Frühlingslied

Amseln sind wenig spektakuläre Vögel. Im Vergleich zu anderen Vögeln sind sie weder besonders groß, noch besonders bunt oder besonders niedlich. Sie haben keine Spannweite wie ein Adler, nichts mystisches wie eine Eule, kein buntes Federkleid wie der Eisvogel und sie sind auch nicht so klein und süß wie ein Goldhähnchen. Trotzdem verbindet mich mit den Amseln etwas. Im Sommer trällert sie auf unserem Balkon ihre Lieder. Morgens bei Sonnenaufgang zwitschert sie durch die ganze Straße. Ich höre sie mittlerweile überall heraus, egal welche Geräuschkulisse, egal wie viel Lärm drumherum tobt.

Heute brauchte ich mich nicht groß anzustrengen, um die Amsel zu hören. Bei einem kleinen Frühlingsspaziergang begleitete sie uns durch den Wald. Neben ihr Meisen, Rotkehlchen, Spechte und Kleiber. Wie ich das vermisst habe in den letzten Monaten. Das Rausgehen und die Natur bestaunen. Mit den Fingern an glatter oder rauer Baumrinde entlang fahren. Den Frühling beim Erwachen zuschauen.

Endlich ist die Zeit wieder da um Stehen zu bleiben. Das Gesicht in die Sonne zu halten. Zeit, um sich genauer umzuschauen. Eindrücke zu sammeln. Nicht gehetzt durch den Alltag zu laufen, Scheuklappen auf, die die kleinen Glücksmomente unsichtbar machen. Endlich wieder Zeit, um zu Staunen über all das Schöne in der Natur. Zeit, um zu Luft zu holen.