Rastlos

Vor langer Zeit habe ich M gefragt, ob er schon mal das Gefühl hatte, irgendwo angekommen zu sein. Genau das ist nämlich mein Problem. Ich stromere durch die Weltgeschichte. Sehe dieses und jenes und entdecke alles was nur geht. Die Neugierde lockt mich überall hin. Aber angekommen bin ich nie irgendwo. Nirgends.

Manchmal ist der Wunsch des irgendwo Ankommens so groß, dass ich meine innerliche Unruhe beinahe greifen kann. Es tut fast weh. Phantomschmerz. Die Unruhe treibt mich weiter. Lässt mich in diese Ecke und in jene Ecke der Welt reisen. Lässt mich neue Bekanntschaften schließen und lange Freundschaften auf Eis legen. Sie testet mich. Denn das Leben ist ein ständiger Wandel. Alles verändert sich. Wenn man denkt „jetzt bin ich angekommen“ kann das manchmal einfach ein Trugschluss sein.

Und dann antwortete M etwas, was mich zum nachdenken brachte. „Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt irgendwo ankommen will. Dann ist die Reise ja zu Ende.“  Stimmt. Ist das nicht das Ziel was man sich für später aufheben sollte? Sollte man nicht erst einmal die ganze Welt bereisen, verschiedene Jobs austesten, sich an die Grenzen bringen, unbestimmte Zeit mit dem und diesem Mann verbringen, bevor man irgendwo ankommt? Bevor alles passt.

Es gibt zu viele Möglichkeiten, um anzukommen. Zu viele Häfen in die man sich erst einmal treiben lassen muss, bevor man sagen kann, welcher der schönste und heimeligste ist. Egal, ob sich das nun auf den Wohnort, den Beruf oder die feste Bindung an einen Partner bezieht. Es ist ein Gegen-den-Strom-Schwimmen und sich selbst kennenlernen. Immer mehr. Stück für Stück. Denn wer sich selber nicht kennt, weiß auch nicht, was für eine Station er sucht. So fährt man eben von einer zur nächsten, steigt hier und dort mal aus dem Zug des Lebens aus, um neue Erfahrungen zu sammeln und sich am Ende zu sagen: War nicht das Richtige, aber es war es wert.

Denn wenn man ankommt, ist die Reise zu Ende.

5 replies to “Rastlos

  1. Schließt denn ein Ort, eine Welt, eine Heimat, in er man ankommt, weitere Aufbrüche aus? –

    Ich bin wahrlich nicht so rastlos, so viel unterwegs wie Du, aber finde ich nur deshalb die Vorstellung irgendwie schön, immer wieder irgendwohin zurückkehren zu können, immer wieder ganu dort anzukommen, von welcher Reise auch immer. – Ich stelle mir dass vor wie das immer wieder Einlaufen in den Heimathafen, dort wo man die Gerüche kennt, wo das Schreien der Möwen unverfälscht und einmalig klingt, wo der Dialekt der Menschen vertraut ist.

    Ich habe so einen PLatz auf andere Wiese gefunden als womöglich viele andere Menschen. Ja, seltsamerweise in mir, in meinem Herzen. Dort wo das Land meiner Träume ist, dort, wo die mir leibsten Menschen einen Platz haben, wann immer und so lange sie es wollen. – Und so bin ich auch nie allein dort …

    Ganz liebe Grüße, liebe Ines!

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    1. Es ist selbstverständlich auch immer wieder schön, an einen Ort oder zu einer Person zurückzukehren. Und von dort aus einfach wieder neu aufzubrechen, nur um dann wieder zurückzukehren. Da kann ich deine Gedankenänge sehr gut nachvollziehen. Du hast es so wunderschön beschrieben: Dieser Heimathafen, den man erst einmal finden muss und der dann einfach der schönste und sicherste Ort ist, auch wenn man trotzdem weiterhin gerne auf Entdeckungen geht.
      Das dieser Heimathafen dein Herz ist, ist eine ganz wunderbare Vorstellung! (:
      Liebste Grüße!

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  2. Ja, für irgendwas ist es immer gut. – Wichtig ist, daß man nicht sein ganzes Leben auf bahnsteigen verbringt, um mal im Bild zu bleiben.
    Das Schöne am ankommen ist, daß Du es gar nicht auf Anhieb merkst, angekommen zu sein. Es ist aber schön, wenn Du dort dann immer wieder ankommst – und zwar gerne. Weil Du bei jedem Ankommen erzählen kannst, wie es in der Welt so ist.
    Wenn Du angekommen bist, ist diese Reise eben nicht zu Ende. Du reist nur nicht mehr alleine.

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