama nicht lösen. Meine selbstgestellte Challenge wurde es, den möglichst windstillsten Punkt zu finden. Immer mit einem halben Auge auf die sinkende Sonne und die Aussicht.