Die Grenze nach Österreich passierten wir ohne große Vorkommnisse, ohne Kontrollen und ohne überhaupt jemanden zu sehen. Das einzige was wir sahen, waren der Inn und die Berge. Es ist schon irgendwie seltsam während Corona zu verreisen. Das schlechte Gewissen und die Vorsicht lassen sich nur schwer abschütteln.
Mit jedem Grenzüberschritt nach Österreich schlägt mein Herz mehr für dieses Land. Ich hab’s schon geliebt nach Wien zu reisen, habe die Woche letztes Jahr im Tannheimer Tal sehr genossen und war auch dieses Mal wieder voller Vorfreude.
Karwendel Camping
Große Pausen machten wir nicht mehr. Und dann waren wir endlich da. Der Campingplatz war angenehm klein. Wir machten uns erst einmal unbeliebt, in dem wir in die Mittagspause hineinpreschten und Getränke bestellten. Sie nahm es uns nicht übel, einchecken durften wir dann trotzdem.
Viel passierte an diesem Tag nicht mehr. Mit zufriedenem Blick auf die Berge und einem kleinen Spazierganz zum Achensee verflog der Tag. Das Zelt für L. wurde aufgebaut und die Wanderung für den nächsten Tag geplant.
Rotspitz
Da ich letztes Jahr ziemlich mit den Knien und Schienbeinen zu kämpfen hatte, wollte ich mich gerne langsam an die Berge gewöhnen. Wir müssen schließlich erst einmal miteinander warm werden. Tja. Ich lass mich nicht mehr belabern, hatte ich gesagt. Keine Späßchen mit gefährlichen Wegen mehr, hatte ich gesagt. Nicht so weite Wege mit so vielen Höhenmetern und langsam anfangen, hatte ich gesagt. Und ehrlicher Weise fing es gut an.


Wir starteten früh. Erst durch den Ort und dann den Berg hinauf. Die Luft war noch ziemlich frisch und die Wolken hingen in den Tannen. Eine mystische Atmosphäre entstand. Der Weg führte uns von der Talstation der Rofanbahn hinauf durch den Wald. Kühle Luft, viele Bäume, schmale Pfade und der Ausblick auf den Achensee und das Karwendel-Gebirge.


Bis hierhin alles tutti. Bis auf die Gewitterwolken, die sich hinter den Bergen langsam zusammenbrauten. Allerdings hatten wir mit dem Wetter wirklich durchgehend Glück. Für die gesamte Woche war nur Regen und Gewitter angesagt und stattdessen sind wir immer trocken und mit leicht sonnengeschädigter Haut wieder davon gekommen.
In der Morgenstunde liegt die Kraft. Und die Ruhe. Es waren noch kaum Menschen unterwegs, als wir die erste (unbewirtschaftete) Hütte passierten. Die Sonne lugte durch die Bäume, das Gras badete noch im morgendlichen Tau. Glitzer und Kunst wohin man sah. Die Menschen tummelten sich stattdessen alle eine Hütte weiter, an der Dafalzer Alm. Auch wir kehrten hier erst einmal ein, genossen den Blick ins Tal und eine kühle Holunderlimo. Ab da begann der Spaß. Hier hatte ich geplant die Wanderung gemütlich über den Wasserfall zu beenden und wieder ins Tal zurück zu steigen. Alle Vorsätze waren dahin. Punktimdunkeln wollte gerne auf die Rotspitz und ich schaffe es nicht, mich nicht belabern zu lassen.

Was soll ich sagen. Der Weg nach oben war steil. Meine Lunge drohte zu kollabieren (ich hatte mein Asthma-Spray nicht dabei) und die Sonne ballerte unermüdlich auf den Kopf (ich hatte auch keinen Hut dabei). Nach den ersten paar weiteren Höhenmetern war ich entschlossen umzukehren. Nach ein paar umgekehrten Metern, ging es dann doch wieder bergan und wir (oder eher ich) quälten uns auf die Spitze. Der Weg war jedoch ziemlich beschwerlich und kletterlastig. Die nassen Steine rutschig und der Abhang tief.

Kurz unterhalb der Rotspitz legte ich dann meine Pause ein. Erstmal sitzen und die Aussicht genießen. Das muss ich ja doch zugeben: Die anstrengenden Bergwanderungen halten die besten Aussichten parat. Und eigentlich dachte ich ja auch, dass die Wanderung nun so gut wie gegessen sei. Abgehakt. Endlich wieder runter. Tja, den Weg, den wir eigentlich gehen wollten, den gab es nicht mehr. Wir nahmen ihn trotzdem, nur um lebensmüde am Abhang zu balancieren und nach 200 Metern festzustellen, dass wir uns umsonst hierher begeben hatten. Also wieder zurück, balancieren, Knie anstoßen, Hitze verfluchen, zitternd auf kleinen Steinen stehend. Als wäre das nicht genug, mussten wir ja nun den bekannten Weg wieder hinunter. Auch hier: Kletterpassagen auf rutschigen Steinen, die meiste Zeit auf dem Po.
Achensee
8 Stunden waren wir unterwegs. Kilometer und Höhenmeter habe ich leider (oder vielleicht mit Absicht) nicht gezählt. Wir kamen nachmittags wieder im Ort an. Mein Körper hatte mich aufgegeben und verfluchte meine Inkonsequenz. Nach einer Dusche – es hatte übrigens auf dem Rückweg angefangen zu regnen – und einer Erholungspause reiste dann auch L schon an. Mann, war das eine Freude sie nach so langer Zeit wiederzusehen. Ein perfekter Moment um noch einmal zum See hinunterzulaufen und den Abend samt Sonnenuntergang zu genießen.
Die schönen Bilder machen Lust auf’s Wandern!
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Ich könnte auch direkt wieder los 🙂
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