Schwarzwald [Baden-Württemberg]

Das war ein Wochenende nach meinem Geschmack. Eigentlich wollte ich mir mal eins für mich alleine gönnen und meiner Schulter ein bisschen Ruhe. Ich wollte mal zum Nachdenken kommen, aber nachdem ich am Freitagvormittag mit M² unterwegs war und der Mittag mir genug Zeit zum Nachdenken gelassen hatte, bin ich abends froh gewesen, bei M³ auf dem Sofa liegen zu können. Die Katze unter meiner Bettdecke und wir einen Film schauend, der eine halbe Ewigkeit ging. Am nächsten Morgen saß ich dann in der Sonne. Neben mir die Hühner, die mich neugierig betrachteten. Auf meinem Schoß abwechselnd der Kater und die Katze. Der Wald voller Vogelstimmen und Spechttrommeln. Auf das Buch konnte ich mich nicht konzentrieren, war alles drumherum doch so viel spannender.

Wir sammelten Ma ein und brachen in den Schwarzwald auf. Heute mal keine Schweiz, kein Granit, sondern nur Sandstein. Es war zum Bouldern beinahe zu warm, aber ich genoss es einfach hier zu sein. Im Wald, mit den zwei Menschen um mich herum, die Spaß am Fels fanden. Meine Schulter fand’s okay. Am Abend saßen wir auf dem Wanderparkplatz vor dem Bus und haben gegrillt. Ich bekam die Gespräche der beiden Jungs kaum mit. Lag mit dem Kopf auf dem Crash Pad, schaute hinauf in den klaren Himmel: Mond, Mars, Sirus, Orion, Jupiter. Im Kopf ging ich immer wieder die Planeten durch. Blinzelte hinauf, während die Sterne zurück blinzelten.

Nächster Morgen. Werde vom Grünsprechtruf geweckt. Sehe einen kleinen Ausschnitt des Waldes in der Dachluke. Die Sonne klettert langsam über die noch kahlen Äste. Zwei Rehe laufen über die angrenzende Wiese. Ich rege mich noch nicht, will den Mann neben mir nicht wecken. Halte es dann aber nicht mehr aus. Muss aufstehen und raus. Schnappe mir das Crash Pad, lege mich in die Sonne. Die Wanderer schauen seltsam, grüßen aber freundlich. Einen Moment später kommt Ma dazu. Noch einen Moment später bringt uns M³ Kaffee und Tee. Das Rotkehlchen sitzt fünf Meter entfernt und singt. Das ist’s. Das reine Glück.

Irgendwann und irgendwie schaffen wir es dann doch noch an den Fels. Ein bisschen rumeiern. Schulter testen. Muss raus aus der Sonne. Liege im Wald und gucke durch die Baumkronen hinauf. Über mir auf dem Ast sitzen zwei Schwanzmeisen. Schimpfen wie die Rohrspatzen. Jeder geht hier heute seinen eigenen Dingen nach. Abends merk ich, ich lag zu lang in der Sonne. Mein Gesicht spannt. Ma schläft auf dem Rückweg innerhalb von 10 Sekunden im Auto ein. Zuhause ruft die Dusche und dann das Sofa zum Tatort schauen. Und erst da merke ich, dass Zuhause gerade überall sein kann. Es muss nicht in meiner Wohnung sein. Ich fühle mich Zuhause in der Wohnung von M³ oder draußen auf dem Pad oder in seinem Camper. Mein neues Zuhause ist flexibel, aber eng an diese Person geknüpft. Da wo ich, ich sein kann. Wo ich mich geborgen und sicher fühle. Genug romantisiert.

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