Lange, lange hatten wir uns eine Wanderung vorgenommen. Also nicht, dass wir nicht gelaufen und gewandert wären. Aber heute, wollten wir es dann doch noch wagen. Der Pilgerweg, einer der schönsten Wege auf Mallorca, in der Nähe von Biniaraix. Wir hatten die Schuhe angezogen, die Sachen gepackt und beschlossen eine 4 Stündige Wanderung zu wagen. Also parkten wir das Auto und liefen los.
Die kleine, enge Gasse führte uns durch das Dorf zum Waschhaus. Hier begann allmählich der Pilgerweg. Der Boden wurde unebener und es ging stetig bergan. Schon bald überqueren wir die erste Brücke. Vorbei an vielen, alten Olivenbäumen ging es dann weiter hinauf. Im Zick zack, immer entlang des Berges. Wir schauten in gewissen Abständen immer wieder hinunter ins Tal. Diese Aussicht war einzigartig.
Schon bald hörten wir Stimmen. Etwas ganz außergwöhnliches hier, denn bisher hatten wir kaum jemanden angetroffen. Die Stimmen kamen von den jungen Spaniern, die im kalten Fluss badeten und laut jubelten. Sie wollten uns dann noch überreden, mit hineinzuspringen: Aber ganz ehrlich, liebe Spanier, es ist Winter! Insgeheim dachte ich mir: Wer solche Freunde hat, der hat gewonnen. Die einfach ihren Rucksack packen und dahinlaufen, wohin es ihnen gerade so beliebt. Ich würde mich gerne anschließen!
Der Pilgerweg endete nicht. Er lief weiter und weiter, immer bergauf. Mal am Fluss entlang, mal durch ein Dorf. Hier oben wohnten wirklich noch Menschen. Woher bekamen sie ihren Strom, ihr Wasser? Was für ein abenteuerliches Leben muss das hier sein!
Es ist spannend zu sehen, wie das Tal unter uns immer kleiner wurde. Wir fühlten uns so unabhängig, so mittendrin in der Natur. Und als wir dann die höchste Stelle erreicht hatten, ins Tal schauten und der Weg endlich in einen glatten, erdigen Pfad umschwang, hätte ich noch ewig so weiterlaufen können.
Allerdings kam schon bald ein Kuhgehege, das wir zur überqueren hatten. Allerdings sahen wir nicht eine von ihnen. Dafür setzten wir uns auf einen Baumstamm und machten eine kleine Rast. Es war der schönste Ort, den ich mir hätte vorstellen können. Der Körper war entkräftigt und trotzdem strahlte man vor Glück. Und plötzlich sahen wir sie. Die Mönchsgeier. Sie flogen direkt über unsere Köpfe hinweg. 10 Stück. Wir waren aus dem Häuschen.
Nach unserer kleinen Pause, ging es noch weiter am Berg entlang. Wir stiegen Steintreppen empor und schauten auf die Welt unter uns. Am Aussichtspunkt angekommen, verweilten wir einen Moment und machten uns dann wieder an den Abstieg. Die Zeit im Nacken. Die Angst, dass es zu schnell dunkel werden könnte. Aber alles lief besser als erwartet.
Schnell ging es dann noch nach Fornalutx. Das laut Reiseführer „schönste Dorf Mallorcas“. Ich war jedoch erst einmal froh, in einem kleinen Restaurant sitzen zu können und mein Omelette essen zu dürfen. Von hier aus hatten wir einen tollen Blick auf das Dorf. Wir beeilten uns mit dem zu starken Cappuccino und streiften dann noch durch die kleinen Gassen.
Schön ist es hier, aber ob es wirklich das schönste Dorf ist, kann ich nicht beurteilen. Es gibt, wie in Valdemossa und Deía kleine, verwinkelte Straßen und eng aneinander gebaute Häuser. Sehen muss man es einmal. Vor allem aber haben sie wohl den originellsten Parkplatz: Am Hang ihres Berges, mit wunderschönen Orangenbäumchen versehen.
Ich denke, den Pilgerweg hätte ich mich auch trauen können, zu gehen. Du hast ihn sehr schön beschrieben, liebe Ines.
Ich glaube, Du hast einen Blick für Details, und kannst Dich in diese verlieben. Und Dir machen kleine Dinge Freude – hey, ich habe richtig „gemerkt“, wie sehr Du Dich auf Dein Omelette gefreut hast. – Solches „miterleben Dürfen“ schenkt mir richtig Freude …
Hab‘ bitte einen schönen Sonntag!
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Vielen Dank für deinen lieben Kommentar!
Ich wage mal zu sagen, dass dieser Weg auch sehr gut gefallen hätte. (Trotz eventueller Höhenangst.) Wahrscheinlich wäre dies gar nicht mehr so präsent gewesen, weil es so viele Sachen zu bestaunen gegeben hätte. (:
Vielleicht hast du Recht. Ich beobachte sehr gerne und ich merke mir davon sehr viel- auch kleine Sachen, auch „unbedeutende“ Sachen. Aber sie sind wichtig für meine Erinerung, damit ich solche „Verliebtheitsmomente“ so lang wie möglich mit mir tragen kann.
Diesen schönen Sonntag, den wünsche ich dir auch!
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