Mit meinem Gesicht rücke ich ganz nah an die Scheibe heran. Fast soweit, dass meine Nase das Glas berührt. Es ist kalt draußen, eisig kalt. So kalt, dass ich den Winter durch die durchsichtige Mauer spüren kann. Sie strahlt auf meine Wangen aus. Waghalsig öffne ich das Fenster. Betrachte für zwei bis drei Atemzüge die Sterne. Dann ist es zu kalt, ich muss das Fenster wieder schließen.
Nur bei wirklich extremer Kälte ist der Nachthimmel so klar zu sehen. Mit all den kleinen Sternen und ohne jegliche Wolken. Selbst das künstliche Licht der Stadt macht ihnen nichts aus. Die Kälte pustet nicht nur den Himmel frei. Sie befreit auch den Kopf voll all den dunklen Gedankenwolken.
Diese Art von Wolken tummeln sich Abend für Abend, Nacht für Nacht in deinem Kopf. Sie klammern sich fest an Erinnerungen und Erlebten. Durchwirbeln alles wie ein kleiner Sturm, der das Papier vom geordneten Schreibtisch fegt. Zurück bleibst du mit all den losen Blättern, die im fahlen Licht in deinem Zimmer herumfliegen. Du kannst sie kaum erkennen, kannst sie kaum ordnen, weil die Gedankenwolken dir die Sonne verschleiern. Es ist dunkel.
Umso schneller sie ziehen, desto unruhiger werde ich. Jeder Gedanke gleitet mir einfach so davon, ohne das ich ihn groß zu fassen bekomme. Die Wolken entstehen nur in Stresssituationen, dann wenn sich alle Gedanken sammeln und vereinen. Ich gehe mit meiner Wange näher an die Scheibe heran, um das Eis durch die Mauer zu spüren. Das Dejavu kommt unererwartet. Es ist, als würde ich mit meinem Gesicht an deines heranrücken und mir würde durch die unsichtbare Mauer nur deine Kälte entgegen schlagen. Mittlerweile habe ich sie akzeptiert. Sie gehört genau so zu dir, wie sie zum Winter gehört. Und im Winter schlägt mein Herz einfach schneller.
Das ist sehr schön ge- und beschrieben. Oft bekommt das Traurige, das Schwere so eine seltsame, ganz eigenartige Schönheit, wenn sein Inhalt durch Federn, Noten, Pinselborsten geflossen ist. – Dein Text hier ist ein Beispiel dafür.
Ich wünsche Dir, dass das Schwere geht, die Schönheit bleibt.
Viele liebe Grüße!
LikeLike
Vielen Dank! Das unterschreibe ich: Viele Dinge sind traurigschön.
Liebste Grüße zurück!
LikeGefällt 1 Person
Ein sehr schön geschriebener Text. Vor ein paar Tagen bin ich abends nach Hause gelaufen und konnte meine Augen nicht von dem wunderschönen, klaren Sternenhimmel, genau wie du ihn auch beschrieben hast, lassen.
Liebe Grüße 🙂
LikeLike
Es ist wirklich herrlich! Wenn ich abends nun durch die Gegend laufe und es so eisig kalt und sternenklar ist, schaue ich mehr in der Luft herum, als wirklich dorthin wo ich eigentlich her laufe 😀
Liebe Grüße! 🙂
LikeGefällt 2 Personen
Wenn ich abends in meinem Bett liege oder hier auf dem Sofa auf meinem Lieblingsplatz, kann ich durch das Fenster in den Sternenhimmel schauen 🙂
Wunderschön geschrieben ♥
LikeLike
Vielen Dank! Und wie schön, dass du den Himmel also quasi immer sichtbar parat hast. (:
LikeLike