Eckertal [Nationalpark Harz]

Meine Nachrichtenapp schlägt mir verschiedene Schlagzeilen des Wochenendes vor. „Peter Brook ist gestorben“, „Krieg, Klimaschutz und steigende Preise“, „Schüsse in Kopenhagen“ und „Totes Pferd überschattet CHIO in Aachen“. Kurzer Einschub, der nichts mit dem eigentlichen Beitrag zu tun hat: Wer sich heutzutage noch Reitsport anschaut oder gar als „Sportler:in“ an einem teilnimmt, unterstützt ganz klar Tierquälerei. Nicht, dass das Antreten zu einem Turnier bei 30 Grad schon alleine Tierquälerei wären – dazu kommt dann ja noch das „Reiten“ oder Springen, ständiges Gezergel und Geschlage an und auf den Tieren, Transporte, plus etliche Verletzungen, die dann darin enden, dass das Pferd (nicht selten) eingeschläfert werden muss. Herzlichen Glückwunsch.
Zurück aber zu einer der schönen Schlagzeilen, denn davon gibt es kaum welche mehr: „Sechs Personen, eine Wohnung und ein abwechslungsreiches Wochenendprogramm.“ So oder so ähnlich könnte die Nachrichtenüberschrift für die Reise in den Nationalpark Harz lauten.

Bett im Bahnhof [Bad Harzburg]

In einem alten Bahnhofgebäude zu übernachten, war auch für mich etwas neues. Schon als wir auf den großen Hof fuhren, staunte ich nicht schlecht. Ein altes Backsteinhaus, genau in dem Modell, wie die alten Bahnhöfe im Harz standardmäßig gebaut wurden. Die alten Gleise waren nicht mehr vorhanden, aber im Garten konnte man noch gut erahnen, wo die Bahntrasse entlang lief.

Heute Morgen schaffte ich es noch einmal früh hinaus ins Grüne. 30 Minuten einfach nur den Vögeln in den alten Kastanienbäumen zuschauen. Auch die Schmetterlinge waren schon unterwegs. Vor allem überall dort, wohin die Sonne schon ihr Licht warf. Hohes Gras wurde in warmes honigfarbenes Sonnenlicht getaucht.

Jungborn Platz

Dieses warme, weiche Licht kannte ich schon vom Freitagabend. Nach dem Ankommen und Auspacken ließen wir uns nicht nehmen noch eine kleine Feierabendrunde zu drehen. Die Gegend erkunden. Hier in Eckertal findet sich eine Nutztierarche, eine Waldcafe und der Jungborn Platz (wahrscheinlich auch noch einiges mehr). Aktuell steht hier sogar ein Sonderstempelkasten – wir Ottos hatten aber unsere Hefte nicht dabei.

Dieser Platz war früher eine Kuranstalt mit ca. 75.000 qm Fläche. Hier wurden u.a. Lichtlufttherapien, vegetarische Ernährung und Anwendungen mit Heilerde durchgeführt. Das riesige Gelände liegt auch noch heute in einer wunderschönen Landschaft. Weite Wiesen auf der einen Seite, Birken- und Mischwälder auf der anderen Seite und dann der sich schlängelnde Fluss. Außerdem hatte es für ein Kurgelände einen großen Vorteil: Die Ruhe und abgelegene Lage.

Eckertalsperre, Skidenkmal & Rangerstation

Am Samstag ging es dann auf zu einer Wanderung. Ca. 15 km lagen vor uns, doppelt so viel Grad auf dem Thermometer. Am Morgen war die Hitze noch sehr gut aushaltbar. Außerdem war der Weg dann doch schattiger als wir vermutetet hatten. Auf kühle, dichte, schattenspendende Fichtenwälder kann man im Harz ja leider schon seit längerem nicht mehr hoffen. Der Nationalpark wandelt sich. Einen Wald gibt es im Moment eigentlich gar nicht mehr. Vor allem rund um den Brocken sieht man keinen einzigen gesunden Baum mehr.

Neben der auch hier anhaltenden Trockenheit konnten wir aber auch viele Pflanzen und Insekten beobachten. Distelfalter, Tagpfauenauge, himmelblauer Bläuling. Die Schmetterlinge tanzten ausgelassen und ließen sich auch vom Wetter nicht beirren. Zu groß war der Durst nach dem Nektar. Die Natur hatte allerdings auch ein riesiges Buffet gezaubert.

Wir sammelten am Skidenkmal (HWN 19) unseren ersten Stempel für heute und machten uns dann auch direkt auf den Weg zur Rangerstation. Mittlerweile war die Zeit auch immer mehr Richtung Mittagessen gewandert und die Beine verlangten bei der Wärme öfter mal nach einer kleinen Trinkpause.

Ich verbinde mit dem Harz einen riesigen Abenteuerplatz aus meiner Jugend. Wie oft war ich mit meiner Familie durch die (damals noch wirklich dichten) Wälder gewandert. Meine Eltern sammelten schon viel länger die Stempel und manchmal durfte auch ich das „Abzeichen“ ins Heftchen drücken. Es ist immer gleichzeitig traurig und schön wieder im Harz zu sein. Einerseits sieht man den Verfall des Waldes, andererseits ist der Harz aber auch aus so vielen anderen Gründen wunderschön und immer einen Abstecher wert.

Bei der Rangerstation (HWN 2) gab es dann die ersehnte Pause mit leckerem Proviant. Außerdem konnten die Beine kurz ausruhen und der Kopf im Schatten abkühlen. Lange verweilten wir nicht, denn wir wollten ja auch noch an die Staumauer der Eckertalsperre.

Der Abschnitt auf dem Weg um die Eckertalsperre herum war einer der schönsten. Tolle Aussichten wechselten sich ab mit schmalen Wegen und schattigen Plätzchen. Der Blick auf’s Wasser war garantiert. Auch der Brocken zeigte sich heute ganz ohne Wolken. Wer mochte wissen, wie viele Leute da wohl heute hochgewandert waren.

Der letzte Stempel war auch zugleich der erste Stempel (Eckertalsperre HWN 1). Das Heftchen füllt sich also nach einer längeren Wanderpause weiter. Die 15 km Weg gestalteten sich abwechslungsreich und kurzweilig. Durch wenige Höhenmeter und doch erstaunlich viel Schatten, ließ der sich auch gut bei wärmeren Temperaturen laufen. So sehr geschwächt hatte er uns zum Glück nicht, denn für ein paar Runden Kubb im Bahnhofsgarten reichte die Kraft dann ohne Probleme.

3 replies to “Eckertal [Nationalpark Harz]

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