Früher als Kind hätte mich meine Mutter zum Spielen zu den Nachbarskindern geschickt. Hauptsache raus. Entweder auf den Spielplatz oder in den Wald. Ich wäre mit dem Hund der Nachbarsfreundin spazieren gegangen und wäre abends glücklich nach Hause gekommen. Heute schicke ich mich selber zum Nachbarsjungen.
Es ist merkwürdig dich nicht da zu sehen, wo du für mich hingehörst: Auf deinen Balkon, den ich von unserem Fahrradschuppen aus sehen kann. Wie oft standest du im Sommer da und lächeltest mir freundlich zu, nachdem ich mein Fahrrad abgestellt hatte. Unzählige Male. Jetzt stehst du plötzlich in der Boulderhalle vor mir. Nicht überraschenderweise, sondern ganz geplant. Viel klettern waren wir nicht an diesem Abend. Eigentlich haben wir nur auf dem Sofa gesessen und uns kennengelernt. Lebensgeschichten im Schnelldurchlauf ausgetauscht.
Wenn ich jetzt nach Hause komme, erwarte ich häufig dein Gesicht auf dem Balkon zu sehen. Stattdessen bist du viel beschäftigt. Immer unterwegs. Ich sitze manchmal vor der Haustür und warte darauf, das irgendetwas passiert. Wie damals. Da hatte immer jemand Zeit. Aber nichts ist mehr wie früher. Man kann sich nicht einfach auf die kalte Stufe setzen und so tun, als wäre man verabredet. Schon gar nicht, wenn der andere davon gar nichts weiß. Das hat man schließlich per Whats App anzukündigen. Deine Kater streichen mir um die Beine. Sie scheinen dich ebenfalls zu erwarten. Die beiden Fellknäule lassen mein Herz höher schlagen. Manchmal ist das Glück nicht weit entfernt und manchmal kann es schnurren.
O h a !
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