Fronalpstock [Schweiz]

GuMo, oder wie sagen die Influencer*innen? 6:30 Uhr steht sicherlich noch keiner der jungen Leute auf, um zu starten. Ich starte allerdings auch nur langsam in den Tag. Frühstücken, kurze Katzenwäsche, Erbse startklar machen für die Fahrt und vom Ebenalp nach Schlatti (was hat die Schweiz nur für random Ortsnamen). 2 Stunden Fahrt und ich bin da. L. und R. warten auf dem viel zu überfüllten Parkplatz der Stoosbahn auf mich. Hölle nein. Hoch gehts nämlich heute, und das erstmal ohne große Anstrengung. Wie ungewohnt. Die Standseilbahn nach Stoos hinauf ist die steilste der Welt. Ich mag solche Touriattraktionen ja gar nicht, auch die Preise sind atomgestört, aber es ist schon auch sehr witzig mit einer Standseilbahn zu fahren. Weil das alle wollen, ist es gottlos überfüllt hier.

Auf dem Klo der Stoosbahn schminken sich die Influencerinnen dann ein letztes Mal für die Fotos. Man muss erstmal warten, bis man sich die Hände waschen kann, weil alle Spiegel belegt sind. Für die geht’s safe mit der nächsten Bahn hinauf auf den Klingenstock. Manchmal wünsche ich mir, für mich wär’s auch so einfach. Mal nicht immer so früh los wollen, das es mal ausreicht einfach ein Handyfoto vom Gipfel zu schießen, ein Aperol in der Berghütte trinken und dann wieder mit der Bahn runter zu fahren. Nein Pascal, ich denke nicht. Denn ich würde mich unglaublich langweilen.

Wir starten also an der Stoosbahn, lassen die Boyz und Girlz mal hinter uns und laufen Höhenmeter um Höhenmeter hinauf auf den Fronalpstock. Meine Beine geben mir bei jedem Schritt zu verstehen, dass wir ja gestern schon etliche Höhenmeter gelatscht sind. Ich ignoriere sie gekonnt. Der Weg hinauf zum Gipfel ist breit und wenig spektakulär. Die Ausblicke von oben sind es dafür gleich doppelt und dreifach. Zu unseren Füßen liegt der Vierwaldstättersee im angeberischen Blau. Das ist literally die schönste Aussicht, die man auf einen See haben kann.

Unsere geplante Wanderung schaffen wir nicht umzusetzen. Macht aber nichts, ich würde hier nochmal wiederkommen und den Gratweg bis zum Klingenstock laufen wollen. Die Wanderung hat trotzdem Lust auf mehr gemacht. Auf die Wanderung auf den Säntis zum Beispiel, die schon seit Jahren in meinem Kopf festhängt. Auf die Wanderung zur Sachser Lücke. Irgendwie auch auf klischeehafte Landschaftsbilder von Bergen, die dann wie gemalt aussehen.

Na, wie viel random (oder nicht zufällige) Jugendsprache habt ihr im Text gefunden? Ich fand‘s beim Schreiben schon unangenehm, aber beim nochmal Lesen noch unangenehmer. Gönnt euch.