Roadtrip Part IV: Von Jasper nach Banff (288 km)
Nach unserem Jasper Aufenthalt, der wohl gemerkt viel zu schnell vorüber war, brachen wir nach Banff auf. Wieder ging es über den Icefield Parkway. Obwohl wir die Strecke nun schon zur Hälfte kannten und eigentlich möglichst zügig bis hinter das Infocenter durchfahren wollten, konnten wir einfach nicht nicht stoppen. Also verlief der Vormittag mit kleinen Pausen auf den Parkplätzen mit der herrlichen schönen Aussicht. Mal für ein zweites Frühstück, mal zum Zähneputzen, mal zum einfach kurz Beine vertreten.

Es war einfach schön wieder auf der Straße zu sein. Ganz besonders herrlich war es die ersten Stunden, da wir wieder einmal so früh unterwegs waren, dass kaum ein anderes Auto unseren Weg kreuzte. Nur ab und an trafen wir Weggefährten (darunter auch Deutsche) auf den Parkplätzen, die netter Weise Fotos von uns machten. Wir genossen also erst einmal die Ruhe in vollen Zügen.

Tangle Creek Falls
Ich hätte am liebsten ständig gefragt: Wie schön ist dieses Land? So ungläubig war ich über die Weiten, über die Farben, die Landschaft. Wir folgten der Straße und hielten für einen kurzen Abstecher bei den Tangle Creek Falls. Diese waren am ersten Tag unseres Icefield Parkways Erlebnis nämlich so von Menschen überlaufen, dass wir keinerlei Lust hatten uns noch mit auf die etlichen Bilder zu stellen, die dort gemacht wurden. Jetzt konnten wir ganz alleine hier stehen und schauen, wie schön der Wasserfall sich zeigte.

Mistaya Canyon
Sobald wir Canyon lasen, waren wir immer direkt Feuer und Flamme. Und das mussten wir auch sein, denn das Wetter zeigte sich ausnahmsweise von der aller schlechtesten Seite: Es regnete immer wieder. Ein Glück für uns, das wir den Tag weitestgehend mit Fahren und somit im trockenen Auto verbrachten. Für den Canyon stiegen wir dann aber doch aus, liefen den etwas weiteren Weg hinab. Die Menschen die uns entgegen kamen prophezeiten großes: It is worth it. Okay, dann also hinunter. Mittlerweile hatten sich die Wege gefüllt. Auch am Canyon angekommen bemerkte man das. Menschen liefen über die Steine, auf den schmalen Pfaden und standen auf der Brücke herum.

Nichtsdestotrotz war dieser Canyon seinen Weg wirklich wert! Auch den einsetzenden Starkregen konnte man auf dem Rückweg verkraften, denn es lohnte sich wirklich. Jeder Schritt. Deswegen blieben wir auch ein bisschen länger, blendeten die anderen Menschen aus und freuten uns darüber, was die Natur alles zaubern konnte. Noch heute formen die Wassermasse die Steine. Und wer genau hinguckt, erkennt auch die Menschen im Hintergrund und kann dadurch vielleicht die Größendimensionen erahnen.
Peyto Lake
Mein Bruder war über das erneute Aussteigen eher weniger begeistert. Irgendwie freundete er sich jedoch bei der Parkplatzsuche über Blickkontakt mit dem Typen hinter uns an. Wie auch immer das funktioniert. Wir standen übrigens mitten an der Straße, da der reguläre Parkplatz bis oben hin gefüllt war. Als wir los liefen nieselte es nur ein wenig. Als wir in die höheren Wegesabschnitte kamen, wandelte sich der Nieselregen in Schneeregen. Wie kalt war es hier? Wie hoch waren wir überhaupt? Das Gute daran, das es schneite, war, dass die meisten Menschen schnell ihren Rückweg antraten und wir somit einen fast ungehinderten Blick auf den See hatten. Ich muss sagen, dieser See faszinierte mich seiner Farbe wegen am allermeisten. Wie funktionierte das?

Ich war mir fast sicher, dass das nicht mit rechten Dingen zu ging. Selbst Gletscherwasser konnte doch wohl nicht so eine Farbe haben. Wahrscheinlich färbten die Kanadier ihre Seen extra für die Touristen ein.
Waterfowl Lake & Bow Lake
Der Icefield Parkway auf seinen letzten Kilometern. Bevor wir ihn dann schweren Herzens Richtung Yoho National Park verließen, kamen wir noch am Waterfowl Lake und am Bow Lake vorbei. Wer die letzten Einträge gelesen hat, weiß ja mittlerweile, dass ich von Seen und Wasser (aber auch Bergen und Bäumen) nie genug bekommen kann. Diese beiden Seen ließen mein Naturkindherz noch einmal in die Höhe schnellen.


Vielleicht musste ich nur fest genug mit den Händen aufs Herz drücken, dann würde ich es sicher nicht hier verlieren. Mitten in Kanada. Aber als ich das dachte, war es sowieso schon zu spät. Es war seit Tagen verloren. Irgendwo zwischen Holz, Wiesen, Bergen und Wasser. Unauffindbar. Es hatte die schönste Zeit seines Lebens. Es wollte gar nicht gefunden werden.