Die Sonne lockte uns am ersten Tag aus dem gemütlichen Bus heraus. Mit dem Camping Platz hatten wir sehr viel Glück. Es waren noch einige Stellplätze frei und der Platz bot ein Hallenbad sowie sehr gepflegte, saubere Sanitäranlagen. In Österreich ist seit Mitte Juni keine Maskenpflicht mehr in geschlossenen Räumen. Für uns als Niedersachsen erst Mal eine Umstellung. Man gewöhnt sich doch schnell daran – auch an das Abstandhalten.
Ich pellte mich also motiviert in die Wanderklamotten und schnurstracks ging es den Höhenweg hinauf. In den Bergen zu sein, ist immer ein Gefühl von Freiheit. Die Dimensionen sind ganz anders, als man sie aus unserem flachen Land kennt. Österreich ist schon immer ein Ort gewesen, an den ich gerne zurückkehre. Immer wenn ich Richtung Italien fuhr, wollte ich eigentlich gar nicht weiter als Österreich. Vor allem von den Bergen hatte ich hier noch nichts gesehen.

Dann türmten sich die Berge hinter der Grenze sofort auf. Schnell war klar, dass dies eher ein Sporturlaub werden würde. Nichts mit in der Sonne braten und faulenzen. Ersteres taten wir dann unfreiwillig trotzdem. Am ersten Tag sollte es auf den Füssener Jöchl gehen. Aus Grän mit dem Bus rauszufahren, war keine Option. Von Grän aus starteten wir also auf unseren Berg (1874 m).

Auf halber Höhe, kurz vor dem steilen Anstieg Richtung Gipfel, überraschte uns dann der Regen. Ich hatte schnell gelernt: Auf den Wetterbericht ist hier kein Verlass. Eine Regenjacke hatte ich nicht dabei. Ich stakste also mit der viel zu großen Jacke von M den Berg hinauf. Oben angekommen, war wieder schönster Sonnenschein. Allerdings waren die Steine und Wege nun ziemlich rutschig.

Der Ausblick vom Füssener Jöchl war hingegen wirklich atemberaubend. Auch wegen des steilen Anstieges. Eigentlich war ich da schon ziemlich kaputt, aber ich vergaß vor allem wegen der Weite, den Felswänden, den Seen das Atmen. Als ich da so stand, wurde mir schnell klar, dass ich schon wieder viel zu lange nicht in den Bergen gewesen bin. Eine solche Schönheit kann nur von der Natur gemalt werden.
Läuferspitze

1958 m. Denn weil die Wege nun enger wurden und die vom Regen nass waren, suchte M sich den nächsten Gipfel aus. Ab auf die Läuferspitze. Diese thronte neben uns und versprach einen abenteuerlichen Aufstieg. Wir wurden nicht enttäuscht. Schmale Wege, Stahlseile zum Festhalten, rutschige Steine und steile Anstiege. Kurz vor der Läuferspitze wurde es mir dann doch etwas mulmig und ich wartete auf einem kleinen Wiesenvorsprung. Auch hier war die Sicht wunderschön. Aber Schönheit trügt und kann gefährlich werden. Ich trank in Ruhe meinen Tee und beobachtete den Rettungshubschrauber bei der Bergung zweier Verunglückter.
Letztendlich hielten wir uns sehr lange hier oben auf, da wir uns von der Aussicht nicht sattsehen konnten. Was mir an den Bergen besonders gefällt, sind die Almwiesen. Überall sprießen sie aus dem Boden – wunderschöne und seltene Pflanzen. Ganze Wiesen sind voll von Blumen und verleihen den grauen Steinen den Charme, den sie verdienen.

Die bunten Farbtupfer verteilen sich im Grün. Ich bleibe immer wieder mit den Augen daran hängen. Und dann entdecke ich sie. Trollblumen. Einmal habe ich sie schon im Harz gesehen. Eine ganze Wiesen voll davon. Ich war wie verzaubert. Umso glücklicher war ich hier beim Abstieg des Berges, als sie mir wieder begegneten.
Haldensee
Unser Abstieg vom Füssener Jöchl gestaltete sich schwierig. Auch hier waren die Wege sehr matschig, die Steine sehr nass. Bergabwärts ist für mich meist schwieriger als bergan. Meine Knie und Schienbeine machen schnell Faxen.

Nachdem wir in die Abschnitte des Waldes kamen, an denen die Steine noch rutschiger und die Wege noch matschiger wurden, landeten wir dann plötzlich auf der Kuhwiese. An diesem Tag war ich noch begeistert von den Überquerungen der Weiden. Da standen sie also. Die Bergkühe. Braun und grau und mit riesigen Glocken um ihren Hals. Natürlich mitten auf dem Weg.

Uns blieb nichts anderes übrig, als den Weg zu verlassen und mit Abstand an ihnen vorbei zu laufen. Immer auch aufpassend, sie nicht zu erschrecken oder in ihre Hinterlassenschaften zu treten.

Über die Gaststätte Adlerhorst führte uns der Weg bis hinunter in den Ort und somit auch augenblicklich an den See. Wir waren ziemlich kaputt, da dieser Weg nun doch eine größere Runde eingefordert hatte. Am See gab es erst einmal eine Erfrischung in Form von Eisschokolade und Apfelstrudel. Bevor es dann zurück nach Grän ging, hielt ich doch noch einmal kurz meine Füße in den kalten See. Die ganz abgehärteten Menschen, gingen auch schwimmen. Mir reichte eine Abkühlung an den Beinen.
Wegverlauf
Lumberg/Grän über Füssener Jöchl über Läuferspitze über Adlerhorst über Haldensee zurück nach Lumberg/Grän. Länge ca. 14 km
Läuferspitze nur mit Trittsicherheit und Schwindelfreiheit begehbar. Stahlseilsicherung vorhanden.
Füssner Jöchl auch mit der Seilbahn möglich. Kostenfreie Berg- und Talfahrt mit der Tannheimer Tal Card.
Mit den Tourenski rauf auf´s Füssener Jöchle ist vor Weihnachten immer mein Konditionstest. Das Tannheimer Tal ist eine schöne Ecke.
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