Es ist soweit. Oder besser gesagt: Gestern war es soweit. Den ganzen Tag habe ich Kisten gepackt, Möbel durch die Gegend geschleppt und den Sprinter vollgeladen. Anlässlich dessen möchte ich eine kleine Geschichte über einen noch kleineren Ort erzählen. Ein kleines Städtchen, welches die letzen drei Jahre mehr oder weniger mein zweites Zuhause war: Fulda.
Jetzt bin ich weg hier. Raus aus diesem Nest. Ich kann mich genau an den ersten Tag in meiner eigenen, winzigen Wohnung erinnern. Ein Gefühl zwischen unbändiger Freiheit und absoluter Einsamkeit. Nicht größer als ein Schuhkarton war das schnukkelige Appartement, aber nagelneu, mit Fußbodenheizung. Es war kalt als das Wintersemester damals begann und meine Heizung funktionierte nicht. Die Vorfreude war so groß und dann solch eine erste Panne.
Eine neue Wohnung zu beziehen heißt eigentlich etwas neues aufzubauen, sich irgendwo zurechtzufinden, ein Stück neues Leben zu beginnen. All das geschah eher unbewusst. Die Stadt mit all ihren Leuten war mir so fremd. Und jetzt, wo ich all meine Möbel auseinander schraubte und all die Dinge in Kartons versteckte, dachte ich wieder an diesen ersten Tag zurück. Als wäre es gestern erst gewesen, so kommt es mir vor.
Fulda und ich – uns verbindet nur ein hauchfeiner Bindungsfaden – aber jetzt, wo ich nicht mehr die Gewissheit habe, regelmäßig die Tür dieser Wohnung aufzuschließen, zieht sich bei mir im Herzen etwas zusammen. Diese Stadt hat mich aufgenommen, eine vollkommen Fremde. Ich werde nie wieder nach einem Regentag „nach Hause“ kommen und mich über die Luft in der Wohnung beschweren. Ich werde nie wieder Dienstagabends genervt im Bett liegen und zwangsweise die Schlagerparade meines Nachbarn mithören müssen.
Drei Jahre lebte ich nun zwischen Heimat (die gleichzeitig mein Zuhause ist) und zweitem Zuhause. Ich kam nie richtig irgendwo an. Konnte mich nie einleben, einrasten, war immer auf dem Sprung woanders hin. Das wird sich auch jetzt nicht ändern. Zumindest im nächsten Jahr nicht, wenn ich weiterhin vage Pläne im Kopf habe, die ich noch nicht umzusetzen vermag. Vielleicht liegt es an meinen Kommilitonnen, warum ich doch ein bisschen warm geworden bin mit diesem Ort. Freundschaften haben sich geschlossen und ich mag die Leute nicht mehr missen, auch wenn wir jetzt alle in unterschiedliche Richtungen ausströmen. Ich freue mich auf das Neue. Das, was jetzt kommen wird und trotzdem kam der Abschied viel zu schnell. Drei Jahre habe ich mich drauf vorbereitet diese Wohnung wieder hinter mir zu lassen. Das sie zu einer Art Schutzhöhle und Zufluchtsort wurde, habe ich gar nicht bemerkt. Ich bin kein Mensch der Abschiede. Ich grüble lieber still darüber nach.
Das Schlimmste ist wohl (nach der Aufgabe meines Studentenlebens), dass ich ein kleines Stück meiner Freiheit einbüßen werde. Wieder zurück in die Wohnung, wo schon jemand wohnt, auch wenn es nur für ein Jahr sein wird. Großstädte mit ihrem Wohnungsmangel haben nichts anderes zu bieten. Sonst würde ich das eine Jahr mit einer nervenaufreibenden Wohnungssuche verbringen, nur um dann ein- und womöglich ein paar Monate später wieder auszuziehen. Trotzdem freue ich mich sehr, wieder in der Heimat Fuß zu fassen. All die Möbel aus der alten Wohnung lagern jetzt im Keller und warten geduldig. Viele Sachen habe ich wieder mit nach Hause genommen. Ich wusste nicht, dass sich so viel angehäuft hatte. Das ich so viele Dinge brauchte. Und obwohl es doch nur ein paar Kartons mit Unisachen und Büchern waren, die ich mit hierherschleppte, war es trotzdem fast wie ein neuer Einzug.
Drei UMZÜGE sagt man = ein Mal abgebrannt !
Wir sind in nun fast 7 Jahrzehnten 5 X umgezogen …
A l s o , na ja,
i m m e r h i n !
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Ach, nur umherziehen ist auch nicht der richtige Weg. 5x ist doch vollkommen in Ordnung. 😉
LG!
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Während meines Studiums war mir eine eigen Wohnung nicht vergönnt – ich war immer im Internat untegebracht, teilweise unter heute nicht mehr vorstellbaren Bedingungen.
