Vogelzählung

Noch vor ein paar Tagen war ich überzeugt davon, dass ich hier im Umfeld meines aktuellen Wohnortes keine gute Fotos machen kann. In Niedersachsen konnte ich einfach raus. Mit dem Fahrrad war ich in 5 Min. am See und in 15 Min. im Wald. Möglichkeiten, die es hier zwar auch gibt und dennoch boten sich bis dato keinerlei Fotomotive. Jedes Mal die Möwen auf den Stegpfählen zu fotografieren, wurde schon beim zweiten Mal langweilig. Im Winter bekam ich allerdings keine anderen Vögel hier zu sehen.

Heute ging es genau wie bei den letzten Malen los: Ich genieße die Sonne, höre überall Vögel, sehe aber keinen einzigen. Der Eisvogel war auch nicht da. Letztendlich sah ich eine ganze Zeit lang nur Spatzen. Süß, aber die kann ich auch im Garten fotografieren. Am Hafen begegnete ich dann zumindest mal den Amseln und Rotkehlchen. Etwas weiter dann dem Star. Endlich sind sie wieder zurück! Sie beschlagnahmen ganze Bäume und die Soundkulisse reicht von Pfeifen bis Laser. Heute glitzerten sie besonders schön vor dem blauen Himmel. Dann landete auch noch ein Specht neben mir im Baum. Sein Klopfen hatte ich schon lange gehört.

Auf einmal verflog die Zeit doch sehr schnell. Als ich an den Bäumen unweit des Ufers entlang kam, dachte ich zunächst die Störche seien hier. Es waren stattdessen die Graureiher. Unzählig viele hatten hier ihre Nester gebaut. Einige waren erst ganz am Anfang, andere wiederum hatten ihr Nest vom letzten Jahr übernommen. Nistmaterialen wurden angeflogen und lautes Gequake war zu hören. Ich bekam vom vielen Hochschauen schon einen ganz schmerzhaften Nacken. Das Graureiher auf den Bäumen ihre Nester bauten hatte ich zumindest so auch noch nicht gesehen.

Weswegen ich eigentlich losgelaufen war, waren die ganzen Wasservögel in der Bucht. Seit Wochen, genau genommen den ganzen Winter über, hatten sie sich hier gesammelt. Viele verschiedene Arten von gewöhnlichen Stockenten, über Kolbenenten (wie die in der Sonne leuchten!), Reiherenten (was die für witzige Zipfel am Kopf haben!) bis hin zu Schnatterente. Schellenten habe ich heute keine zu Gesicht bekommen. Gut versteckt hinter dem Schilf waren aber auch längst nicht alle zu sehen.

Über dieses Foto vom Baumläufer bin ich besonders glücklich (und auch stolz). Die kleinen Läufer haben es mir sehr angetan und ich habe mich riesig gefreut, heute gleich zwei zu Gesicht zu bekommen. Nach kurzem Warten hatte ich sogar die richtigen Kameraeinstellungen parat. Eigentlich läuft das dann immer gleich ab: Kamera ist eingestellt, aber der Läufer ist weg oder so schnell, dass kein Mensch – also ich zumindest nicht – fokussieren kann. Aber heute war das Glück auf meiner Seite und der kleine Baumläufer ebenfalls. Wer kann mir jetzt noch sagen, ob es ein Waldbaumläufer oder ein Gartenbaumläufer ist?