Es ist Freitagabend. Ich schaue auf’s Wasser. Neben mir sitzen A und I, und ich kriege nichts vom Gespräch mit. Hinter uns spielt die Band. Es ist laut, reizüberflutend. Zu viel. Meine Gedanken sind trotzdem lauter als die Musik. Meine Gefühle sowieso. Ich halte es genau eine Stunde aus und fahre dann nach Hause. Verkrieche mich im Bett, in der Stille.
Samstag gehe ich früh bouldern, in der Hoffnung, dass die Halle noch nicht so voll ist. Ist sie auch nicht, aber es reicht mir schon, wenn diese eine Person da ist. Und als hätte der Zufall es auf mich abgesehen, ist er natürlich da. Meine Kopfhörer funktionieren nicht. Auch hier ist die Musik viel zu laut und der Blick aus den brauen Augen viel zu weich. Ich bin emotionsüberflutet. Kann mich eigentlich auf nichts mehr konzentrieren. Meine Gedanken und Gefühle sind der reinste Mischsalat. Fahre irgendwann nach Hause, räume aus Verzweiflung die Wohnung auf, schaue einen Film, bringe Sachen ins Auto und stolpere. Im wahrsten Sinne des Wortes legt es mich lang. Das war’s mit Bouldern in den nächsten Tagen.
Pour tout vous dire
Il arrive des fois que, qu’elle arrive et que
J’ai beau tout faire, tout dire, pour la faire partir, elle, elle reste là
Et en fin-en fin de compte je me demande même si elle serait pas là un peu tout le temps
Tristesse est là et
TristesseTristesse – Sago de Sagazan
Der Wind greift mich an. Ein unsichtbarer Gegner. Er ist genau so wütend wie ich. Es ist sinnlos gegen ihn zu kämpfen. Einfacher wäre es aufzugeben. Soweit bin ich noch lange nicht. Er wirft mich beinahe vom Rad, es fühlt sich an wie ein buckelndes Pferd. Jetzt erst recht, denke ich. Du kannst mich mal. Alle können mich mal. Im Wald wird es ruhiger um mich herum. Sanfter. Nur in den Baumkronen wütet er noch. Sie biegen sich, geben sich hin. Dann stehe ich neben meinem Fahrrad und schreie mit dem Wind um die Wette. Der Sturm packt die Gedanken, er krallt sich die Gefühle. Und alles ist fort für einen kurzen Moment.
Ich bin immer wieder beeindruckt, wie bildreich und eloquent ausgefeilt du deine Gefühle in Worte fassen kannst, meine Liebe. Halte durch, es kommen auch wieder emotional weniger fordernde Zeiten für dich.
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Da geht mir das Herz auf, bei so viel warmen Worten 🙂 Danke dir!
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Sehr gern geschehen. Und das Allerbeste daran: Diese Worte sind auch noch ehrlich gemeint – von einer schreiben Frau zur anderen.
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