Euphoria/Dysphoria

Die Luft drückt. Es ist schwül, die Luftfeuchtigkeit hoch. Der Regen soll kommen. So wie er immer kommt, ständig, in den letzten Wochen. Der Wasserspiegel stetig steigend. Den See lasse ich hinter mir. Rauf auf die Landstraßen. Grüßend die Gleichgesinnten. Wovor fahren sie davon? Die Beine schwer, ohne Kraft, die Trittfrequenz niedrig. Aber ich muss noch einmal alles reinstecken. Vielleicht bin ich schneller als die Gedanken, die mich jagen. Manchmal klappt es, manchmal nicht.

Nicht nur ich habe mit Verfolgern zu kämpfen. Seit dem 29.06. rollen die 176 Fahrer wieder in Richtung Frankreich. Die erste Etappe gestern war eine Qual – selbst für mich als Zuschauerin. Alle Favoriten abgehängt, hinten rausfallend. Zu viele Höhenmeter, zu heißes Wetter. Und dann dieser Doppelsieg. Zwei Männer, die einfach davon fahren. Der Gänsehautmoment kurz vor der Ziellinie, als beide sich nochmal umdrehen, vollkommen am Ende ihrer Kräfte nach 6 Stunden im Sattel. Und dann der Blick auf das Peleton, das sie beinahe verschluckt. Die wie ein Bienenschwarm um die Kurve kommen, auch noch einmal alles geben. Ich hab quasi das Laktat in ihren Beinen gespürt. Wär das Ziel 200 Meter weiter entfernt gewesen, sie hätten es nicht geschafft.

Viele andere Menschen waren wohl gestern hauptsächlich wegen der zwei Tore bei der EM gegen Dänemark in Euphorie verfallen. Hatten vielleicht sogar auch einmal kurz Gänsehaut – vielleicht auch nicht. Ich habe die Tore bis jetzt nicht gesehen. Habe einfach schon geschlafen nach der ersten Halbzeit. Wäre nicht der ständige Regen angesagt, würde ich wohl schon wieder im Sattel sitzen. Dann würde ich mich bereits wieder jagen lassen. Stattdessen heute ein Alternativprogramm: Probleme lösen.

5 replies to “Euphoria/Dysphoria

  1. Letzte Nacht hat es geschüttet, da müssen richtige Wassermassen vom Himmel gefallen sein. Von den gestrigen 26 Grad sind heute 18 Grad geblieben. Der Himmel ist grau verhangen und es nieselt immer mal wieder. Was ist das nur für ein komischer Sommer – bisher.

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    1. Von Samstag auf Sonntagnacht hat es bei uns auch ganz schön was gegeben. Am Montag ist es dann bei uns aber erst kühler geworden. Das war mal wieder eine ganz schöne Umstellung – von T-Shirt auf Pullover. Der Körper macht bei den Schwankungen auch was mit.

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