What about our secret love, darling?

So gut wie jedes Buch und jeder Film beherbergt eine Liebesgeschichte. Offensichtlich oder tief versteckt. Aber eine Liebesgeschichte gibt es immer. Manchmal sitze ich dann über den Zeilen und sauge die Worte in mich auf. Ich mag eigentlich keine kitschigen Geschichten. Schon gar nicht, wenn sie ganz unrealistisch sind. Es ist ok, wenn Hobbits Ringe zum Berg tragen, wenn jemand sich in Bücher hinein und wieder hinauslesen kann oder wenn Strohmänner und Löwen plötzlich zu sprechen beginnen. Aber es ist nicht ok, wenn sich zwei Leute irgendwo auf der Welt treffen, mit Liebeskummer nach Hause fahren, um dann zu merken, das sie in der gleichen Stadt wohnen und beide nicht ohne einander leben können. Unrealistischer geht es ja wohl nicht. Da ist ja an einem Märchen von den Gebrüder Grimm mehr Wahres dran.

Zur Zeit lese ich das Buch „The Storyteller“ von Jodi Picoult. Ja, es ist eine Geschichte über Deutschlands Vergangenheit. Ja, so etwas hat man schon tausend Mal gelesen, gehört, in Dokus gesehen. Aber Picoult schreibt einfach anders. Einfach schöner. Viel mehr zum Nachdenken als andere. Und diese ganzen Blickwinkel und Perspektivenwechsel machen es unmöglich, das Buch wieder aus der Hand zu legen. (Gibt es das eigentlich schon in Deutsch?)

Natürlich ist auch hier eine Geschichte der Liebe geschrieben. Wie so oft, leben beide nebeneinanderher und wissen nichts von den Gefühlen des anderen. Wenn ich so etwas lese erwacht die Verkupplerin in mir. Ich möchte den nicht existierenden Personen am liebsten einen Schubs in die richtige Richtung geben. Manchmal bin ich so genervt davon, dass ich laut seufzen muss oder die Augen verdrehe. Und wenn ich mich dann genug darüber beschwert habe, wie lange das alles dauert, fällt mir ein, dass es bei uns allen wohl genau so ist. Das ist die Realität.

„There are words that feel shapeless and overused.
Love, for example.
I could write the word love a thousand times and it would mean a thousand different things to different readers.“

– Jodi Picoult // The Storyteller

Wenn sich zwei Leute treffen, dann schwirren sie ewig lang umeinander herum. Keiner will seine Gefühle zuerst preisgeben. Keiner will sich verraten. Es ist ein bisschen so wie ein Versteckspiel des Offensichtlichen. Man dreht sich im Kreis, man tanzt einen ahnungslosen Tanz. Nur weil man nicht weiß, was der andere denkt oder fühlt. Wie viele Leute hätten schon viel eher ein Paar werden können, wenn einer den ersten Schritt gemacht hätte? Wie viel Zeit dabei ins Land geht, wie viele Hoffnungen dabei sterben, wie viel Kraft das ganze verzehrt. Die Liebe ist ein hungriges Monster. Die heimliche Liebe ein nicht zu stillendes Biest.

Ob ich jemals den Mut finde werde ihm zu sagen, dass mir immer ein bisschen warm wird, wenn ich ihn irgendwo zufällig treffe? Ob es jemanden gibt, der gerade stillschweigen um mich herumtanzt? Was hindert uns eigentlich daran jemanden zu offenbaren, dass man ihn mag? Dass man all seine Zeit gerne mit ihm teilen möchte, ihn den ganzen Tag am liebsten reden hören würde und dieses Lächeln auch sieht, wenn man die Augen schließt? Eigentlich nichts und gleichzeitig doch alles. Wie kompliziert kann etwas ganz normales werden, wenn es einen selbst betrifft.

20 replies to “What about our secret love, darling?

  1. „Aber es ist nicht ok, wenn sich zwei Leute irgendwo auf der Welt treffen, mit Liebeskummer nach Hause fahren, um dann zu merken, das sie in der gleichen Stadt wohnen und beide nicht ohne einander leben können. Unrealistischer geht es ja wohl nicht. Da ist ja an einem Märchen von den Gebrüder Grimm mehr Wahres dran.“…

    da bin ich mir aber überhaupt nicht sicher, ines.
    ciao
    ralli

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    1. Oh, ich kann da auch nur mal wieder für mich selbst sprechen. Solche Romangeschichten kommen eher selten vor. Und denen, denen soetwas bezauberndes passiert, die können sich glücklich schätzen. (Also nachdem der ganze Liebeskummer rum ist, etc.)
      Aber das klingt, als kennest du jemanden, der solch eine Geschichte erzählen könnte?

