Wie lang man sich schon nach etwas sehnt, merkt man meist erst, wenn man es dann endlich wieder vor sich hat. Mir hat in den letzten Wochen die Natur so sehr gefehlt. Es war bombastisch warm-ach, wir wollen nicht untertreiben, ihr wisst alle, wie heiß es war. Alle haben die Augen verdreht und ich habe gejubelt. Pech, wenn der Kreislauf das nicht so witzig findet. Ich liebe den Sommer trotzdem!
Sonntagmorgens um 8 Uhr bin ich vom Regen wach geworden. Nicht von der brüllenden Hitze in meiner Dachgeschosswohnung. Ich habe meine Sachen gepackt, bin ins Auto zu meinem Bruder gestiegen und wir sind in den Harz gefahren. Zum Rauskommen. Zum Luftholen. Zum Wandern. Mein Bruder weiß nicht, wie es mir geht, aber ich habe immer das Gefühl, dass er es genau spürt und dann immer haargenau richtig interveniert.
15 km Wanderweg. Ich habe die Stille im Ohr und das Lachen meines Bruders. Der Nebel hat uns komplett eingehüllt. Wie in Watte gepackt. Er zog einfach auf, verschwand nicht mehr. Es tauchten Klippen vor uns auf, auf die wir kletterten. Die großen Zeterklippen. Zu zetern hatten wir allerdings nichts. Es gab nichts zu sehen von hier oben. Und trotzdem war es die schönste Aussicht seit langem. Mein Körper schrie nach einer Dusche. Meine Beine nach dem Bett.