Danach während meiner kurzen Assistentenzeit an einer Hochschule „lebte“ ich in einem Raum, der eigentlich als Abstellkammer konzipiert war …
Meine erste eigene Wohnung bezog ich mit 28 Jahren, eine ganz kleine, mit 21,7 m² (einschließlich Bad, Küche, Flur) und einem Minidauerbrandofen. Das hieß Kohle und Asche schleppen und trotzdem kein warmes Heim zu haben.
Aber ich habe diese Wohnung mögen gelernt, und ich bin mit Wehmut aus ihr ausgezogen, damals.
Die erste eigene Wohnung vergisst mal nie …
Liebe Grüße, Ines!
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Das hört sich ja wirklich gruselig an! Zum Glück hast du auch diese abenteurliche Zeit gut überstanden.
Aber auch in einer kleinen Wohnung kann man sich wohlfühlen – meine war auch nur einen knappen qm größer 😉
So ist es wohl wahr: Die wird man nicht vergessen. (:
Liebe Grüße!
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Ich kann mich auch noch an meine erste Wohnung erinnern, und genau wie beim Schweitzer war das lange nach meinem Studium… Eine ganz einfache Wohnung mit Ofenheizung, aber für mich das Paradies 😉
Für Dich war es ja mehr eine „Zweckwohnung“, und bestimmt findest Du eine schöne in Deiner NEUEN Heimat – wo auch immer der Wind Dich hinträgt !
Dafür wünsche ich Dir viel Glück !
Liebe Grüße
Bärlinerin
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Auch in einer kleinen, einfachen Wohnung kann man sich wohlfühlen. Das habe ich jetzt zumindest gelernt. 🙂
Ich danke herzlich dir für deine lieben Wünsche!
Liebe Grüße
Ines
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du ziehst zurück zu deinen eltern, verstehe ich das richtig? hab ich damals auch gemacht im letzten semester. ich musste ja nur noch die magisterarbeit schreiben und das konnte ich auch in meinem kinderzimmer zu hause. dresden, der uni-ort, war nur 60km entfernt, deshalb konnte ich immer mal hin die bibliothek oder mich mit freunden von diort treffen.
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Genau, das hast du richtig verstanden. Es lohnt sich einfach nicht, für ein Jahr eine Wohnung zu suchen, wenn ich dann gar nicht weiß, wohin es weitergehen soll. Hinzu kommt der Wohnungsmarkt – katastrophal. 😀
60km ist wirklich keine Entfernung. So hast du dann ja gut Geld gespart und trotzdem die Verbindung zum Studium aufrechterhalten. Super Lösung. (:
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Mir war wohl nicht klar, dass du in Fulda gelebt hast und zufälligerweise trage ich mich gerade mit dem Gedanken um, wo ich denn meinen Master studieren soll. Meine Optionen sind im Moment Fulda, Köln (wenn sie mich denn nehmen sollten, worauf ich wenig Hoffnung habe beim Blick auf den NC letztes Jahr) oder in Passau zu bleiben.
Dadurch, dass Köln wahrscheinlich keine Option ist und ich eigentlich gerne aus Passau weg möchte (gerade weil es mir nach über 3 Jahren zu klein, weil zu vertraut geworden ist), ist im Moment die wahrscheinlichste Option Fulda. Seit Wochen tobt also in mir ein wildes Hin und Her – Fulda ist ja nur insignifikant größer als Passau, dafür nah an Frankfurt. Wahrscheinlich nicht viel los, dafür nicht ganz so grausam für die Wohnungssuche wie eine „richtige“ Stadt. Ein toller Master, der mir wirklich zusagt, aber kann ich mich auch außerhalb der Uni einleben?
Und jetzt lese ich deinen Eintrag, der mich nicht unbedingt zuversichtlicher stimmt.
Was denkst du, sollte ich Fulda abschreiben? Oder für die höchstens zwei Jahre meines Masters eine Chance geben?
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Das ist ja ein Zufall! Ich würde dem ganzen nicht ganz so pessimistisch gegenüberstehen. Wenn Fulda dir eine Zusage gibt, dann nimm sie an. 2 Jahre gehen wirklich schnell rum, die Hochschule ist (nach ihrem Umbau) wesentlich schöner und besser geworden. Zwar ist Fulda klein und hat nicht allzuviel zu bieten, aber die Studenten sind überwiegend sehr nette Menschen dort.
Und notfalls fährt man mit dem Semesterticket nach Frankfurt, da ist alles was man braucht. 😉
Lass dich von meinem Eintrag bloß nicht abschrecken. Falls die Chance sich dort bietet, nutz die 2 Jahre und zieh dann weiter. (Ist ja in dem Sinne nur ein kleiner Zwischenstop – zum Leben für immer würde ich dir Fulda nicht empfehlen ;))
Ich drück dir die Daumen für Köln und wünsch dir alles Gute für den Master. (:
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