Wild

Hohe Wiesen, unzählige Blumen. Alles wiegt sich sanft in der Abendsonne. Lautes Flügelschlagen, leises Flügelschlagen, Bienensummen, Käferbrummen, Grillenzirpen. Uralte Bäume mit knorrigen Formen und dicker Rinde. Moos auf der Borke, Flechten an den Ästen. Leises Bachrauschen, wildes Meeresrauschen. Storchklappern, Spechthämmern, Rotkehlchengesang und Amselwarnruf. Schilflandschaften mannshoch und höher. Steinböcke auf den Felsen, Wölfe, Bären und Luchse in den Wäldern, Wisente auf den weiten Flächen. Moore im Nebel, Berglandschaften im glitzernden Schnee.

Eine allgemeingültig Definition für Wildnis zu finden ist schwer. Jeder definiert dieses Wort anders. Was man sagen kann ist, das Wildnis eine unberührte, naturbelassene Landschaft ist. Wildnis in Deutschland und Europa scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Keiner kennt die wirkliche Bedeutung und wenn man sich auf die Suche nach Wildnis-Landschaften begibt, wird das eine schwierige Suche. Der Mensch ist nämlich mittlerweile überall. 0,6% Wildnis gibt es noch in Deutschland (WWF Deutschland), 1% geschützte Wildnis in Europa (Deutschlandfunk Kultur). Das ist auf so einer großen Fläche eigentlich nichts.

Selbst die National Parks in Deutschland kann man nicht als Wildnis gelten lassen. Der Harz zum Beispiel hat all seine Nadelbäume verloren und was kam als nächstes? Der Mensch fährt dicke Harvester für die Holzernte durch den National Park. Ich habe vor kurzem „Der lange Atem der Bäume“ gelesen. Ein Buch, das Hoffnung schürt, dass sich die Bäume an die sich verändernden Wetterbedingungen anpassen können – allerdings nur, wenn man sie lässt. Und selbstverständlich hauptsächlich die heimischen Arten. Wälder mal sich selbst zu überlassen, kann doch eigentlich wunderschöne Orte schaffen und trägt gleichzeitig dazu bei, dass sich das Klima wieder erholen kann.

Gebiete wieder wild sein lassen. Flüsse nicht begradigen, Wälder nicht mehr abholzen – das scheint alles sehr utopisch. So muss sich mit der „kleinen Wildnis“ vor der Haustür begnügt werden. Vögelbeobachtung, Insekten bestaunen, alte Bäume würdigen, Pflanzen stehen und wachsen lassen. Die Natur lieben und schätzen.

6 replies to “Wild

Hinterlasse eine Antwort zu Fräulein Ines Klitzeklein Antwort abbrechen

close-alt close collapse comment ellipsis expand gallery heart lock menu next pinned previous reply search share star