Es ist zu früh Uhr morgens. Meine Nacht war kurz und ich habe sowieso kaum geschlafen. Müde wälze ich mich aus dem Bett. Rucksack packen, Schicht über Schicht anziehen und los geht es. Die Sonne soll heute scheinen. Hier bei uns im beginnenden Norden. Ein Sonnenaufgang darf nicht verpasst werden, auch wenn der Weg dorthin schwer ist. Um kurz nach 7 Uhr kommen wir in Oderbrück an. Parkplatz voll. Etliche andere Menschen hatten die gleiche Idee, sind alle zum Brocken aufgebrochen. Am Königskrug ist noch kaum jemand unterwegs.
Ich kriege kaum Luft. Sie fährt mir eisig in die Lunge. Meine Nase brennt. -10 Grad, gefühlt noch kälter. 2,0 km sind es vom Parkplatz auf den Achtermann. Während wir an Höhenmetern gewinnen, steigt mit uns langsam die Sonne. Sie lässt sich schon erahnen. Auf der rechten Seite färbt sich der Himmel rot, links ist er nachtblau und vom Mond erhellt. Die Kontraste der Zeiten ist wunderschön.
Irgendwann habe auch ich es nach oben geschafft. Ein paar Menschen sind schon hier und erwarten das Spektakel. Kurz drehe ich mich Richtung Sonne. Bei meiner nächsten Drehung zurück sind es plötzlich ca. 30 Menschen mehr. Und sie reden und reden.
Im Moment ist jede Abwechslung, jede Schönheit der Natur für mich notwendig, um Akkus aufzuladen. Im Moment ist Urlaub nicht drin. Fliegen sowieso nicht. Aber manchmal muss man gar nicht in ein Flugzeug steigen, um über den Wolken zu sein.
Langsam, ganz langsam steigt die Sonne über die Wolken. Der Himmel färbt sich vom tiefen Blau der Nacht, zu Pastellfarben des Morgens. Meine Hände frieren zunehmend ab. Meine Finger schmerzen. Ich sehne mich nach warmen Tee. Mein Rhythmus spielt sich schnell ein: Zwei Fotos machen, Handschuh wieder an. Immer und immer wieder.
Doch irgendwann greift die Kälte zu härteren Mitteln. Meine Finger sind okay, aber die Füße werden vom Stehen zu Eisklötzen. Ich muss mich bewegen. Mit gefrorenem Körpern machen wir uns wieder an den Abstieg. Zuerst war ich traurig, dass es schon wieder vorbei sein sollte. Denn das frühe Aufstehen und der Aufstieg hängt mir noch in den Gliedern, aber der Weg hinunter versprach noch einige herrliche Ausblicke.
Ich habe viel gemeckert an diesem Morgen. Aber ich habe auch viel genossen. Die Sonne zum Beispiel so sehr, dass ich jetzt einen Sonnenbrand habe. Eine kleine Erinnerung, die sicher die nächsten Tage noch auf den Wangen glüht.
Und dann saß ich wieder im Auto. Die Loipen waren gesperrt, die Parkplätze gerammelt voll. Etliche Menschen zieht es noch immer hier her. Ich kann es verstehen, denn die Gegend, die Natur, dieses Wunder ist einfach atemberaubend. Aber es sind zu viele Menschen. Zu viele Langläufer, auch ohne Loipe. Sie machen keinen Platz, sie halten keinen Abstand. Es wird Zeit die Autoscheibe von innen frei zu kratzen und hier zu verschwinden.
Sehr schöne Fotos, tolle Stimmung! Da hat sich das frühe Aufstehen gelohnt – aber früh morgens ist wahrscheinlich auch die einzige Zeit, in der man sich dort nicht gegenseitig auf die Füße tritt 😘 Es ist irgenwie verrückt, dass alle immer an die gleichen Plätze fahren (Oderbrück, Oderteich, Torfhaus …) wo der Harz doch so viel größer ist und überall Schnee liegt. Liebe Grüße von Andrea
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Danke 🙂 Ja, das stimmt. So gegen 10 Uhr wurde es dann schon ziemlich voll. Das sie alle immer die gleichen Anlaufstellen haben, wundert mich auch. Für uns war’s schnell Zeit dort zu verschwinden und dann doch lieber an unbekannteren Orten wandern zu gehen.
Liebe Grüße
Ines
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Wären die Leute fähig Abstand zu halten und Menschenansammlungen zu meiden, dann hätten wir weniger Infektionen und vielleicht längst keinen Lockdown mehr…
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Das sehe ich auch so. Es wurde dann wirklich ziemlich bald, ziemlich voll. Da waren wir dann auch schnell wieder weg.
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Wunderschöne Fotos sind Dir da mal wieder gelungen. Aber das ist bestimmt Überwindung, so früh aufzustehen, kann ich mir vorstellen. Hier war es heute seit Tagen wieder mal sonnig und endlich trocken kalt statt diese nasse Kälte bei Plusgraden wie MItte der Woche.
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Danke! Ist es auf jeden Fall. Man ist ja schon auch noch ein bisschen vorab im Auto unterwegs. Das Wetter macht gerade seltsame Sachen. Die Kälte ist mir da schon beinahe lieber. Und über Sonne beschwere ich mich ja eh nie 🙂
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Ganz tolle Stimmungen die du da präsentierst. Da wünsche ich mich gleich mal hin – aber erst wenn der Schnee hier geschmolzen ist.
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Das war auch wirklich mal wieder ein wahres Wunder. Bin gespannt, wie lange der Winter noch sein wird.
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