Roadtrip Part IV: Fort Lauderdale – Everglades – Fort Lauderdale – Miami Beach
Das vorletzte Mal auschecken. Das Hotel verlassen, in dem wir uns am wenigsten wohlgefühlt hatten. (Abgesehen vom Hostel in NY, versteht sich.) Unsere Koffer sind gepackt, das Auto beladen. Es kann losgehen in die Everglades. Über die Everglades habe ich ja schon einiges gehört. Ein Touristenmagnet und National Park gleichzeitig. Airboats, die die Alligatoren vertreiben. Ich wäre so gerne mit dem Kanu gefahren. Aber da die Angst vor Moskitos und den Drachen größer war als die Abenteuerlust und weil mich diese Reise schon recht ausgelaugt hatte, konnten wir auch mal etwas Ruhigeres machen.
Airboattour in den Everglades
Ruhiger wurde es natürlich nicht. Eigentlich war es sogar wirklich ziemlich laut, aber immerhin konnten wir sitzen. Erstmal jedoch regnete es. Glück für uns, denn die Airboats waren überdacht und bei Regen bekam man vielleicht auch nicht unbedingt so viele Moskitos zu Gesicht. Unser Kapitän (wie viele Captains hatten wir auf dieser Reise mittlerweile schon gehabt?) begrüßte uns, wies uns an NIEMALS die Hand aus dem Boot rauszuhalten und erzählte eine kleine Geschichte über sein Leben: Mit 6 Jahren zum ersten Mal mit seinem Opa in den Everglades gewesen, zerstochen von Moskitos, seitdem nie wieder nachts dort unterwegs, nun macht er das schon seit 44 Jahren. Das war sein Leben in Kurzform. Ich überlegte, ob ich irgendwem mein Leben so schnell erzählen könnte oder ob ich damit nicht noch schneller fertig werden würde als dieser Mann. Schließlich war er schon viel älter als ich und kam aus einer ganz gewöhnlichen dysfunktionalen Familie. Nicht weiter verwunderlich im guten, alten Amerika.
Mit uns saßen genau vier weitere Personen auf dem kleinen Boot. Und als der Motor, der ja eigentlich kein richtiger Motor war, angeworfen wurde, wäre ich vor Schreck fast in die Luft gehüpft. Das war ja echt noch lauter als erwartet. Wie sollte man da ein lebendes Tier zu Gesicht bekommen? All meine Befürchtungen waren für die Katz. Nachdem wir losgebrettert waren, übers Wasser flogen und supercoole Kurven nahmen, wurde das Boot auch schon wieder langsamer. Der Motor verstummte, Rick der Alligatormann, begann zu erzählen und da sahen wir sie: Die Alligatordame im Schilf. Und wir steuerten direkt drauf zu. Fluchtpläne gab es ja eigentlich nicht, aber trotzdem überlegte ich im Kopf schon, ob sich jemand freiwillig opfern würde. Aber der Alligator war seelenruhig, lag träge im Nest und beobachtete uns argwöhnisch. Sie war das wohl schon gewohnt. Wir erfuhren also viel über den Nesterbau, den Unterschied zwischen Alligatoren und Krokodilen und deren Reflexe und Jagdinstinkt. Ich vertraute diesem Burschen, der mit 6 Jahren eine Nacht in den Everglades überlebt hatte und seit dem sein Leben den drachen-, oder seiner Meinung nach vogelähnlichsten Wesen, gewidmet hatte.
Auf der ganzen Fahrt sahen wir vier weitere Alligatoren. Fuhren teilweise so dicht dran, dass wir nur hätten die Hand ausstrecken müssen, was ja strengstens verboten war, zudem auch ziemlich lebensmüde. Wir beobachteten riesige schwarze Geier am Ufer, Seerosen, die ihre Knospen noch nicht entfaltete hatten, Mangroven, hohes Schilf und Purpurhühner mit ihren Küken, die sogar aus lauter Neugierde aufs Boot hüpften. Es war, trotz dieser Lautstärke, eine so ruhige Gegend mit so viel wunderschöner Natur. Diese eine Stunde verging wieder einmal wie im Flug. (Lag bestimmt an der Airboatgeschwindigkeit.)
