Ghosttown

Verlassene Straßen, staubige Böden. Schwarzweiße Fassaden. Wolken, die ziehen und ihre Lieder singen. Tief hängend, bedrückend. Ein Deja-vu zur Geisterstadt von damals. Heute alles in Chaos und Schutt versunken. Viel mehr zerstört als vor neun Jahren. Dieses Mal spreche ich keine Einladungen mehr aus. Weder an dich, noch an andere. Schon gar nicht an dich. Jede Barrikade würde fallen, sobald du vor den Toren stehen würdest. Ich habe die Eingangspforten verriegelt. Alte Bretter und Tore halten ungebetene Gäste fern. Zur Not stelle ich mich mit Pfeil und Bogen auf die Dächer und wehre mich. Komm mir bloß nicht zu nahe. Weder du noch jemand anderes. Ich würde beißen und um mich schlagen, um diese Stadt zu verteidigen. Auch wenn man gerade keinen Sinn darin erkennen kann, dieses zerrüttete Herz zu bewohnen. Ich werde bleiben. Ich werde alleine bleiben.

Am Horizont flimmernde Erinnerungen. Farbig schillernd. Mal kräftig leuchtend, mal schwach und klein. Erinnerungen die einfach so einschießen. Aufziehen wie ein Sturm. Schnell und unberechenbar. Die nicht kaputt zu kriegen sind, weil sie nicht echt sind. Sie sind eine Fata Morgana. Eine Illusion – nur der Schmerz ist wirklich da. Und darüber toben die Gefühle wie ein Gewitter über dem Meer. Es entlädt sich am Horizont. Schön anzusehen aus der Ferne. Falsche Sicherheit, die diese Stadt verspricht. Sitzend auf dem Dach und die Augen schließend, damit das Flimmern nicht zu nah kommt.

Die letzten Jahre war es bunt hier. Strahlender Himmel voller Gemütlichkeit. Räume voller Liebe. Jetzt stehe ich vor kaputten Häusern, niedergebrannt, ein riesiger Schutthaufen. Mit bloßen Händen versuche ich daraus wieder etwas Neues zu bauen. Die Liebe wieder zurückzuholen. War handwerklich noch nie begabt. Teile zusammenzusetzen, die nichts Passendes ergeben. Wer kein Bauplan hat, kann auch nichts erschaffen, kann nichts richtig machen. Wohin mit dieser Stadt? Wohin mit mir? Der Staub rinnt mir durch die Finger während ich ausgestreckt auf dem Boden der Straße liege. In den Himmel schaue, die Wolken singen höre. Ihr Lied von Einsamkeit und Zurückgelassenwerden.

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