Quotenfrau

Es hat ewig gedauert. Ewigkeiten! Fast ein dreiviertel Jahr ist vergangen, seit dem wir gesagt hatten: Lasst uns doch mal in den Pott fahren. Jetzt haben wir es tatsächlich geschafft. Wie wir damals auf die Idee gekommen sind, weiß ich nicht mehr. Aber die kuriosesten Ideen sind meist die besten.

Am Freitag ging es also mit meinen drei Kollegen (und mittlerweile guten Freunden) auf nach Essen. Essen ist nicht besonders schön. Wer als Frau mit Männern wegfährt, muss sich auf einiges gefasst machen.

  1. Es wird immer über Frauen gesprochen. Immer. Ob die nun anwesend sind oder nicht, aber alle 5 Minuten erwähnt dann doch noch einer mal die Frauen. Wenn nicht über Frauen gesprochen wird, dann
  2. Über die Arbeit. Vor allem, wenn sie den gleichen Beruf haben und in der gleichen Klinik arbeiten. Ob nun kleine Witzeleien über die restlichen Kollegen oder doch lieber die Patienten, die bei irgendwelchen Studien oder MRTs, CTs oder ähnliches vergessen wurden. Abschalten fällt Ärzten scheinbar schwer.
  3. In Männergruppen, bestehend aus drei Leuten, gibt es immer einen totalen Verpeilo. Jemand der alles vercheckt. Zum Beispiel, dass wir uns gar nicht mehr in Essen sondern schon in Dortmund aufhalten. Dann gibt es auch immer den absolut Extremen: Jemand, der sich die schärfste Soße auf den Burger kippen muss und am liebsten den ganzen Tag nur Fallschirmspringen will. Im Kontrast dazu steht der zwanghaft Rationale. Jemand, der den Durchblick hat und die Gruppe dadurch ausgleicht und zusammenhält. Wenn der verloren geht, ist das Chaos groß.
  4. Als Frau wird man immer scheiße angeguckt, wenn man mit Männern unterwegs ist. Vor allem von Frauen. Vor allem dann, wenn die auch noch gut aussehen. Ob man nun in der Bar abschätzig begutachtet wird, wenn man gleich mit drei Männern am Tisch sitzt und die Frauen nicht verstehen, dass man nur mit denen befreundet ist oder wenn der zwanghaft Rationale an der Tankstelle zu einem ins Auto steigt. Ist immer amüsant zu sehen, wie kleine Teenies ihn anloven und mich dann haten, sobald sie merken, dass er nicht alleine unterwegs ist. Alleine dafür lohnt es sich.
  5. Egal, welche riesigen Portionen man im Restaurant bestellt, sie werden immer leer gegessen. Weil sich immer einer findet, der deine Reste aufisst.
  6. Männer tratschen, lästern und quatschen mehr als Frauen. Absolut bewiesen. Oder ich bin keine sehr tratschende, lästernde und quatschende Frau. Möglich, dass es auch daran liegt.
  7. Sie shoppen auch viel lieber als Frauen. Zumindest genau so gerne. Vielleicht habe ich auch nur drei sehr modebewusste Exemplare rausgesucht.
  8. Im Auto muss IMMER die Fußball Live Übertragung laufen, oder wenigstens eine Hymne des Lieblingsvereins. Nur doof, wenn Schalke- und BVB Fans zusammen im Auto sitzen. Samstags ist Konferenztag. Egal wie langweilig die Spiele sind, es muss zumindest mal kurz ein Blick in die Sportsbar geworfen werden. Wahrscheinlich wären sie auch ins Fußballmuseum gegangen, wenn das Shoppen dann nicht doch etwas reizvoller gewesen wäre.
  9. Dinge wie Zoobesuche oder Schwarzlichtminigolf werden erst mal grundsätzlich als langweilig abgetan. Am Ende sind dann aber die Männer am begeistertsten davon. Ohne es zuzugeben natürlich.
  10. Es wird immer das fancy Restaurant oder die abgefahrenste Bar rausgesucht. Nur bitte keine Tourifalle. Das geht gar nicht.
  11. Angeblich haben Männer ja den perfekten Orientierungssinn. Konnte ich noch nie bestätigen. „In welcher Richtung steht jetzt unser Auto?“, „Wir sind bestimmt mind. 10 km vom Auto weg.“ Nein, eigentlich sind wir die ganze Zeit nur im Viereck gelaufen, aber man kann sie ja mal in dem Glauben lassen…

Vielleicht nehmen sie die Quotenfrau auch nur mit, um nicht irgendwen auf dem Weg zu verlieren. Fehlt einer, wird halt mal die Frau losgeschickt. Bin schon begeistert davon, dass sie die Fahrten dann doch noch organisiert bekommen haben. Immerhin haben sie es nach einem dreiviertel Jahr ja auch geschafft, mal Zeit zu finden. 24 Stunden Power-Pott-Wochenende, yes.

8 replies to “Quotenfrau

  1. Das klingt doch aber trotzdem gelungen. Bei drei gutaussehenden Ärzten habe ich gleich Bilder von Derek, Mark und Owen von Grey’s Anatomy im Kopf… Merkt man dass ich das ein bisschen suchte? 😀

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  2. Ich habe so ungefähr bei jedem Punkt mindestens eine männliche Person aus meinem Freundes-/Bekannten-/Familienkreis zuordnen können oder konnte auch mich selbst wiederfinden – siehe der Punkt mit der Bar. Verrückt 🙂 Klingt aber nach mindestens guten 24 Stunden 🙂

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  3. Hört sich nach einem guten Trip an 🙂 Und ich denke irgendwie an Deinen letzten Eintrag: tendiere nach wie vor zu Taube: intelligent und hat Orientierung. Die Jungs wissen schon, warum Du mit dabei warst :-))

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  4. Hehe, klingt irgendwie wie der Anfang von einem Horrorfilm. Hätte nur gefehlt, dass ihr anstatt in den Pott in ein Waldstückchen mit einer abgelegenen Hütte fahrt. Die Charaktere passen auch irgendwie dazu. Der Verpeilte, der Draufgänger und der Vernünftige und natürlich die Quotenfrau. ;-p

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