Cairngorms National Park [Schottland]

Müde und ein bisschen enttäuscht saß ich im Van und schaute aus der Frontscheibe direkt auf den National Park Cairngorms. Irgendwie hatte ich mir das hier anders vorgestellt. Grüner, mehr Seen, mehr Pflanzen, mehr National Park eben. Stattdessen zeigte dieser sich erstmal ziemlich rotbraun und ohne einen See weit und breit. Hatte ich mir vorher einen falschen Park angeschaut? War das nicht der Hotspot für alle Kanuten? Wie denn ohne Wasser?

Wir hielten für eine Mittagspause an einer kleinen Parkbucht an. Auch, weil wir eigentlich gar keine Idee hatten, wie es jetzt weitergehen sollte. Wir hatten weder eine Wanderung rausgesucht, noch wussten wir, was hier sonst so los war. Unsere Mittagspause verlängerte sich etwas nach hinten raus, da wir ein spannendes Geräusch hörten, welchem wir erst einmal auf die Schliche kommen mussten. Offensichtlich waren die Cairngorms das Paradies für Auerhähne. Wir sahen viele, wir hörten etliche, wir fotografierten keinen einzigen.

Na gut. Dann also weiter. Ein bisschen wollten wir noch den Park erkunden. Insgeheim hoffte ich auch noch auf ein bisschen mehr als Heide und Hügel. Wir fuhren schnurstracks an einem Tearoom vorbei. Das wäre meine Chance gewesen! Dafür aber nahmen wir einen netten Aussichtspunkt mit. Vor allem weil die Straßen immer steiler wurden und Ernie Bergstraßen nicht so gut fand. Es gab also eine kleine Zwangspause, damit der alte Herr sich etwas abkühlen konnte und wir guten Gewissens, mit einer neuen Ladung Kühlwasser, weiterfahren konnten.

Lecht Mine

Auf der Weiterfahrt wurde schnell klar, dass wir ohne weitere Stopps eigentlich viel zu schnell wieder aus dem Park heraus sein würden. Eine Wanderung für den nächsten Tag wollte ich mir aber nicht nehmen lassen. Daher entschieden wir kurzerhand uns für diesen Tag schon einmal einen Stellplatz zu suchen.

Wir fanden durch Zufall einen kleinen Wanderparkplatz in der Nähe der Lecht Mine. Irgendwie gruselig, dachte ich. Allerdings verzauberte die Umgebung mit dem rauschenden Bach direkt neben dem Bus zu sehr, als das ich mir groß Gedanken machte. Außerdem hatten wir so ja auch direkt noch eine kleine Wandermöglichkeit für den Nachmittag. Alle Eingänge der Mine waren bereits verschlossen und zugeschüttet. Lediglich das Haupthaus stand noch. Der Weg zwischen den Hügel, so abgelegen, diente natürlich damals als Whiskey-Schmuggler-Trail.

Eigentlich hatten wir vor vom Parkplatz aus zur nächsten Sehenswürdigkeit zu laufen. Hinter der Mine sollten sich noch, in ein paar Kilometern Entfernung, weitere alte Gebäude befinden. Bis zur Mine gestaltete sich der Weg sehr nett und gut ausgetreten. Hinter der Mine wurde er immer schmaler und die Heide immer höher. Der Weg löste sich kurze Zeit später auf. Wie so oft hier in Schottland. Dabei war hier nicht einmal Moor, Sumpf oder anderes überschwemmtes Gebiet. Ich begann zu meckern. Das tote Schaf, an dem wir vorbei mussten, trug nicht dazu bei, dass ich diesen „Weg“ (oder eher diese Richtung) weiter beibehalten wollte. Umdrehen war angesagt!

Zurück am Bus wurde der Körper erst einmal nach Zecken abgesucht. Als ich nach dem Ankommen kurz am Bach gesessen hatte, krabbelte mir nämlich kurz danach eine übers Hosenbein. Außerdem wurde hier überall vor den miesen Viechern gewarnt. Da überkam mich wirklich der Ekel. Ganz anders war das, wenn ich die kleinen Vögel in den Büschen und auf den Halmen beobachtete. Davon konnte ich ehrlich gesagt gar nicht genug bekommen.

Mir graute es schon davor hier nachts eventuell aus dem Bus zu müssen. Allerdings dachte ich auch, man könne sicher einen Blick auf die Sterne erhaschen. Fehlanzeige. Schade, denn einige Teile des Cairngorms National Park waren als Dark Sky Park deklariert.

Tomintoul

Unter anderem der Ort Tomintoul. Am nächsten Morgen hatten wir schnell unser Lager abgebaut und waren hierher gedüst. Gestern noch hatten wir nämlich auf einem der großen Wandertafeln diesen Ort gesehen. Hier sollte es Kiebitze geben. Das es wirklich welche zu entdecken gab, das bezweifelten wir.

Wieder einmal betraten wir einen Hide. Dieses Mal offenbarte er uns einen Blick auf weite Wiesen. Hauptsächlich Kuhwiesen, auf denen aber aktuell keine Kühe zu finden waren. Stattdessen entdeckten wir ein kleines Hermelin. Zack, war es auch schon wieder verschwunden. Dafür tauchten doch tatsächliche die Kiebitze auf.

Leider konnte ich sie nicht besonders gut mit der Kamera einfangen. Sie waren viel zu schnell und viel zu wuselig oder viel zu gut getarnt. Erst hier wurde mir allerdings bewusst, was für witzige Geräusche diese Vögel machten. Es mussten ziemlich viele sein, denn sie machten ordentlich Lärm. Weil wir sie nicht so richtig zu Gesicht bekamen, schlenderten wir noch ein wenig den Weg entlang.

Plötzlich ein anderes Geräusch. Keine Alarmtöne der Kiebitze mehr, eher so als hätte jemand ein Nebelhorn eingeschaltet – nur viel leiser. Waren das etwa Rohrdommeln? Doch so lange wir auch warteten, zu Gesicht bekamen wir sie leider nicht. Rohrdommeln sind Meister der Tarnung. Wenn es hart auf hart kommt, dann bewegen sie sich wie das Schilf um sich herum – keine Chance für meine Augen etwas zu erspähen.

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