Key West & Key Largo [USA]

Roadtrip Part III: Key West – Key Largo – Fort Lauderdale

Key West Beach & Southernmost Point

Um 8 Uhr waren wir dann quasi ausgeschlafen. Die Koffer ab ins Auto rein und schon starteten wir unsere eigene kleine Abschiedstour über die Insel. Unser erster Halt war der Strand, von dem wir unbedingt noch ein Foto haben wollten. Mit weißen Sand, mit wiegenden Palmen, türkisem Wasser und Sonne. Alles war da, bis auf die Sonne. Der Himmel war bedeckt von einem Schleier aus Schäfchenwolken. Uns war’s recht, so knallte die Sonne nicht direkt auf uns nieder.

Nachdem wir unsere Schuhe vom ganzen Sand befreit hatten, ging es wieder zurück ins Auto und mit dem Gürkchen (so hatten wir das Auto liebevoll getauft) zum südlichsten Punkt der USA. Gestern hatten sich hier die Touristen getummelt. Den bojen-förmigen Marker hatte man kaum gesehen, doch heute war alles anders. Freie Parkplätze und kein Mensch zu sehen. Wir stiegen aus, machten das obligatorische Foto, blickten kurz aufs Meer und fuhren weiter.
In Key West musste man ziemlich auf Zack sein. Ständig liefen Hühner mit ihren Küken vors Auto und man war ja wegen der ganzen schönen Straßen und Häuser sowieso schon abgelenkt. Zum Glück war niemand anderes unterwegs – wir fühlten uns fast als wären wir die einzigen Menschen auf dieser Insel. Mit diesem Gedanken verabschiedeten wir uns auch schon wieder und nahmen die Brücke Richtung Festland.

Schnorcheln im Pennekamp State Park

Auf Key Largo hielten wir vor dem kleinen roten Haus des Snorkeling is fun –Teams. Snorkel ist übrigens mein neues Lieblingswort und das kam so:
Wir bezahlten für eine Schnorcheltour und das Material, begaben uns wieder ins Auto, runter zum Sky Diver Pier. Hier meldeten wir uns kurz am Tresen und warteten auf den Start. Nach etwa einer Stunde (wir waren viiiiel zu früh), begrüßten uns endlich unser Captain Ken und Mate Matt. An dem musste ich mich erst einmal festklammern, weil ich das Gefühl hatte vor lauter Aufregung nicht aufs Boot zu kommen. Oder auszurutschen. Vielleicht war’s auch einfach nur ein Reflex die ausgestreckte Hand, diese Gentleman-Geste anzunehmen.

Auf dem Boot ging es dann ziemlich schnell los. Wir fuhren schippernd aus dem Wohngebiet heraus und preschten auf’s offene Meer. Hier konnte man erst einmal genießen. Nämlich wie der Wind durch die Haare zauste, wie das Meer im Sonnenlicht glitzerte und wie die Sonne immer weiter durch die Wolkenschicht brach. Wir hatten uns zum Glück dick eingecremt. Im Wasser, in der Mittagshitze zu schnorcheln wäre wohl sonst eher ein Alptraum geworden.
Matt verteilte Schwimmwesten, Schnorchel, Brille und Flossen. Wir hatten natürlich keinen Plan, welche US-Größe wir hatten, was ihn ziemlich amüsierte. Aber er bedankte sich für unsere Ehrlichkeit und wechselte dann ein paar Worte auf Deutsch mit uns.

Als wir weit, weit draußen auf dem Meer waren, das Wasser so türkis und klar, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte, wurde der Motor des Bootes abgestellt und Captain Ken erklärte uns alle weiteren Einzelheiten. Ich konnte ihm nicht mehr folgen. Die Wellen kamen von der Seite und hoben und senkten das Boot enorm. Mein Blick war nur noch auf den Horizont gerichtet, mein einziger Gedanke: Brich hier ja nicht hin. Lasst mich endlich ins Wasser. Lasst mich ins Wasser. Hör auf zu reden. Ich hörte mit halben Ohr zu, wo wir schnorcheln sollten, wo es tiefer und schöner war, bis wohin wir durften und auf welche Signale wir zu achten hatten. Egal, ich musste jetzt ins Wasser.

