Vor einem Monat war ich das letzte Mal wandern und vor zwei Monaten alleine. Es wurde also mal wieder Zeit. Nach einer Nacht, in der ich mir das Bett mit einer Katze geteilt hatte, war ich etwas müde am frühen Morgen. Wie kann eine so kleine Katze so viel Platz einnehmen? Ich fuhr aus Konstanz raus, als es gerade zu dämmern begann. Dicker Nebel lag auf den Straßen. Kurz befürchtete ich, dass ich den falschen Tag ausgewählt hatte. Selbst im Schweizer Radio war der Nebel Thema. Aber Richtung Appenzellerland lichtete er sich ganz plötzlich und die Sonne erschien vorsichtig aber sicher hinter den Bergen.
In Brülisau parkte ich Otis an der Hohen Kasten Bahn, bezahlte meine Parkkosten per App und startete bibbernd bei -1 Grad in die Wanderung. Ich sehnte mich nach den Sonnenstrahlen, die mittlerweile schon auf den Bergspitzen lagen, es aber noch nicht ins Tal schafften. Die erste halbe Stunde fror ich wirklich sehr. Dann hatte ich mich warm gelaufen und dann kam die Sonne dazu und ich schwitzte.
Ich liebe es in der Woche wandern zu gehen. Wenn man jemanden trifft, dann nur Rentner:innen. Keine Kinder, keine großen Gruppen. Während ich den Weg hinauf stapfte, fragte ich mich mal wieder, wieso ich das eigentlich nicht öfter machte. Jetzt waren die Wanderung wie der Säntis nicht mehr möglich, aber die kleineren Wanderung rund um die großen Berge gingen doch immer noch.



Der Weg führte mich über den Resspass hinauf zum Fähnerenspitz. Und die Aussicht war unschlagbar. Der angekündigte Wind haute mir zwar den Winter um die Ohren, aber die Sonne glich es wieder aus. Auf dem kleinen Gipfel trug ich mich ins Büchlein ein. Eigentlich war die Wanderung mit 3:20 Std. angegeben. Ich hatte also noch sehr viel Zeit. Deswegen blieb ich noch eine ganze Weile am Kreuz stehen, schaute hinunter auf den Nebel und zum Hohen Kasten hinüber.
Dann versuchte ich mich mit dem Selbstauslöser zu fotografieren. Klappte mäßig. Aber ich hatte Spaß. Außerdem lag hier oben schon minimal Schnee. Der knirschte wunderbar unter den Schuhen. Vom Frost auf den Wiesen war mittlerweile nichts mehr zu sehen. Genug Bergluft geschnuppert, es ging wieder bergab. 600 Hm hinauf, mussten auch wieder hinunter. Beim Raufgehen denk ich immer, dass es wirklich anstrengend ist, aber hinab fangen irgendwann die Knie an zu schmerzen. Wann bin ich das denn alles hochgelaufen?
Ich machte noch einen kleinen Freudensprung auf der Bergwiese, lauschte den kleinen Vögeln und den Schafglocken. Zurück am Auto stoppte ich meinen Parkvorgang. Ich hatte knapp drei Stunden gebraucht. Dann ging es mit lauter Musik von Leprous im Auto wieder zurück nach Hause. Die Sonne hielt nicht lange an, schon sehr bald war da plötzlich wieder nur Nebel. Ich dachte mir: Wenn die Sonne scheint, kann ich mir kein anderes Wetter vorstellen. Wenn da dieser dicke Nebel ist, auch nicht. Er nimmt alles ein. Wirklich alles.


