Höhenflug [Bodensee]

Es sollte eine Überraschung werden. Irgendeine Aktivität, bei der gutes Wetter und klare Sicht notwendig erschien. Meine Ideen trafen schnell auf einen Segelflug oder eine Heißluftballonfahrt und so falsch lag ich damit nicht. Während wir noch im Naturschutzgebiet am Ufer saßen und auf die heute sehr belebte Schweiz rüber schauten, bekam D einen Anruf. Unsere Aktivität würde wahrscheinlich nicht stattfinden.

Wir fuhren trotzdem zum Flugplatz in Konstanz, der mittlerweile schon über 100 Jahre alt war. Generell war alles hier ziemlich alt. Ds Arbeitskollege quetschte sich gerade mit zwei anderen Menschen in ein winziges Flugzeug. Oberkörper voran. Als sie wieder auftauchten, entdeckten sie uns. Wahrscheinlich würde es heute doch noch etwas werden mit diesem Rundflug.

Ich fragte mich, wie man mit so einem kleinen Spielzeugflugzeug abheben sollte. Das würde doch niemals diesen Mann und mich transportieren können. In der Luft. Nach einer Reparatur, bei der sie einfach irgendwelche Schläuche abgeklemmt hatten. Na gut, die werden schon gewusst haben, was sie taten. Nach drei Start- und Landetestflügen durfte ich dann also wirklich in die 36 Jahre alte Maschine einsteigen. Erstmal kamen wir aber nicht weit, denn wir mussten noch tanken. Fühlte sich seltsam an, mit einem Flugzeug an die Tankstelle zu fahren.

Unser kleiner rot-weißer Flieger hatte nach der Volltankung beschlossen erst einmal nicht anzuspringen. Ich sah mich nun doch auf dem Boden bleiben und war schon fast erleichtert, bis die Maschine dann doch rumpelnd und knatternd anspring. Nun gab es kein zurück mehr. Ab auf die rasige Startbahn. Kotzbeutel im „Handschuhfach“, Kamera fest im Griff. Vielleicht konnte ich den Absturz ja noch live filmen.

Vollgas. Und dann hoben wir ab. Zwei Menschen in einer winzigen Maschine, zusammengedrückt wie zwei Fische in der Dose. Mehr Material gab es bei dem Flieger auch nicht. Kaum waren wir in der Luft, vergaß ich so ziemlich alles. Selbst Fotos zu machen, was sowieso schwierig war, weil die Sonne vom Himmel brannte. Aber warte mal – wir waren ja auch quasi im Himmel.

Es gab keine Turbulenzen, keine Übelkeit. Nur schöne Aussicht auf den Bodensee, die Reichenau, die Liebesinsel, die Berge, die Festung Hohentwiel, die Pfahlbauten, die Bisons oberhalb von Bodman. Wir konnten, dank der klaren Sicht, bis nach Bregenz schauen. So eine Aussicht und weiten Blick hatte man wohl selten. Die knappe Stunde vergging wie im Flug. Jetzt weiß ich zumindest, woher diese Redewendung kommt.

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