Logbuch: Eintrag I
Das letzte Mal war ich auf Rømø als ich noch zur Grundschule ging. Ich kann mich wenig an diese Insel und den Urlaub erinnern. Mein Gedächtnis hat behalten: Mein Bruder durfte Quad fahren, ich dachte, man hätte mich am Supermarkt im Auto zurückgelassen und dann noch die breiten Sandstrände, auf die man mit dem Auto fahren durfte. Dänemark verwirrt mich da sehr. In einem Nationalpark einfach mal mit dem Auto mitten rein zu fahren klingt wenig sinnhaft.
Sønderstrand
Auch heute fahren wir wieder mit dem Auto bis kurz vor den kilometerbreiten Strand. Wir blieben jedoch lieber auf dem sicheren Parkplatz hinter der Düne. Der Strand lag wie ein Spiegel vor uns. Pünktlich zum ersten Sonnenblinzeln traten wir auf den weichen Sand und liefen los. Raus bis zur Düne, die mitten auf dem Strand lag. Das Meer toste als Hintergrundgeräusch in der Ferne. Es passte nicht zum glatten Strand.



Sylt zum Greifen nahe. Die Leuchttürme funkten ihre Signale in den frühen Morgen und plötzlich war da die Sonne. Wir hatten die Düne erreicht, schauten auf den großen orangen Ball, der sich schwerfällig über den Windkraftanlagen empor zog. Kurze Zeit danach verschwand er direkt wieder hinter dem Wolkenband. Es war kalt, der Wind kroch gemächlich, aber mit Stärke an meinem Schal vorbei bis in die Knochen. Als ich den Rückweg antreten wollte, zeigte sich das Watt von seiner gefährlichsten Seite.



Plötzlich hatte sich die Pfütze, die ich vor einer halben Stunde problemlos mit den Gummistiefeln durchwaten konnte, in einen kleinen Fluss verwandelt. An verschiedenen Stellen versuchte ich ihn zu überqueren. Die Hose wurde nass, der Gummistiefel drohte zu kentern. Ich lief und lief gen Norden, bis ich endlich eine Stelle fand, um das Abenteuer zu beenden. Flut und Ebbe sind spannende Naturkräfte. Wie schleichend das Wasser kommt, wie machtlos man ist, wenn man nicht genug aufpasst.


Zurück auf dem sicheren Strand wagen wir noch einen Blick ins Naturschutzgebiet. Kein Vogel zu sehen, aber man kann erahnen, was für ein Tumult hier tobt, wenn die Zugvögel ziehen.
Lakolk Strand
Am Nachmittag ziehen wir noch einmal los. Dieses Mal ein Stückchen weiter nördlich auf der Insel und dieses Mal fahren wir auch mit dem Auto direkt auf den Strand. Weil alle das so machen. Dann geht es los: Dünen so weit das Auge reicht, ein breiter Sandstrand und das aufgewühlte Meer.




Die Sonne steht selbst um 14 Uhr schon tief am Himmel. Ein Sonnenuntergang wird heute allerdings nichts, denn das Wolkenband macht uns einen Strich durch die Rechnung. Aber alleine hier zu sein, das Meer zu hören, kleine Regenpfeifer über dem Kopf fliegen zu sehen und die den weichen Strand unter den Gummistiefeln zu spüren, genügt um anzukommen.


Hier auf dem Strand sind deutlich mehr Menschen unterwegs, als heute Morgen zur frühen Stunde. Möwen tragen Muschel um Muschel an den Strand und ein kleiner Regenpfeifer nutzt seine kleinen, flinken Beine, um den Strand entlang zu sprinten.



Die Beine werden taub vom Hocken, die Hände frieren vom Wind ganz durch. Aber der kleine Plover ist einfach zu goldig, man kann ihn nicht ignorieren. Ein winziger Federball mit schnellen Rennbeinen, der neugierig auf Nahrungssuche geht, während seine Regenpfeiferkollegen auf der Sandbank ein Nickerchen machen.




Die Sonne wechselt die Farbe von einem hellen Gelbton zu einem weichem Orangerosa. Der Wind wird immer gemeiner, er schafft es wie am Morgen alle kleinen Lücken in der Kleidung zu finden. Während wir auf die Dünen hinauflaufen und wieder hinunter schlittern, wird es etwas wärmer. Schon bald sitzen wir wieder im gemütlich winddichtem Auto und schlittern wie über Schnee, über den Strand.
Deine Fotos und die Natur sind so einmalig und wunderschön, dass mir dabei fast der Atem stockt. Boah, ich habe solche Sehnsucht nach langen einsamen Spaziergängen am Strand irgendwo an der Nord- oder meinetwegen auch Ostseeküste, das kann ich gar nicht in die angemessenen Worte fassen. Seufz.
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Och je! Ich würde dir die ruhigen Strandspaziergänge zumindest sehr gönnen.
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Das ist lieb. Dankeschön.
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Oh wie unfassbar schön! Dein Beginn in Worten und Fotos zieht direkt in den Moment hinein. Danke für‘s Teilen! 🙂
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Sehr gerne. Ein Morgen am Strand bzw. am Meer ist doch immer eine gute Idee 🙂
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