Der Wasserkocher blubbert vor sich hin. Ganz dumpf und leise höre ich meinen Vermieter in der Wohnung unter mir. Er hört Musik oder schaut Fernsehen. In meiner Wohnung gibt es einige Geräusche, die so vertraut sind. Nicht nur Geräusche sind hier gewohnt. Auch Gerüche, die Ordnung und Gefühle. In meiner Wohnung fühle ich mich zuhause. Seit fünf Jahren.
In Fulda hatte ich dieses Gefühl des Nachhausekommens nie. Auch das ist schon so lange her. Acht Jahre seitdem ich nach Fulda gezogen bin, fünf Jahre seitdem ich wieder in meiner Heimat wohne. Meine Stadt bleibt meine Heimat. Ob für immer oder nur für die nächsten Jahre, wird sich zeigen. Meine Eltern wohnen hier. Mittlerweile sogar auch wieder beide meine Großeltern – was mich unglaublich glücklich macht. (Grüße an Opi!) Meine Freunde haben hier Wurzeln geschlagen oder hatten sogar schon Wurzeln hier.
Wenn ich zurück schaue, ist in den letzten Jahren so viel passiert. Ob ich mir da jetzt Gedanken drüber mache, weil auf der Welt überall der Ausnahmezustand ausgerufen wird? Vielleicht schaue ich auch nur zurück, weil ich dieses Jahr beinahe dreißig werde. Ja, nur beinahe. Ein bisschen habe ich noch. Oder schaue ich zurück, weil ich in letzter Zeit meinen Blog durchforste und aussortiere und dabei auf uralte Einträge gestoßen bin?
Egal wie jung ich mich fühle, wenn ich auf die letzten Jahre zurück schaue, sehe ich, was ich schon alles erreicht, geschafft, überwunden und geleistet habe. Nicht nur das: Alles was ich erlebt habe. Ob positiv oder negativ. Schule gewuppt, einen Einstieg durch’s FSJ gemacht, erst mal das Falsche studiert, dann durch das richtige Studium durchgeackert, kurze Arbeitsphase von 2,5 Jahren eingelegt. Den Master drauf gesetzt und Arbeit parallel laufen lassen. Da lief viel Unzufriedenheit mit. Hätte ich da nicht den Ausgleich gehabt und gewusst, dass es endlich ist, wäre ich wohl zu dem Zeitpunkt daran schon kaputt gegangen.
Gerade ist schon wieder so eine sehr anstrengende Phase meines Lebens. Wieder ist die Arbeit nur ein parallel mitlaufendes Ding, um Geld zu verdienen. Und nebenbei läuft eine Ausbildung, die es wirklich in sich hat. Seit Oktober 2018 lasse ich mich zur Kinder- und Jugendpsychotherapeutin ausbilden. Seit Oktober 2019 behandle ich meine eigenen Patienten. Ich werde erwachsen. Man muss so kompetent sein. Alles wissen. Man hat so viel Verantwortung.
Vielleicht wird in einigen Jahren noch immer alles so vertraut sein. Es muss nicht einmal die gleiche Wohnung sein. Vielleicht wird wieder der Wasserkocher blubbern und die Nachbarn zu hören sein. Irgendwann dann werde ich mich sicher wieder zurück erinnern. An diese Phase meines Lebens, die jetzt gerade aktuell ist.
Während ich Deinen Eintrag hier gelesen habe, habe ich Dich, obwiohl wir uns nie gesehen haben, doch vor mir gesehen. Ich hatte und habe immer ein Bild in mir, wenn ich Dir schreibe. Und das tue ich ja nun schon lange.
Mein inneres Bild von Dir hat sich kaum verändert. Und obwohl ich die Lebensphasen, die Du hier skizziert hast, immerhin in groben Zügen mitverfolgen konnte und darin wirklich viel passiert ist, sehe ich Dich „wie immer“. – Dass Du es selbst so empfindest, erwachsen „zu werden“, ist das was Dich ausmacht. Und ich finde das schön, weil es mir so scheint als wenn Du dadurch jung bleibst, Dir eine gewisse Unbekümmertheit bewahrst, nichts von Deiner Abenteuerlust verlierst, obgleich Du an Jahren („älter“) wirst und auch mehr Reife erlangt hast. –
Deinen Charakter sehe ich eh‘ schon als lange gefestigt. Du bist Dir immer treu geblieben, vor allem hinsichtlich der Betrachtungsweise Deiner Umgebung, Deiner Einstellung zu Welt und Gesellschaft, Deiner Art Dich Menschen zuzuwenden, mit ihnen umzugehen. Und Du hast ungeachtet aller Hürden, aller Unzufriedenheiten, auch etlicher Phasen (berechtigter) Traurigkeit, die Deinen bisherigen Weg mitgeprägt haben, Deinen Grundoptimismus bewahrt. – Das ist in meinen Augen eine besonders große Leistung
Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du das weiter schaffen kannst, wünsche Dir dazu alle notwendige Kraft und Liebe, vor allem Menschen, die Dich positiv und aufrichtig begleiten.
Sternflüsternde Grüße an Dich, liebe Ines! 💚🌷
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Ach, ich bin so froh, dass du schon so ein langer Begleiter bist und so ein warmherziger noch dazu 🙂
Ich freu mich jedes Mal sehr über deine Worte. Die gehen meist runter wie warmer Honig. Danke dir dafür!
All diese guten Wünsche wünsche ich dir zurück. Von ganzem Herzen! ❤
Ganz liebe Grüße an dich!
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Ab und zu mal so zurückzublicken, ist doch klasse, Ines. Und die Zeit zwischen 20 und fast 30 ist halt auch wirklich die, in der eine Menge passiert. Ganz liebe Grüße!
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Das denke ich auch. Da passiert echt ordentlich was.
Ganz liebste Grüße an dich! 🙂
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