RSPB Fowlsheugh [Schottland]

Mit jedem Kilometer, den wir uns weiter von Edinburgh Richtung Osten bewegten, wurde das Wetter schlechter. Von Sonnenstrahlen zu Schleierwolken, zu Schäfchenwolken, zur dicken Wolkendecke bis hin zu einer Masse aus Grau. Es begann zu regnen. Wenn es in Schottland regnete, das lernte ich schnell, dann meistens weder kurz noch doll. Vielmehr regnete es sich regelrecht ein. Nieseliger Sprühregen legte sich wie eine Decke über dich. Nach kürzester Zeit war alles nass. Das machte überhaupt keine Freude und ließ mich des Öfteren verzweifeln. Denn wenn es zu nass für mich war, dann war es auch zu nass die Kamera auszupacken. Gerade an diesem Ort jedoch, wollte ich sie unbedingt gezückt haben.

Unser nächster Anlaufpunkt war nämlich ein Vogelbeobachtungsposten. An dieser Küste hier sollte es unzählige Wasservögel geben, die sich zum brüten die Steilküste ausgesucht hatten. Mit etwas Glück, so hieß es, sollte man sogar Puffins (Papageientaucher) zu Gesicht bekommen. Die Aufregung stieg ganz schön. Noch nie vorher in meinem Leben hatte ich die kleinen Vögel mit dem hübschen Schnabel gesehen.

Zu allererst war da der Geruch. Er hing schwer und stickig in der Luft. Die Ankündigung dazu, dass diesen Ort hier jährlich etliche Vögel nutzten. Schon bald hatte sich meine Nase aber an den Geruch gewöhnt und ich freute mich nach einigen Silbermöwen endlich auch andere Vögel zu Gesicht zu bekommen.

Den Tordalk und die Trottellumme zum Beispiel. Beide fanden sich in großer Anzahl an den steilen Hängen. An jeder kleinen Kante um genau zu sein. Überall saßen sie, schauten aufs Meer, bauten Nester, fischten oder meckerten einfach nur herum. Mein Herz hüpfte. Papageientaucher schön und gut, aber auch diese beiden Vogelarten fand ich bereits sehr nett zu beobachten.

Viel von der Umgebung und Landschaft nahm ich gar nicht mehr wahr. Viel zu fixiert war ich auf die Vögel. Das unglaublich laute Rauschen und Knallen der Wellen aber auch das Krakeln der Möwen. Dabei war es, bis auf das Wetter, sehr schön hier. Ein kleiner Trampelpfad führte uns dann zur RSPB-Hütte, an der wir noch einmal in die letzte Bucht einen Blick hineinwerfen konnten. Blitze irgendwo etwas Oranges auf?

Tatsächlich. Wir hatten unglaubliches Glück, denn gerade als wir ankamen, machten sich zwei Puffins zum Abflug bereit und waren dann auch nicht mehr gesehen. Ein dritter saß artig an der steilen Wand, patschte hin und her, schaute und wartete. Er wirkte zwischen den ganzen anderen Arten recht verloren. Hoffentlich kamen seine Gefährten irgendwann zurück. Apropos zurück. Es begann wieder etwas stärker zu regnen, daher führte uns unser Weg auch ziemlich schnell zurück: Nämlich in den warmen und von innen schon komplett beschlagenen Bus. Ernie mochte das Wetter genau so ungern wie ich – der Rost hingegen liebte es.

Wir verbrachten die Nacht an diesem magischen Ort an der Küste. Mit der Hoffnung auf besseres Wetter schaute ich am Morgen aus der Heckklappe und sah nichts. Nicht einmal das Feld hinter uns war zu sehen. Man konnte wegen des dicken Nebels keine drei Meter weit schauen. Doch es regnete nicht mehr. Nass wurde man wegen der hohen Luftfeuchtigkeit trotzdem. Wir ließen uns es uns aber nicht nehmen, einen kleinen Morgenspaziergang Richtung Klippen zu machen und darauf zu hoffen, noch einmal einen kleinen Puffin zu entdecken.

Fehlanzeige. Kein einziger Taucher war mehr an den Wänden zu sehen. Man hätte denken können, dass uns das schnell wieder Aufbrechen ließ. Doch im Gegenteil: Es gab so viele andere Dinge zu sehen, sodass wir eine ganze Weile überhaupt nicht von der Stelle kamen.

Der Pfad führte uns nämlich durch ein wahres Vogel- und Kaninchenparadies. Es zwitscherte in jedem Busch und bei jeder Bewegung hoppelten irgendwo anders die Kaninchen davon. Was für ein schöner Flecken Erde.

Ganz besonders schön waren die Momente, wo die Vögel mit etlichen Zeug an Nistmaterialien in den Büschen landeten. Alle waren am Arbeiten. Der Morgen schaffte ihnen Ruhe, bevor dann die nächsten Vogelbeobachter*innen vorbeikommen würden. Sie genoßen es wohl genau so wie ich. Jede einzelne gezwitscherte Melodie behielt ich im Ohr. Es war wirklich nicht einfach hier wieder los zu kommen.

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