„Er war ein Idiot. Nur Idioten hatten Hoffnung.“
-B. Wells: Becks letzter Sommer
Meine Finger spielen mit den nassen Grashalmen der Wiese, auf der ich liege. Ich starre in den von Wolken verhangenen Himmel. Meine Gedanken springen von hier nach da und immer wieder zurück zu gestern.
Hallo, sagst du und erzählst mir aus deinem Leben. Hi, antworte ich und starre dich an. Als du deine kurze Geschichte über deine bisherigen Vergangenheit beendet hast, drehe ich mich um und wende mich etwas anderem zu. Fluchtinstinkt nennt man das. Es sieht wie Unfreundlichkeit aus.
Stein für Stein ziehe ich meine Mauer hoch, denn du bist mir viel zu nah, obwohl du immer nur mit den Augen zarte Berührungen verteilst. Außerdem kenne ich das Ende solcher Geschichten. Der Haken an der ganzen Sache ist in Neonfarben immer sichtbar. Dieser bittere, absurde Haken. Du lässt nicht locker, tauchst immer wieder neben mir auf, streifst kurz meinen Arm, nimmst meine Hand und legst dein Kinn auf meinen Kopf. So fühlen sich Mäuse, bevor sie von der Katze erwischt werden, denk ich noch. Ich würd gern noch bei dir bleiben, aber ich muss weiter, flüsterst du mir ins Ohr. Ich kann spüren, wie deine Lippen meine Haare streifen. Mit einer klitzekleinen Hoffnung schaue ich deinem Lockenkopf hinterher. Nur Idioten haben Hoffnung.
Sie müssen immer alle weiter und wenn sie weiterzogen, waren sie nie mehr gesehen. Das nämlich ist das Ende einer solchen Geschichte und der Grund warum die Angst in mir so groß ist und mit jedem Mal weiter wächst.
Zwanzig Minuten später tickst du mir zaghaft auf die Schulter.
Ich drehe mich nicht um, denn es ist einfacher mit der Angst zu leben, als mit der enttäuschten Hoffnung.
Mir gefällt dieser Text sehr, obgleich Du ein in spezifischer Weise für Dich gar nicht leichtes Thema darin behandelst. – Dieser Text, so spüre ich, ist sehr so geschrieben , wie Du fühlst – die Szene, die Du hier beschreibst hast Du so erlebt bzw. so gefühlt. Bilder und Worte sind ganz und gar Einheit.
Deshalb ist dieser Text etwas ganz Besonderes. Eine Geschichte. Aber ganz und gar keine beliebige.
Ich glaube, dass sie öfter so oder ähnlich vorkommt.Aber Du hast sie mit Deinen Zeilen, Deinen Bildern, auf den Punkt gebracht.
Das mag Dir als schmeichelhaftes, und zugleich sehr wenig tröstliches Lob scheinen. Und so magst Du es auch gar nicht so sehr als Lob nehmen, sondern viel mehr als meinen Respekt. vor der Art, wie Du schreibst, wie Du fühlst, vor Dir. Einen sehr anerkennenden, wertschätzenden, und, wenn das denn irgendwie geht, Dir beistehenden Respekt.
Ganz doll liebe Grüße an Dich!
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Ich nehme das aber sehr gerne als Lob und Kompliment an. Auch wenn du recht hast, es ist eine sehr komplizierte Geschichte. Ich arbeite gerade daran mich selber zu bessern. Nicht immer ist es gut Angst zu haben und lieber davor wegzulaufen, nur weil man ein paar Mal schlechte Erfahrungen gemacht hat.
Ich bin auch bei dieser Geschichte noch sehr skeptisch, aber ich werd mein bestes geben, ihm das zu kommunizieren. Wir kennen uns bisher nicht gut, aber trotzdem hat er schon vieles an mir durchschaut. Das macht es ein bisschen einfacher über die Angst zu reden.
Viele liebe Grüße!
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Mein Herz ist ein bisschen hin- und hergerissen. Das war wunderschön und poetisch. Und so, so, so traurig. Was für ein Fluch, zu glauben, dass man das Ende kennt. Tut man ja gar nicht. Nur all die bisherigen Enden, aber dieses, das da antizipiert wird: das kennt man nicht.
Und ey, Idioten sind ziemlich schlau, wenn sie Hoffnung haben. Damit lebt es sich tatsächlich viel leichter als mit Angst, wenn man einmal gelernt hat, sie festzuhalten, selbst dann, wenn sie einmal, zweimal, zu oft enttäuscht wurde.
Ich drück dir die Daumen für mehr Kommunikation und öfteres Umdrehen, wenn er dir auf die Schulter tippt. ♥
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Wie schön von dir zu lesen 🙂
Vielleicht hast du Recht: man kann das Ende nicht immer kennen, schon gar nicht, solange man es nicht erlebt hat. Das sind alles nur Spekulationen, die durch die bittesüße Angst natürlich im Vordergrund stehen. Ich muss also erst einmal wieder neu lernen ein Idiot zu sein und mir die Hoffnung zu behalten.
Vielen lieben Dank! ❤
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Probiere es doch mal mit „Idiotenmut“ 😉
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