Gäbris [Schweiz]

Donnerstag und Freitag habe ich ewig Zeit damit verbracht mir eine Wanderung herauszusuchen, die zumindest irgendetwas mit Bergen zu tun hat. Die aber gleichzeitig nicht länger als 10 km ist und weniger als 400 Höhenmeter hat. Mein Körper ist noch nicht wieder auf der Höhe, ich muss mich schonen. Alle spannenden Wanderungen in der Schweiz fangen bei 12 km oder mind. 600 Hm an. Deutschland, also hauptsächlich die Bodenseeregion hat mir zu wenig Bergsicht und Österreich zu viele Mautstraßen. Irgendwann habe ich dann die Wanderung auf den Gäbris gefunden. Trotzdem hat es an diesem Morgen lange gedauert, bis ich es aus dem Bett geschafft und mich zum Losfahren motiviert hatte.

Ich war lange nicht alleine unterwegs. Das letzte Mal, ich habe extra nachgeschaut, am 08. April. Das war aber mehr Verarbeitung als alles andere. So richtig Wandern alleine ist noch länger her. Mein Weg beginnt heute in Gais. Er ist entspannte 8 km lang und hat nur 300 Hm. Dafür aber wirklich schöne Stellen. Die Höhenmeter sind alle direkt am Anfang zu bewältigen. Auf einem Trampelpfad geht es zunächst über Kuhweiden und dann in den Wald hinein.

Ein weiteres eingezeichnetes Highlight soll der Gäbrisseeli sein. Der scheint mir aber von Menschen angelegt und gar nicht so spektakulär, vor allem weil er in einer kleinen Siedlung liegt. Mich packen dann doch eher die Haubenmeisen, Goldhähnchen und der Grünspecht, der direkt vor mir auffliegt. Irgendwie bin ich dann auch schon fast oben angekommen auf dem kleinen Berg.

Kurz vorm Gipfel gibt’s eine kurze Trinkpause auf der Gais-Bank. Für einen ganz kleinen Moment entdecke ich den Bodensee zwischen den Bäumen, als ich weiter hinauf laufe. Oben angekommen liegt mir ein schönes Bergpanorama auf Augenhöhe. Da ist der Hohe Kasten und da ist der Säntis. Da sind die Kreuzberge, die Altenalptürme und vielleicht auch die sieben Churfürsten. Sicher bin ich mir da nicht. Wie viele Leute wohl heute auf den Berggipfeln unterwegs sind. Sich die Bäuche vollschlagen und in die Weite schauen.

Allerdings sind die Berge, vor allem in Richtung Österreich, mit dicken Wolken verhangen. Auch der Säntis verschwindet immer wieder in der weißen Watte. Den einen oder anderen Regenschauer soll es geben können. Ich stelle mir trotzdem vor, dass es Gedränge gibt. Setze mich auf eine Bank und schaue für ein paar Minuten auf die Spitzen. Bin froh, dass ich hier meine Ruhe habe. Froh, dass ich losgefahren bin. Bin stolz darauf, dass ich meinen Körper nicht direkt wieder an seine Grenzen gebracht habe.

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