      LG
      Ines

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  2. „Was hindert uns eigentlich daran jemanden zu offenbaren, dass man ihn mag? Dass man all seine Zeit gerne mit ihm teilen möchte, ihn den ganzen Tag am liebsten reden hören würde und dieses Lächeln auch sieht, wenn man die Augen schließt?“

    Das habe ich mich GENAUSO in meinen jüngeren Jahren auch immer wieder gefragt. Es gibt sehr viele Antworten auf diese Frage, nicht zuletzt solche, die in uns selbst, in unserem Charakter, dem, was unsere Persönlichkeit ausmacht, geschrieben stehen. – Nach meiner Einschätzung hat übrigens das wenigste davon mit Mut zu tun.

    Im Übrigen habe ich im Laufe meiner „lebenserfahrenden“ Jahre gefunden, dass dieses schwierige Offenbaren nicht nur ein Phänomen auf eine mögliche Liebesbeziehung bezogen ist. Es ist und bleibt ein Phänomen, wenn es um aufrichtige Freundschaft bezogen zwischen Männern und Frauen geht. Das ist auch sehr schade, hat freilich ganz sicher damit zu tun, dass aufrichtige, tiefe, ich sage auch INNIGE, Freundschaften zwischen Männern und Frauen sehr grundsätzlich nicht für möglich gehalten werden, ohnne „das da mehr ist“.

    Aber das ist ein anderes, wie ich finde allerdings ziemlich trauriges Thema.

    „Wie kompliziert kann etwas ganz normales werden, wenn es einen selbst betrifft.“

    Der springende Punkt ist wohl, dass DIESES Normale in jedem Fall immer auf seine Weise EINZIGARTIG ist. Das macht es so schwierig, das lässt uns zögern, zweifeln, in Unsicherheit verharren. Wir haben Angst vor einer möglichen Reaktion, die uns schon früh das Endgültige einer Aussichtslosigkeit aufzeigt, die wir nicht wahrhaben möchten, weil der Traum, den wir träumen zwar irgendwie quälend aber doch sehr süß ist.

    Ich weiß worüber ich schreibe und deshalb verstehe ich Dich gut, ja ich kann Dein Empfinden insoweit buchstäblich NACHFÜHLEN.

    Das nutzt Dir jetzt und überhaupt gar nichts, ich weiß, liebe Ines.

    Aber ich wollte Dich mit Deinen Gedanken auch diesmal nicht allein lassen …

    Viele schöne Grüße an Dich!

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    1. Schön zu wissen, dass es anderen ähnlich ergeht! Das ist sehr beruhigend. Das der Charakter eine große Rolle spielt, dass macht viel Sinn. Aber ein bisschen Mut gehört doch irgendwie dazu!

      Das ist wirklich sehr schade! Ich habe fast nur gute Freunde, kaum Freundinnen. Das jemand ständig vermuten würde, dass da „mehr ist“, würde die ganze Freundschaft kaputt machen und so bin ich sehr glücklich, dass die Freundschaften einfach so akzeptiert werden, wie sie sind. (:

      „Wir haben Angst vor einer möglichen Reaktion, die uns schon früh das Endgültige einer Aussichtslosigkeit aufzeigt, die wir nicht wahrhaben möchten, weil der Traum, den wir träumen zwar irgendwie quälend aber doch sehr süß ist.“ Das trifft es sehr, sehr gut! Haargenau eigentlich und voll auf den Punkt.

      Danke wieder einmal für das Teilen deiner Gedanken – es hilft immer sehr, deine Worte zu lesen!
      Vielen Dank und liebe Grüße

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  3. Ich denke, dass uns die Angst vor Zurückweisung daran hindert anderen unsere Gefühle zu zeigen.
    Besonders als junger Mensch ist man da sehr zögerlich.

    Mit dem „Alter“ lernt man dann vielleicht besser die Zeichen zu deuten 😉

    Es gibt bestimmt „Schmetterlinge“
    die Dich umflattern 😉

    Liebe Grüße
    Bärlinerin

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    1. Zurückweisung ruft die traurigsten Gefühle und Einsamkeit hervor – die Angst davor ist sicherlich ein sehr wichtiger Grund!
      Allerdings muss ich da wiedersprechen. Ich glaube als ich jünger war, ist es mir einfacher gefallen, das was ich denke irgendwem mitzuteilen. Jetzt wird es immer schwieriger. Aber vielleicht schließt sich der Kreis hier und wir sind wieder bei den Zurückweisungen. Wenn man davon einige erlebt hat, wird es immer schwieriger sich zu trauen.

      Vielen Dank!
      Und die besten Grüße.

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      1. 😀 😀 😀
        Jetzt muß ich aber richtig laut lachen, denn Du bist doch immer noch JUNG !
        Ich denke, dass es Kinder noch am leichtesten haben Freunde zu finden.
        Als Jugendlicher ist man dann schon auf der Suche nach Liebe, und Zurückweisungen hinterlassen ihre Narben.
        Es kann sein, dass man dann aus Angst davor nicht mehr wagt Gefühle zu zeigen.
        Oder man lernt eben im Laufe der Zeit (mit dem Alter 😉 ) die Zeichen besser zu deuten.

