Situationen mit vielen Menschen sind mir auch vor der Pandemie schon unangenehm gewesen. Solange ich am Rand sitzen oder stehen kann, um das Geschehen zu beobachten, stört es mich wenig. Sobald ich aber irgendwo bin, wo viele Menschen aufeinander treffen – das kann ein voller Weihnachtsmarkt oder eine Geburtstagsparty sein – bin ich überfordert. Mein Kopf kann sich nicht mehr fokussieren, die Geräusche und das viele Gerede klingt wie ein falsch gestimmtes Musikinstrument in meinen Ohren. Es fällt mir in solchen Momenten schwer, mich auf das Gegenüber zu konzentrieren, auf das Gespräch, an dem ich vielleicht gerade beteiligt bin.
Soziale Situationen mit vielen Menschen erschöpfen mich. Eine halbe Stunde Party und ich brauche einen halben Tag für mich alleine. Die Regenerierungszeit hat sich definitiv verlängert. Es ist nicht so, dass ich keine Lust auf solche gesellschaftlichen Ereignisse hätte, ganz im Gegenteil. Meist freue ich mich sehr darauf, doch bin ich erst einmal dort, muss ich meinen sozialen Akku schonen, damit er möglichst lange durchhält. Es sind wenig soziale Ängste dabei: Ich finde es okay vor anderen zu reden. Ich überlege nicht, was andere von mir denken oder befürchte auch nicht, mich zu blamieren. Es ist einfach nur sehr anstrengend für mich, viele Leute um mich herum zu haben. Ab sechs, sieben Leuten wird es kribbelig.
Im Januar steht ein Urlaub in Dänemark an. Als ich zugesagt hatte, hieß es, es werde nur eine kleine Gruppe von Menschen. Nun sind es 16,5. Ich fühle mich ausgetrickst und weiß selbst nicht warum. Merke jetzt schon, wie viele Gedanken ich mir um die kommende Anstrengung mache. Da ist ein Widerstand, den ich physisch spüre. Um zu regenerieren gibt es viele Strategien, um in der Situation den Akku direkt wieder aufzuladen, habe ich noch nichts gefunden.
Zeit für mich, Zeit zum Erholen, ist aktuell wichtiger denn je. Regenerationstechniken habe ich schon einige gesammelt: Am Tag danach ein bisschen länger im Bett liegen bleiben. Mir zwischendurch mal Zeit nehmen zum Lesen. Ganz bewusst eine Tasse frisch aufgebrühten Tee trinken. Zocken. Mit M Geschichten aus dem Altbau hören oder ein Brettspiel spielen. Yoga machen. Spazieren gehen. Fotos knipsen. Neuerdings hat sich noch etwas neues gefunden. Eine Tätigkeit, die lange in Vergessenheit geraten ist und erst vor kurzem wieder ausgekramt und entstaubt wurde: Zeichnen.
Vögel zu zeichnen habe ich versucht und bin ziemlich schnell unzufrieden damit gewesen. Es sind runde, dicke Kreise mit Schnäbeln geworden. Vorerst bleibe ich bei Pflanzen, bevor ich mich irgendwann vielleicht noch einmal an andere Motive wage. Es müssen ja keine Kunstwerke werden. Für mich reicht einfach schon die Entspannung, die beim Zeichnen eintritt. Hier geht es mir übrigens wie mit den Büchern. Ich kann nur mit echten Stiften auf echtem Papier malen. Auf dem Tablet oder co würde es mich eher stressen.
Vielleicht kannst du dir ja zwischendurch einfach kleine Auszeiten nur für dich gönnen außerhalb der Gruppe? Auch wenn man zusammen Urlaub macht, muss man ja nicht zwangsläufig alles zusammen machen. (:
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Ja, das hast du recht! Ich denke, ich werde versuchen viel raus zu gehen. Nehme mir viele Bücher mit und versuche es mir so entspannt wie möglich zu machen 🙂
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Zeichnen oder malen hilft wunderbar zum Abschalten. Nimm ein kleines Sketchbook mit in den Urlaub und sondere dich für eine kleine Auszeit, in der du zeichnest, ab!
Ich hoffe, dass dein Urlaub trotz allem schön sein wird!
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Ich denke, ich werde mir extra noch ein kleines Buch dafür kaufen 🙂
Danke!
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Ich finde mich in vielem was Du schreibst wieder. Dänemark bietet dem Himmel sei Dank viele Möglichkeiten auszuweichen und sich Auszeiten zu nehmen. Ich wünsche Dir aller Widrigkeiten zum Trotz einen gelungenen Urlaub
Herzliche Grüße, Daniela
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Ganz lieben Dank! Ich glaube, es geht vielen Menschen so wie uns. Manchen in stärkeren Ausmaß, manchen weniger. Ganz liebe Grüße zurück! Ines
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Ja, das glaube ich auch😊👍
Liebe Grüße
Daniela
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