Empörung

Ich empöre mich gerne über die Verhaltensweisen anderer. Manchmal übertreibe ich es da vielleicht auch ein bisschen, aber häufig sehe ich auch das Kopfschütteln anderer Menschen. Da frage ich mich wirklich immer wieder, wie Menschen manchmal auf solch seltsame Dinge kommen. In den letzten Wochen habe ich oft den Kopf geschüttelt.

Neulich auf dem Radnetz fahre ich – sowieso schon angespannt, weil es so voll ist und die Leute so langsam fahren – vor mich hin und entdecke plötzlich drei Erwachsene, die am Wegesrand stehen. Alle haben ihre Handys gezückt und filmen ihre zwei Kinder, die dort voller Freude Tulpen aus dem angepflanzten Rondell unter dem Ortsschild pflücken. Es ist ja schon fragwürdig, dass sie ihre Kinder da an einem öffentlichen Ort einfach Blumen pflücken lassen, aber das ganz noch zu filmen setzt allem die Krone auf.

Seit ein paar Tagen frage ich mich schon, wieso seit Wochen der Rasen im Garten keinerlei Chance bekommt, auch nur ein Hauch zu wachsen. Alle zwei Tage wird alles abgerispelt, mit Mähroboter oder Aufsitzmäher. Damit der viel zu kurze Rasen dann auch eine Möglichkeit bekommt, in der zu warmen Aprilsonne zu verbrennen, wird er dann hinterher auch direkt gesprenkelt. Löwenzahn und Gänseblümchen gehen hilflos unter und waren nie wieder gesehen. Als gäbe es nichts Schlimmeres, als das Gefühl vom Nachbarn merkwürdige Blicke zu kassieren, weil das Gras höher als 2 cm gewachsen ist. Tschüss naturnaher Garten, du warst sowieso nur ein Wunschgedanke.

Nach einer Kajakfahrt hatte ich gerade mein Boot wieder auf dem Transportwagen verstaut, da sehe ich schon im Augenwinkel wie so eine kleine Fußhupe von Hund, Typ Dackel, auf mich zugeprescht kommt. Er bremst vor der Spitze des Kajaks abrupt ab und beginnt wie wild zu kläffen. Herrchen ist direkt zur Stelle: „Ja, Rudi, schau mal! Das kennst du noch nicht. Brauchst du keine Angst vor haben, das ist ein Boot.“ Ohne Hallo zu sagen oder irgendwie mit mir zu interagieren, schlägt der fremde Typ auf mein Boot ein, um seinem Köterkind zu zeigen, dass es sich nicht bewegt. Ich war von diesem Übergriff auf mich und mein Kajak so schockiert, dass ich ihm nur einen wütenden Blick zuwerfen konnte. Rudi fiel dann wenige Augenblicke später ins Wasser und musste wieder rausgefischt werden. Ich hatte mir kurz gewünscht, dass der Schwan endlich mal zum Zuge kam. Allerdings kann Rudi nun wirklich nichts dazu, er kann sich seinen Menschen ja nicht aussuchen.

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