In vielen Städten, in denen ich zuletzt gewesen bin, kommt mir immer auch die Frage auf, ob ich hier leben könnte. Während wir also durch die Straßen laufen, kommt mir wieder diese Frage auf. Konstanz hat viel, was das Leben hier sicher lohnenswert macht. Die Berge sind nah. Österreich und die Schweiz gleich nebenan. Der Weg zum Mittelmeer ist kurz und der Schwarzwald gleich um die Ecke. Es ist eigentlich die perfekte Lage, wenn man die Nähe der Natur sucht.
Konstanz hat ein kleines eigenes Meer. Wasser in der Nähe, ist für mich wichtig. Mehr als die Berge. Die Stadt hat ein toll ausgebautes Fahrradnetz und neue Fahrradwege. Es gibt gute Restaurants und Kulturangebote. Man kann Kajak fahren, Segeln, Windsurfen oder Sportfliegen. Rennrad fahren, klettern, Inliner fahren, schwimmen gehen, wandern. Das Sportangebot erreicht hier ganz neue Level.
Die Berge im Blick, die kleine gemütliche Innenstadt vor der Haustür und trotzdem viel Grün drumherum. Mit dem Bus oder der Bahn, kommt man relativ flexibel in die nächsten Orte. Spaziergänge am Seeufer sind herrlich schön. Der Winter wird kalt, der Sommer warm.
Jetzt kommen wir zu den Nachteilen. Konstanz ist laut. Eigentlich das komplette Jahr über versammeln sich hier unzählige Touristen aus aller Herrenländer. Sie stehen im Weg herum, sie trödeln. Stelle ich mir vor, hier schnell mal etwas in der Stadt besorgen zu müssen, graut es mir. Schnell geht bei dem Touristenstrom wenig. Vor allem die Innenstadt und der kleine Hafen mit seinen Fähren sind immer gut besucht.
Weil Konstanz an der Grenze zur Schweiz liegt und weil es so eine Touristenhochburg ist, ist alles teuer. Für einen Veganer Kebab-Döner mal eben 11€, für Gerichte an der Promenade mal locker 30€. Wohnungen sind knapp und gleichzeitig teuer. Selbst für kleine Wohnungen, die etwas außerhalb liegen (und damit ist der Umkreis von ca. 20-30 km gemeint), liegen die Preise enorm hoch. 63qm? Dann bitte aber auch 1500€ Kaltmiete. Man kann seinen Lohn auf jeden Fall gut und schnell wieder ausgeben in dieser Stadt.
Der Dialekt der Einheimischen ist wahrscheinlich für mich als Hochdeutschsprechende Vor- und Nachteil zugleich. Ich finde er klingt nach Urlaub und viele Wörter klingen auch einfach niedlich. Aber sprechen sie dann doch etwas schneller und leiser, verstehe ich nichts mehr.
Auch die Mentalität und die Kultur der Menschen hier unten am Bodensee, ist wahrscheinlich etwas gewöhnungsbedürftig. Bisher habe ich immer nur sehr nette und meist auch sehr herzliche Leute hier unten getroffen – viele davon sind allerdings selbst zugezogen. Dann gibt es noch die ganzen Weinfeste, Seenachtsfest, Karneval. Damit kann ich so gar nichts anfangen und gleichzeitig finde ich es schon auch etwas amüsant, wenn ich mir vorstelle, wie hier der Ausnahmezustand herrscht.
Es ist nie einfach zu entscheiden, wohin es für einen irgendwann gehen soll. Gerade ist zum Austesten und Drübernachdenken der perfekte Zeitpunkt. Alles ist offen und es gibt so viele schöne Möglichkeiten. Da darf man seine Vorstellungskraft doch gerne mal anschalten.
Die Vor- und Nachteile jedes Wohnortes sollte genau mit den persönlichen Bedürfnissen abgestimmt werden. Ein Unterschied von Kleinstadt und Großstadt oder einem Dorfleben ist sehr groß.
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Definitiv. Da müssen die eigenen Bedürfnisse schon sehr mit dem Umfeld übereinstimmen.
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Wer „drüben“ arbeitet, der wird sich auch die 1500 Schleifen gönnen können. Wahnsinn.
Mich hätte es ja beinahe mal dorthin verschlagen, aber mir war das alles zu „gemütlich“. 🙂
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Das mit den Touristen ist nur ein scheinbares Problem. Ich wohne selbst in einer Touristenhochburg, doch im alltäglichen Leben kommt man kaum mit ihnen in Kontakt, wenn man bestimmte Orte meidet. Für die Feste gilt dasselbe, man muss ja nicht hingehen.
Das mit den Preisen ist eine andere Geschichte, denn das Lohnniveau ist deshalb nicht höher als anderswo. Und es können nunmal nicht alle in der Schweiz arbeiten. Bleibt nur, sich in Suffizienz zu üben. Dann müssen halt 50 qm reichen und nur einmal pro Woche essen gehen…
Aber am Ende geht es darum, was das Herz dir sagt. Das Ganze für und wider ist überhaupt nichts Wert, wenn man sich am scheinbar tollsten Ort nicht wohl fühlt.
Bin schon gespannt, wohin dein Weg dich letztlich führen wird. 😉
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Da stimme ich dir absolut zu! Letztendlich spricht und entscheidet immer auch das Bauchgefühl mit 🙂
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