Natürliche Schönheit

Vogelgezwitscher beginnt dann einzusetzen, wenn ich mit meiner Teetasse morgens von der Küche ins Wohnzimmer wandere. Es dringt von draußen durch die offene Balkontür herein. Sonst ist wenig zu hören. Nur diese schönen Melodien von Amseln. Meistens sind es Amseln. Die anderen Vögel sind erst viel später wach. Es entsteht eine kleine Lücke zwischen den Gesängen. Wie bei einem Konzert. Vorhang auf: Amselauftritt. Pause. Nächster Programmpunkt: Zaunkönig. Leichter Übergang in den Meisengesang. In der Woche muss ich viel zu früh los, um die Meisen noch mitzubekommen. An Wochenenden sitze ich gerne auf dem Sofa und lausche bei Tee und Buch den Übergang des Morgens.
Vogelgesang ist für mich überall präsent. Selbst während der Fasnachtstage mit lauter Musik und Stimmengewirr hörte ich auf Spaziergang die Spatzen im Strauch schimpfen oder die Meisen ihren Frühlingsruf trällern. Wenn es abends dunkel wird und die Vögel die letzten Töne ausklingen lassen haben, gibt es noch andere Spektakel zu beobachten.

Aber nicht nur das Singen der Vögel macht, dass ich selbst morgens schon eine kleines Lächeln auf den Lippen habe. Die Sonne kann hier unten am Bodensee manchmal ihre Zaubertricks auspacken. Dann verfärbt sie den Himmel in tiefe, satte Farben und man fühlt sich wie in einem dramatischen Film oder in einer romantischen Liebesgeschichte. Kitschig, aber sehr schön. Sie schafft das sowohl morgens als auch abends. Morgens ist es manchmal bitterkalt und an manchen Stellen hängt zarter Nebel wie Zuckerwetter über den Bergen, doch wenn die Sonne dann den Himmel beleuchtet, ist die Kälte vergessen. Abends brennen die Alpen und der Rhein, bevor die Berge im leichten Glühen den Tag verabschieden.

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