Von meinem Zuhause im Süden sind es mindestens 10 Stunden Autofahrt bis an die Ostseeküste. Tendenziell etwas länger, je nachdem wohin man will und wie die Verkehrslage gerade so drauf ist. Gestern war sie gut drauf, aber ich bin auch nur aus der Heimat hergefahren. Auf diese Insel, auf der ich früher oft Ferien machen war. Alles bekannt hier. Die Fehmarnsundbrücke, die Strände, die Surfspots. Aber das Gefühl ist ganz unbekannt. Schon auf der Herfahrt habe ich mich früher immer auf Meerluft, Weite und Wellen gefreut. Jetzt fällt mir vor allem eins auf: Es gibt keine Berge. Und die fehlen mir doch tatsächlich.
14 Uhr, mein bester Freund fährt auf den Parkplatz, auf dem ich schon fast eine Stunde warte. Hände schon ganz kalt, Reiseproviant aufgegessen. Wir laufen los. Mit Hund an den Strand. Mit Gummistiefeln an der Steilküste entlang. Jetzt wo sich der Nebel gelichtet hat, ist es doch wirklich schön. Aber immer noch nicht das gleiche Urlaubsgefühl wie früher. Spazieren durch den Sand, schauen auf das Meer.
Leckerstes Abendessen haben, den Tatort von Weihnachten nachholen, Chips essen, es sich gemütlich machen. Heute dann frühstücken, ein bisschen lesen, Sachen schnappen und in die Therme. Bahnen ziehen, im warmen Solebad liegen und seit einer Ewigkeit mal wieder Wasserrutsche rutschen. Zuhause Mittagessen, eine Folge Brooklyn nine-nine, Spaziergang. Immer in Bewegung. Bis zum Nachmittag.
Draußen greift der kalte Wind nach uns. Er greift vor allem mein Gesicht an. Die Kiter:innen freuen sich. Der Drachen knallt auf’s Wasser. Die Wellen im Sturm nicht zu hören. Wasservögel, die sich unterhalten. Kann mit bloßem Auge nicht erkennen, wer dort schwimmt. Nur den Brachvogel erkenne ich natürlich am Ruf und im Flug. Muss mal mit dem Fernglas raus, denke ich. Morgen vielleicht. Oder so.



Lege die Füße hoch. Kerze brennt auf dem Tisch. Tee dampft in der Tasse. Jetzt wird die Bewegung eingestellt. Heute geh ich nicht mehr raus. Heute wird nur noch gelesen, gechillt, ein bisschen Musik gehört. Heute gibt es nur noch bestes Hofgemüse zum Abendbrot und einen Film, bevor es ins Bett geht. Wie könnten die letzten Tage des Jahres besser gestaltet werdet? Ja, genau. Es gibt keine bessere Variante.