Danach taten wir uns halbherzig eine Alligatorshow an, die nicht weiter nennenswert ist. Ich bin ja für sowas sowieso nicht zu haben. Aber das Wetter hatte immerhin wieder aufgeklart. Der Parkplatz war mittlerweile gerammelt voll, die Leute standen Schlange, um auf die Boote zu kommen. Was hatten wir nur wieder für ein Glück!
Las Olas Beach & Sawgrass Mills Mall
Uns führte es dann zum Las Olas Beach zurück. Hier parkten wir, ließen die Schuhe im Auto und wollten endlich dieses tolle Wasser testen. In der Mittagshitze. Sehr schlau, wie sich herausstellte. Denn barfuß kam man nicht mal bis zum Wasser. Vorher hatte man sich schon die Füße verbrannt. Wie konnte sich denn bitte der Sand in so kurzer Zeit so schnell aufheizen?! Wieder einmal verbannte uns das in den Schatten. Bis die Wolken kamen. Bis unsere Parkzeit abgelaufen war und wir uns auf ins Shoppingvergnügen warfen.
Die Sawgrass Mills Mall ist wohl eine der größten Einkaufscentren in der Umgebung. Das glaubte ich auf’s Wort. Keine Wünsche blieben unerfüllt. Alle möglichen Geschäfte reihten sich aneinander, es war so riesig, dass wir uns im ersten Moment kaum orientieren konnten. Das Seltsame daran war: Hier waren fast nur Franzosen und Deutsche unterwegs. Uns störte es nicht. Wir schlenderten durch die Läden, gönnten uns einen Burger in der Cheese Cake Factory und machten uns dann auf den Weg nach Miami Beach. Der letzte und uns schon vertraute Punkt unserer Reise.
Meine Highlights
- Alligatoren ganz nah betrachten.
- Wieder was über die Tiere und Natur lernen.
- Airboot fahren (oder fliegen) in den Everglades.
- Zum Abschluss doch nochmal amerikanisch shoppen – fast wie im Film.
Das war ganz bestimmt ein spektakuläres Erlebnis !
So eine Airboot-Fahrt wollte ich auch schon immer mal machen.
Ich liebe ja Masuren (Heimat der Vorfahren), aber dort kann ich mir so etwas nicht vorstellen 😉
Liebe Grüße
Bärlinerin
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Das war es defintiv!
Irgendwann wird sich das bestimmt einmal ergeben und dann kannst du auch mit diesem Luftboot umherjagen. 😉
Liebe Grüße!
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Ich bin froh, dass Du „abenteuerndes Mädchen“ nicht opferbereit warst und Deine Hände schön brav bei Dir behalten hast … 😉
Solchen Tieren wirklich in der Natur zu begegnen, MUSS etwas sehr Imponierendes sein. Ich hoffe nur, dass die Alligatoren durch den Airboattourismus nicht letztlich doch irgendwie gestört und in ihrem Verhalten verändert werden. – Ich bin insoweit immer sehr kritisch und ganz bei dir, wenn Du sagst, dass Du etwa von einer „Alligatorshow“ nicht viel hältst.
Kennst Du übrigens die seltenen „Hanghühner“?
Das sind solche, deren eines Bein kürzer ist als das andere, damit sie auf Hängen geradestehen können und nicht umfallen.
Kennst Du auch die ebenfalls seltenen „Stepphühner“?
Die findet man auf zu heißem Sand an gewissen Stränden … – zwei, so wurde in den Medien gemeldet, seien vor wenigen Wochen am Strand von Las Olas Beach gesichtet worden … – *flüüüüücht* 😉
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Ich glaube es gibt Bereiche der Everglades, die vom Tourismus eingenommen sind und bei denen die Tiere sicher auch ihr Verhalten ändern. Bei sowas bin ich ja auch sehr kritisch, weswegen ich auch eigentlich Kanu fahren wollte – aber der Mann, der uns dadurch geführt hat, war jemand, der sein Leben diesen Tieren verschrieben hat.. Ich glaube das war schon ok. 🙂
😀 Von Hanghühnern und Stepphühnern habe ich auch schon gehört- sehr selten und kaum zu beobachten. Das die das sogar bis in die Medien geschafft haben, hui. 😛
Ich schick dir die besten Grüße!
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