Der breite Bach taucht im Nebel auf. Etwas bewegt sich auf der gegenüberliegenden Seite. Aus dem Unterholz zeichnet sich der Umriss eines Wolfes ab. Er lauert, wittert, hält den Kopf gesenkt. Dies ist sein Revier. Er schleicht hinter den Bäumen auf leisen Pfoten hin und her. Lässt mich nicht aus den Augen. Bleibt wachsam. Er verschwimmt im Nebel. Grau zu Grau.
Sobald ich zu nahe komme, spannt sich der komplette Körper an. Wir verharren Tage lang so. Er verschwindet zur Jagd, taucht wenig später wieder auf. Immer wieder stehen wir am gleichen Punkt, lernen den Geruch des anderen zu erkennen. Von Tag zu Tag darf ich näher kommen. Überwinde irgendwann den Bach und lege mich dazu. Der Nebel fort, der Wald hat plötzlich wieder Farbe bekommen. Für kurz sind wir ein Rudel, bestehend aus zwei.
Eine zu hastige Bewegung. Wölfe sind unberechenbar. Kämpfe werden auch in Zweierrudeln ausgetragen. Blut läuft uns die Flanken runter. Die Zeit des stillen Aushaltens ist vorbei. Lautlos schleiche ich verwundet davon, sehe noch, wie er sich im Wald zurückzieht. Ich weiß, wir werden uns in ein paar Wochen wieder an dieser Stelle treffen. Einsame Wölfe spielen, die ein bisschen Nähe suchen. Für ein paar Tage ein Zweierrudel bilden, nur um wieder verletzt davon zu laufen und die Wunden zu lecken. Jedes Rudel hat seine Routine. Ein immer wiederkehrender Zirkel. Der Nebel zieht auf.
Hast Du tatsächlich des Öfteren die Gelegenheit, Wölfe in freier Natur zu beobachten? Das muss spannend, faszinierend aber auch ein bisschen unheimlich sein …
Du hast es sehr schön beschrieben, liebe Ines.
Schönste Kornblumengrüße für Dich!
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Nein, leider nicht. Aber ich fand und finde Wölfe schon immer ganz besonders spannend.
Danke. Und liebe Grüße an dich!
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Ein starkes Bild hast Du da gewählt!
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Oh, danke!
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