Es ist Klatschmohnzeit. Meine Lieblingsblume, so zart ihre Blätter sind, so kräftig ist ihre Farbe. Jedes Mal wenn ich sie nun sehe, stelle ich mir vor, wie du dein rotes Hemd an hast und irgendwo auf der Wiese zwischen den roten Farbtupfern sitzt und gar nicht auffällst. Du willst nicht auffallen, auffallen fällt dir schwer.
Vor einer Woche habe ich ein Buch über Bindungsangst gelesen. Ich habe uns in jeder Zeile wiedergefunden. Danach habe ich deine Nummer aus meinem Handy gelöscht, weil ich es nicht ertragen konnte, das wir so unglaublich phobisch sind und das wir als Freunde scheiterten. Jetzt stehen ganz andere Probleme an erster Stelle, nicht unseres, nur deins. Habe deine Nummer wieder eingespeichert. Jetzt bin ich der Anker, du das Schiff auf der offenen See. Ich trete zurück, nehme Abstand, versuche dich zu fangen, wenn du wieder fällst.
Ich warte auf dem Rücken liegend mit ausgebreiteten Armen in dem Klatschmohnfeld. Sitze zwischen all den Blumen und warte darauf, dass du die Augen schließt und sagst, dass du meine Hilfe brauchst, weil du mir doch irgendwie vertraust. Ein ganz kleines bisschen. Wenn du dann neben mir liegst, gibt es nichts zu sagen. Schweigend verbinde ich mit dem Finger deine Muttermale auf deiner Schuler zum Sternenbild. Sie bilden den großen Bären. Manchmal bist du dieser große Bär, der, der bei Angst um sich schlägt und alles niederreißt, bevor er langsam wieder aufbauen kann.
Und ich warte zwischen dem ganzen Rot, zwischen dem ganzen Mohn. Es wird dunkel und der große Wagen glitzert am Himmel über mir. Genau da spüre ich deinen Fall. In der Nacht.
Klatschmohn sind tolle Blumen.
Ich guck mir diesen Satz an und möchte ihn am liebsten wieder löschen, weil … bitte? Was sagt er denn aus? Was soll das heißen? Und wieso sollte ich dir das sagen wollen?
Es ist nicht richtig, dass man manchmal die eigenen Probleme zurückstellen muss, um für jemanden da zu sein, wenn er ganz andere Probleme hat. Aber es wäre auch falsch, es nicht zu tun.
Es tut mir leid, dass es dir weh tun wird.
Es tut mir leid, dass du diejenige welche bist.
Aber ich bin stolz auf dich, dass du versuchst, ihn aufzufangen. Ob es dir nun gelingt oder nicht. Manchmal müssen wir das für Menschen tun, auch dann wenn wir nicht (mehr) ihre Freunde sein können.
Ich wünsche dir alle Kraft, die du brauchst.
Und ein bisschen Zeit, die Blumen zu genießen.
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Weil du genau so begeistert vom Mohn bist, wie ich? Vielleicht ist es eine kleine Gemeinsamkeit die wir da teilen, auch wenn der Satz so simpel klingt. (:
Ich stelle meine Probleme nicht wirklich zurück. Ich belaste ihn nur nicht damit, sondern suche alleine nach einer Lösung. Im Moment klappt das auch gut.
Das Problem ist, dass wir keine Freunde sein können, weil wir genau wissen, dass eigentlich mehr dahintersteckt. Aber für mehr schaffen wir es nicht, aus unseren jeweiligen eigenen Gründen. Ganz aufgeben kann ich ihn dennoch nicht. Und die Sache zu klären, dafür wäre einfach gerade der falsche Zeitpunkt.
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar und die Wünsche. (:
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