        Ich danke Dir für Deine immer neuen Gedanken 🙂

        Liebe Grüße,
        Bärlinerin

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      2. Schön, dass dich das amüsiert 😀 So alt bin ich noch nicht, das stimmt! Aber ich meine damit auch meine noch jüngere Zeit – ob mir das im Rückblick nur so einfach vorkam, oder ob es da wirklich einfacher war, kann ich gar nicht mehr genau sagen. 😉

        Ansonsten gebe ich dir natürlich sehr Recht!

        Liebe Grüße 🙂

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  4. Hallo liebe Ines,

    erst gestern Nachmittag haben mich ähnliche Gedanken beschäftigt. Zu einem wirklich hilfreichen Ergebnis, abgesehen davon, dass mir die Zeit davon läuft und es in meinem Fall wohl besser ist die Freundschaft nicht zu gefährden, bin ich jedoch nicht gekommen…

    Ich hoffe, dir ergeht es besser!

    Alles Liebe!

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    1. Wenn ein Mensch vor dir steht, gib ihm die Chance ein Freund zu werden.
      Wenn das Glück vor dir steht, gib ihm die Chance erkannt zu werden.
      Wenn die Zukunft vor dir steht, gib ihr die Chance erlebt zu werden.
      Wenn die Ungewissheit vor dir steht, gib ihr die Chance Gewissheit zu werden.
      Wenn die Vernunft vor dir steht, gib ihr die Chance aus dem Bauch zu entscheiden.
      Wenn die Liebe vor dir steht, gib ihr jede Chance der Welt!
      Verfasser unbekannt

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      1. Ach du Arme, das klingt aber gar nicht nach einem Happy-Ending! Ich drücke dir dennoch die Daumen – ganz fest! Vielleicht wendet sich ja dennoch alles zum Guten und es ist gar nicht so kompliziert, wie es aussieht?

        Herzlichen Dank für deine lieben Kommentare. Du findest wohl auch wirklich immer die richtigen Worte. (:
        (Das Zitat gefällt mir wieder einmal sehr!)

        Alles Liebe und festes Daumendrücken!

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      2. Tja Liebes, Happy-Ends sind nicht so mein Spezialgebiet… 😀
        Das wäre schön, ja, aber ich glaube nicht dran.

        Sagen wir mal so: Ich bemüh mich 😉
        Freut mich 🙂

        Auch dir Alles Liebe & selbstverständlich revanchiere ich mich hinsichtlich des Daumen drückens 😉

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      3. Da kann ich dir ein Lied von singen. Aber da es ja noch (hoffentlich lange) nicht das Ende ist, stehen die Chancen auf ein Happy End bei uns beiden noch gar nicht so schlecht, wie wir vielleicht denken. 🙂

        Danke für’s Daumen drücken (:
        Hoffentlich bringt es was!

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  5. ich bin ganz hingerissen von den worten, die du findest. ich glaube auch, dass ein großer teil dieses zurückhaltenden verhaltens mit der angst vor zurückweisung begründet ist. aber ich glaube, da spielt noch mehr rein. die angst vor veränderungen. die angst vor kontrollverlust. die angst vor dem verlust des kribbelns. die angst davor, dass die wirklichkeit nicht der fantasie entspricht. und vielleicht auch ein bisschen freude an der spannung, am verliebtsein, auch wenn es heimlich ist.

    so würde ich zumindest meine gefühle aus der zeit beschreiben, in der es mir so ging wie dir.

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    1. Danke dir. (:
      All diese Ängste die du da aufgelistet hast, stehen wohl ganz weit oben, sind immer präsent und doch möchte man sie eigentlich gar nicht wahrhaben.
      So wie du diese Gefühle beschrieben hast, treffen sie auf jeden Fall auch vollkommen auf mich zu. Genau diese Ängste und Sorgen bestehen irgendwie und eigentlich sind sie ganz schön albern, denn wenn man sie überwindet, kann doch etwas so schönes draus entstehen. Oder eben das Gegenteil und dann ist die Angst doch wieder größer der Mut über seinen eigenen Schatten zu springen.

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      1. aber was genau wäre so schlimm am gegenteil? wäre es wirklich so ein großer einschnitt, wenn es nicht klappen würde mit ihm? was würde schlimmes passieren? oder wäre es vielleicht nicht einfach eine chance, sich weiter zu orientieren? ich glaube, diese fragen sollte man sich mal ganz ehrlich beantworten.

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  6. Genau das ist es ja! Man schafft sich selbst Ausreden, irgendwas hält einen zurück, dabei sind diese Ausreden nicht akzeptabel. Man könnte sich für diese Feigheit manchmal selbst auslachen.

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