Er erhörte mich. Denn nun durften wir uns -etwas misstrauisch- ans Ende des Bootes setzen, Schnorchel und Brille auf, Flossen an und rein ins Wasser. Die Abkühlung bekam mir richtig gut. Alle Übelkeit war mit dem kühlen Nass an meiner Haut verflogen. Aber vielleicht lag es auch eher daran, dass ich viel zu sehr mit meinem Schnorchel beschäftigt war. Ich tauchte unter, hörte mich viel zu schnell und viel zu laut atmen. Diese Panik verfolgte mich die ersten 10 Min. Mir lief Wasser ins Auge, ich musste die Brille absetzen, ich hustete, ich atmete noch immer zu hektisch und irgendwann hatte ich die Schnauze voll. Ich drückte mir die Brille fest und zwang mich ruhig zu atmen, mich einfach treiben zu lassen. Es klappte hervorragend. Endlich konnte ich mich auf die Unterwasserwelt einlassen.

Alles kam mir unwirklich vor, sobald ich den Kopf unter Wasser steckte. Das hier war eine komplett andere Welt. Und vom Gefühl her, war ich von dieser immer noch durch eine Glasscheibe getrennt. Die Schwärme von Zebrafischen die auf mich zukamen, neugierig, aber zögerlich. Bloß nichts anfassen. Unter dem Boot, im Schatten, dümpelte ein riesiger Fisch herum und bewegte sich keinen Millimeter. Ich tauchte wahrhaftig ab. Sogar meine Gedanken hörten auf zu rattern. Kleine blaue, fast leuchtende Fische zogen vorbei. Ich schwamm mit einem riesigen Schwarm grauer Fische weiter, ließ mich treiben, beobachtete Fische am Boden, die aussahen wie der Regenbogenfisch. In allen Farben und glitzernd. Als ich wieder auftauchte, bemerkte ich, dass P auf dem Boot saß. Ich erkundigte mich, ob alles ok sei und tauchte wieder ab. Nichts wollte ich von all dem verpassen. Beim nächsten Auftauchen winkte sich mich hektisch zurück. Es gäbe Haie hier, hätte Matt gesagt.

Was bitte? Haie? Die weißen mit dem fiesen Lächeln, die wehrlose Taucher und Surfer verspeisten? Ich wollte trotzdem weiter schnorcheln. Bewegte mich komischerweise sogar in die Richtung, in der Hai gesehen wurde. Alle anderen die mit uns ins Wasser gekommen waren, waren nicht mehr zu sehen. Aber durch die Brille und die Wellen war das Sehfeld eh ziemlich eingeschränkt. Womöglich wurden sie auch schon gefressen. Ich drehte lieber wieder um und schnorchelte von da an nur noch im Kreis. Irgendwann hängte ich mich an die Fersen eines anderen und bemerkte, dass die Frau mir etwas zeigen wollte. Immer wieder deutete sie auf den Grund. Und da war er: Der Hai. Ein Katzenhai. Er bewegte sich langsam und träge, störte sich nicht an der Hektik über ihm.

Manchmal machten die Flossen nicht das was ich wollte und so trieb ich ungewollt über dem Hai im Kreis. Ich hatte zwar noch nie gehört, dass ein Katzenhai einen Menschen angegriffen hatte, aber ich wollte ihn auch nicht provozieren. Daher klemmte ich mich wieder an jemand anderen und schnorchelte in seiner Nähe weiter. (Wo kamen die ganzen Leute plötzlich wieder her?) Da er auch alleine im Wasser unterwegs war, war uns schnell klar, ohne das wir es hätten aussprechen müssen, dass wir von da an zusammenbleiben würden. Nur falls der Hai plötzlich zum weißen Hai wurde oder so, und einer von uns gerettet werden musste…

Versteht ihr jetzt, warum snorkel es zum Liebslingswort schaffte? Die 1 ½ Stunden schnorcheln vergingen so rasend schnell. Ich hätte das den ganzen Tag weitermachen können. Im kühlen Meer, bloß nicht zurück aufs Boot. Aber es kam wie es kommen musste: Auch die schönsten Sachen nahmen ein Ende. Schon ratterten wir wieder zurück zum Anlegeplatz. Erst da merkte ich, wie kaputt ich war.

Nach einem Snack im Auto, nahmen wir die restliche Fahrt bis nach Fort Lauderdale in Angriff. Wir steckten im Stau fest und die Fahrt zögerte sich immer weiter hinaus. Müde und erschöpft kamen wir in einem Hotel an, was auch am Ende der Welt hätte liegen können, denn von Fort Lauderdale hatten wir bis jetzt rein gar nichts gesehen. Und wenn man kaputt und müde ist, dann findet man sowieso alles doof.

Meine Highlights

  • Touristenattraktionen für uns ganz alleine zu haben.
  • Wieder mal Glück mit dem Wetter.
  • Das Pennekamp State Reef unter Wasser erforschen.
  • Mit einem Hai schnorcheln.

2 replies to “Key West & Key Largo [USA]

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