Wieder war es früh. Wieder mussten wir steile Steigungen mit dem Auto bewerkstelligen bis wir an unserem heutigen Wanderparkplatz ankamen. Dieses Mal war die Sonne schon etwas weiter oben am Himmel und somit über den Wolken. Los wandern war damit also noch nicht angezeigt. Erst einmal wurde gestaunt und fotografiert.
Der Pico Grande war heut unser Ziel. Nach dem Pico Ruivo hatten (vor allem meine Knie) wenig Lust noch einmal auf eine Bergspitze zu kraxeln und irgendwie wieder herunter zu müssen. Der Pico Grande soll allerdings einer der weniger hohen Berge sein und noch dazu wenig Leute auf seinem Weg haben. Letzteres kann ich nicht bestätigen. Erst joggten die Einheimischen hinauf und hinunter – sah für mich bei dem Weg ziemlich gefährlich aus – und auf dem Rückweg trafen wir einen ganze Ladung Menschen, die wohl vom Bus am Parkplatz ausgespuckt worden waren.
Ich hatte im Vorfeld schon ein bisschen was zu dem Weg in den Reiseführern gelesen und mich deswegen auch bisher davor gedrückt. Eine Wanderung mit schmalen, steilen Wegen, teils gesichert, teils nicht und ein Kletterstück zum Gipfel. Wenigstens regnete es nicht und Sturm oder Wind war auch kaum zu spüren.
Der Gipfel ist ein kleiner Gnubbel auf einem Bergrücken. Während der Wanderung hatten wir ihn eigentlich fast durchgängig im Blick. Zuerst verlief der Weg angenehm auf gut gesicherten Wegen am Berg entlang. Dann ging es erst einmal steil abwärts. Warum man immer erstmal runter muss, bevor man nach oben kommt, bleibt mir weiterhin ein Rätsel. Vor uns lag dann ein Bergrücken, auf dessen Grat der Wanderweg (auch hier gut gesichert) hinüber führte.
Weiter ging es durch gelbblühende Ginsterbüsche. Die Bienen waren scheinbar in bester Stimmung und liebten die Büsche und das sonnige Wetter. Der Duft von Eukalyptus schwebte durch die Luft und der Himmel zeigte sich vom feinsten Blau. Irgendwann zweigte unser Weg nach rechts auf einen schmalen Pfad ab. Dort begann der Aufstieg nach oben. Der Pfad war ziemlich schmal, an einer Stelle gesichert, danach jedoch nicht mehr. Ich suchte vergebens nach einer guten Pausenstelle, möglichst im Schatten. Kurz unterhalb des Gipfels (ich hatte mich schon ordentlich weit den Berg hochgeprügelt) wollte meine Lunge nicht mehr und ich ließ M alleine weiterlaufen.
Ein bisschen Sorge machte mir die Kletterpassage. Alleine der Gedanke an die 15 Meter hohe Rinne, ließ meinen Körper erschöpfen. Ich ließ mich also auf einem Steinplateau nieder und genoss die Aussicht. Von hier hatte ich einen tollen Blick auf die anderen Bergketten, den Pico Aireiro und den Pico Ruivo. Heute sah es doch tatsächlich so aus, als hätten sich mal keine Wolken an der Spitze verhangen.
Die Sonne zeigte ihre ganze Winterkraft. Ich musste aufpassen keinen Sonnenbrand zu bekommen. Der Wind ließ es jedoch gefährlich kühl wirken. Die Stille war allerdings das, woran ich mich am meisten zurückerinnere. Es war nichts zu hören. Die Berge schwiegen. In den Windpausen hätte man jedes kleinste Geräusch hören können. In solchen Momenten wird mir immer wieder klar, in was für einer lauten, hektischen Welt wir leben und wie schön die Stille sein kann.