Moin März

Kratze die dünne Eisschicht von der Autoscheibe. Muss aufpassen, dass ich beim drumherum Laufen nicht in die Schneeglöckchen trete. Werde von den Esel skeptisch begutachtet. Habe den schönsten Soundtrack, den ich mir vorstellen kann im Ohr: Morgendliches Vogelgezwitscher im Wald, inklusive Sprechttrommeln. Ich würd am liebsten den Kratzer in die Wiese schmeißen und kartieren gehen. Habe aber keine Kamera und kein Fernglas dabei. Also kurz der Katze übers kalte Fell streicheln und nach Hause fahren. Rucksack packen. Raus. In den Frühling.

Es ist März und die Natur schreit es raus. Weidenkätzchen, Schneeglöckchen, Krokusse und Hasel beginnen zu blühen. Der Himmel blau wie ausgedacht. In den Zweigen und auf dem Wasser die Vögel. Gartenbaumläufer, Stare, Meisen, Graureiher, Rotkehlchen. Und dann die erste Mönchsgrasmücke in diesem Jahr. Ich dachte, ich schau nicht richtig. Stehe rum. Einfach so in der Gegend und starre zwischen die Bäume. Beobachte die kleinen Baumläufer, wie sie die Stämme hinauf wandern und wieder hinunter fliegen. Immer in Bewegung, nie still haltend.

Dann verweile ich ein bisschen bei den Krokussen. Hatte schon gehofft, dass sie ihre Köpfe zeigen. Kenne nur diese eine Stelle in der Nähe, wo sie wachsen. Halte mein Gesicht genau so wie sie in die Sonne. Lasse mich wärmen. Lächeln schleicht sich auf’s Gesicht. Der Soundtrack klingt hier ganz anders als im Wald am Morgen. Aber mindestens genau so schön.

Der März ist nicht umsonst einer meiner Lieblingsmonate. Ich kann mir nicht helfen, aber dann wenn alles aus dem Winterschlaf erwacht, fühl ich mich lebendig. Wenn die Vögel anfangen zu singen, überall langsam die Knospen sprießen und es nachts trotzdem noch von einer Eisschicht überzogen wird. Wenn die Sonne morgens so hell und schwer am Himmel aufgeht. Alles ins warme Licht taucht, ist das eine Schönheit, die man sich nicht ausdenken kann. Diese erste halbe Stunde eines Tages.