Ich gehe gerne auf Gipfel. Ich klettre gerne an Felswänden hinauf. Ich stehe gerne auf Aussichtspunkten in schwindelerregender Höhe. Ich schnorchle gerne. Ich windsurfe. Ich fahre Kajak. Ich rase mit dem Rennrad Berge hinab. Ich würde mich jederzeit wieder aufs Pferd setzen. Aber sobald es unter die Erde geht, dunkel und eng wird, fühle ich mich beklemmt und unwohl. Mit mir könnte man kein Höhlenklettern und keine Höhlenexpedition machen. Ich verstehe den Reiz nicht, sich durch enge, finstere Gänge zu quetschen. Untertage bereitet es mir klaustrophobische Ängste.
Heute sollte es in eine Höhle gehen. Eine, die gut ausgebaut ist, 1888 schon entdeckt wurde und heute mit dem vollsten Service ausgestattet ist. Inklusive Treppenstufen, Licht und einer Führerin. Um 14 Uhr startete unsere Führung. Unsere Leitung konnte nur Französisch. Gut für mich, da konnte ich gleich mal etwas verstehen lernen. Die zwei Spanierinnen und M konnten kein Französisch. Wir alle wurden aber mit einem übersetzten Zettel ausgestattet und rein gings ins Loch.
Konstante 10 Grad hat die Grotte und wir wurden direkt verschluckt. Sobald die Tür hinter uns ins Schloss fiel, gab es nur noch Steine, stetiges Wassertropfen und künstliches Licht. Die Grotte ist ziemlich weitläufig und riesig. Meine Klaustrophobie hielt sich also in Grenzen. Außerdem war ich viel zu erstaunt darüber, was die Zeit hier für Kunstwerke geschaffen hatte.Stalagmiten, Stalaktiten, Vorhänge. Riesige Säulen, massiv. Dünne Spitzen, zerbrechlich. All das über Jahrtausende hinweg geformt. Und dann immer wieder das Wassertropfen.


Wir stellten uns vor, wie es für den Entdecker gewesen sein musste. Auf der Suche nach einem Fuchs in ein Loch gekrabbelt und plötzlich ein Naturwunder entdeckt. Wie musste es wohl 1888 gewesen sein, so ohne große Ausstattung? Mit Holzleiter, Seil und Taschenlampe in eine unentdeckte Höhle.
Für uns standen nun 60 Meter Höhenunterschied bevor. 120 Stufen runter. Wir wurden auf den versteinerten Wasserfall aufmerksam gemacht. Ein wahres Kunstwerk. Kleine Wasserbecken und ein riesiger Kirchturm in einem Saal waren dann der Abschluss unserer Runde. Der Weg zurück führte uns wieder durch das „Labyrinth“. Genau so fühlte ich mich plötzlich. Verirrt.

Enge Steingänge. Felsen hingen über unseren Köpfen, verkeilt beim damaligen Abrutsch. Und verdammt, wir waren 120 Meter unter der Erde. Was ist wenn das Licht ausging? Was wenn man die Treppenstufen nicht mehr hoch schaffte? Wurde die Luft eigentlich bei allen gerade dünner? Als die Beklemmung zu groß wurde, hatten wir zum Glück den Ausgang erreicht.



Tief durchatmen. Plötzlich fühlten sich die 12 Grad auch fast warm an. Es war hell. Vor uns lag ein Ausblick in die Jonte-Schlucht und die Geier kreisten am Himmel. Übertage ist doch eindeutig netter als unter der Erde. Vielleicht kann die Natur sich ja mal eine Grotte mit Stalaktiten und Stalagmiten draußen ausdenken.
Ich habe auch schon ein paar Grotten besucht und war dann auch immer wieder froh, nach dem Besuch wieder draussen zu stehen. Aber wie du, stelle ich mir auch die Frage, in was für ein Staunen die Entdecker wohl geraten sind, als sie diese Formationen zum 1. Mal gesehen haben.
VG und an dieser Stelle mal danke für all die schönen Reiseberichte!
VG
Christa
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Ich verstehe wirklich nicht, wie Leute das gut abkönnen oder gerne unter Tage sind. Irgendwie immer ein bisschen gruselig. Aber schön ist es! Sehr gerne, ich freu mich immer, wenn jemand mitliest 🙂
LG Ines
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Aber das, was es da zu sehen gibt, entschädigt doch für Einiges, oder?
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Das stimmt schon, auch wenn es weiterhin ein seltsames Gefühl unter Tage ist.
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