Kastanien [Waldwegweiser & Baumbetrachtung]

Jeder Baum ist einzigartig. Wie jeder Mensch einzigartig ist. Doch die Edelkastanien sind ganz besonders einzigartig. In Frankreich begegneten sie mir das erste Mal bewusst. In Nordspanien sehe ich sie an jeder Ecke. Alte, dicke Bäume. Die Rinde gestreift, gedreht, verschlungen, verknorrt. Mal mit einer ausladenden Baumkrone, mal stark zurückgeschnitten.

Die Edelkastanie wird auch Esskastanie oder Marone genannt. Sie hat also viele Namen. Genauso vielfältig ist sie zu verwenden. Naheliegend sind hier die Früchte, die in den mediterranen Ländern häufig geröstet an Ständen verkauft werden. Das Holz wird für Möbel, Parkett, Weinfässer, teilweise Hausbau oder Garteninventar (Möbel, Böden, Zäune) verwendet. Auch im Schiffsbau und in den Bergen bei Lawinen und Gletscherschutzmauern kann die Edelkastanie Verwendung finden.

Im Mai beginnt die Edelkastanie zu blühen. Leider habe ich das verpasst. In dieser Zeit schieben sich die kleinen weißen Blüten Richtung Himmel. Allerdings sind die weißen Blüten die männlichen. Die weiblichen bilden sich danach (also ungefähr jetzt im Juni/Juli) und sehen grün und unscheinbar aus.

Die Kastanie wurzelt tief. Sie braucht ca. 50 Jahre, bis sie ausgewachsen ist und erst ab der Mitte ihres Lebens, beginnt sie Früchte zu tragen. Die Bäume können 500-600 Jahre alt werden und gewinnen zwischen 15-30 Meter Höhe. Neben der Edelkastanie gehören 11 andere Arten zu den Kastanienbäumen. Auch in der Medizin findet sie ihre Aufgaben: Atemwegserkrankungen, Durchfall, Beinbeschwerden oder Halsschmerzen sind Anwendungsbereich.

Der Kastanienrindenkrebs hat einen Großteil der Kastanien im 20. Jahrhundert befallen und somit leider auch vernichtet. Dieser Pilz dringt über kleine Wunden in den Baum ein. Erste Anzeichen sind Risse in der Rinde oder Anschwellen des befallenen Baumteils. Der Kastanienrindenkrebs beeinflusst und zerstört das Gewebe, welches für den Transport und Wachstum des Baumes verantwortlich sind. Heute hat sich der Baumbestand zum Glück erholt und es wird mit biologischen Mitteln gegen den Parasit vorgegangen.