Die Schweiz, so nah und doch war ich in diesem einen Jahr, in dem ich hier wohne leider viel zu selten dort. Schon gar nicht in den Bergen. Das bereue ich sehr. Jetzt wäre der beste Moment gewesen, um endlich mal los zu fahren. Das Wetter sollte noch gut werden, aber für die Schweiz einen Handyvertrag abzuschließen ist dann doch etwas komplizierter gewesen als gedacht. Als dann alles in trockenen Tüchern war, habe ich Erbse vollgeladen und bin losgefahren.
Auf dem Ebenalp Parkplatz war nichts los. Ich saß in der Autotür und da waren nur Kuhglocken, Vogelgepiepse und sehr viel Einsamkeit. Ich hatte mir das irgendwie schöner vorgestellt. (Nicht die Landschaft, sondern das Alleine unterwegs sein.) Wanderschuhe an, Rucksack auf und dann los. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen den Sonnenuntergang auf dem Gipfelzug anzuschauen, aber schon von unten konnte ich eines sehen: Wolken. Und sie zogen sehr schnell und hörten nicht auf. Kurz vor dem Bergkamm wäre ich beinahe umgekehrt, aber dann passierte etwas sehr erstaunliches.




Trotz den Nebelfeldern und irgendwann zwischendurch auch den Weg nicht mehr sehen, bin ich hoch. Und auf dem sehr steilen, sehr schmalen Pfad hinauf lichtete sich zwischenzeitlich der Nebel und es tauchten die Felsen vor mir auf. Diese Magie, die die Landschaft, das Wetter, die Berge in diesem Moment ausübten ist schwer in Worte zu fassen. Neben mir zeterte ein kleiner Zaunkönig, über meinem Kopf keckerten die Alpendohlen und zwischenzeitlich flog ein kleiner Schwarm Zitronenzeisige vorbei. Meine Haare waren klitschnass von den Wolken, meine Beine mittlerweile ziemlich schwer, aber als ich oben auf der Bergkette saß und ins Nichts schaute (plötzlich wieder alles zugezogen) war ich für einen Moment ganz leicht. Diesen Moment hätte ich gerne mit jemanden geteilt.






Ich schaute noch etwas länger in das vollumfängliche Weißgrau, unterhielt mich kurz mit einer Gruppe Skandinaviern und einer Gruppe Italienern. Alle wollten sie zur Hütte, um dort zu übernachten. Mir wurde irgendwann bewusst, dass ich den Sonnenuntergang hier oben nicht sehen würde. Also begann hier mein steiler Abstieg wieder hinunter. Zwischendrin blieb ich etliche Male stehen, staunte über die Felswände, über die Sicht auf den Bodensee, stolperte beinahe über das Sumpf-Herzblatt (danke U., für die Bestimmung!) und drängelte mich an Kühen vorbei. Man hätte mich auch einfach wieder mal hier sitzen lassen können, die ganze Nacht. Bis immer. Vor allem als die Sterne rauskamen und der Himmel sich mit kleinen glitzernden Punkten überzog. Magie – so wie sie nur die Natur zaubern kann.
