Das Wetter zeigte sich von der besten Seite. Strahlender Sonnenschein und ca. 20 Grad waren angesagt. Also nichts wie los. M hatte schon im Vorfeld nach Klettersteigen recherchiert und kundgetan, dass er ganz unbedingt einen machen wollen würde. Für mich war klar: Kein zu schweren Steig auszuwählen, da mein Kopf ja doch häufig mal blockiert. Funktioniert hat die Warnung im Vorfeld nicht so gut. Alleine der Weg zum Stieg war eine Herausforderung.
Es ging mit dem Bus nach Nesselwängle. Hier stand uns ein ca. 3-stündiger Aufstieg zur Roten Flüh bevor. Ihr könnt euch vorstellen, wie begeistert ich war. Der Aufstieg hatte es wirklich in sich. Auf dem schmalen Serpentinenweg ging es für uns erst mal bis zur Gimpelhütte. Hier konnte eine Verschnaufpause eingelegt werden. Die brauchte ich auch dringend. Dann fehlte noch der restliche Anstieg von ca. 1,5 Std. Der Weg führte hinauf und versprach spektakuläre Aussichten.

Irgendwann, kurz vor der Spitze, wurde der Weg dann richtig abenteuerlich und steil. Hier halfen schon einige verbaute Drahtseile, um den Aufstieg zu schaffen. Als wir dann endlich oben angekommen waren, hatten wir auf den Nachbargipfel eine wunderschöne, freie Sicht.

Wie die Dimensionen der Berge sind und wie klein man eigentlich ist, sieht man meist erst auf den Fotos. Winzige Gipfelkreuze, winzige Menschen. Es ist fast wie ein Suchbild. Auch wir waren wahrscheinlich an unserem Gipfelkreuz genau so winzig. Erst einmal gab es hier eine Pause. Die musste sein. Ein paar Kekse, ein paar Nüsschen. Dann den Gurt anziehen, den Helm aufsetzen, das Steigset befestigen, Handschuhe an. Nach drei Stunden Aufstieg war ich wenig erfreut über kommenden Klettersteig. Allerdings ging es erst einmal nur bergab. Und die Aussicht versprach so viel schönes!
Der Trugschluss fiel uns nach ca. 20 Minuten Weg auf. Nachdem wir immer schön gesichert bergab stiegen, lag plötzlich eine Eisentreppe vor uns. Ich möchte kurz erwähnen, dass am Tag vorher ein Dauerregen herrschte. Nachdem die Steine einigermaßen getrocknet waren, wurde deutlich, dass die Eisenstufen definitiv nicht so schnell hinterherkamen. Zudem war dies der erste Abschnitt des Weges, welcher nicht gesichert war.

Man sah nicht einmal, wo der Weg eigentlich endete. Er führte einfach in eine Felsspalte hinein, ohne erkennbares Ende. Ich hatte einen kurzen Mutausbruch. Meine Beine zitterten zwar wie Espenlaub und jeden Schritt machte ich übervorsichtig, immer noch einmal prüfend, ob mein Schuh und meine Hände noch genug Halt hatten. Mittendrin kam eine so große Lücke, dass ich mich kurzfristig an einer Stufe sicherte, weil mir der Abgrund unter mir nicht geheuer war. Als ich unten in der kleinen Schlucht stand und nach oben sah, war ich vollgepumpt mit Adrenalin. Zum Glück berichtete A im Nachhinein ebenfalls, dass auch er ziemlich gebibbert hatte.

Nachdem wir den Weg nach unten geschafften hatten, folgten schmale, aber abgesicherte Pfade auf dem Kamm des Gebirges. Hier machte der Abstieg wieder Spaß. Man fühlte sich, nur wegen des Seils und des Steigsets, sehr sicher. Rechts und links gingen die Bergwände steil bergab. Aber das konnte mir nichts mehr anhaben.

Zu früh geprotzt, würde ich behaupten. Nach der entspannten Kurve nach noch ein schöner entspannter Gratweg. Hier legten wir noch eine kurze Trink- und Esspause ein. Vor allem konnten wir von hier aus allerdings gut sehen, was wir an Weg schon alles zurückgelegt hatten.

Nun standen wir also ein Stelle, an der der Aufstieg beginnen sollte. Klingt erstmal ganz nett. Die erste Hürde war jedoch schon, sich an dem steilen Bergrücken hinauf zu ziehen und einen gewagten Schritt am Abgrund zu machen. Tjoa, da war’s bei mir erstmal vorbei. Mein Kopf blockierte total und ich war kurz davor den Notausstieg zu nehmen. Nach 20 Minuten hin und her diskutieren, holten uns zwei Menschen ein und berichteten vom Weg (sie hatten diesen vorhin als Abstieg gemacht). Er sei möglich. Nur die erste Stelle sei besonders fies. Ich würde das schon schaffen. Also Mut zusammengenommen, M vorgehen lassen und mich den Berg hinaufgeprügelt.

Zwischendrin gab es tatsächlich noch ein paar fiese Stellen und es wurde deutlich, warum der Steig nur für Geübte empfohlen wurde. Aber letztendlich schaffte ich es nach oben. Bis auf’s Gipfelkreuz des Schartschrofens. Mir zitterte der ganze Körper. Ich stand dort und konnte gar nicht glauben, dass ich es geschafft hatte. Drei Stunden Aufstieg, zwei Stunden Klettersteig. Die Reise war noch nicht zu Ende. Da wir die Bahn talwärts nicht mehr bekamen, mussten wir 1,5 Stunden zurück zum Campingplatz laufen. Alter Falter sag ich da nur.
Als wir glücklich und total erschöpft ankamen, fiel uns auf, dass die Sonne ihr bestes gegeben hatte: Keiner von uns blieb von einem Sonnenbrand verschont. Trotz mehrmaligen Eincremen. Wir waren wohl einfach zu lange zu hoch gewesen.