Passt

Mit jedem Tag, jeder Woche, jedem Monat komme ich mehr an. Als würde eine Pflanze neue Wurzeln fassen. Der Standort ist vielleicht ungewohnt (ich stehe nicht gern im Wind) und vielleicht werde ich hier unten auch etwas viel gegossen (es regnete sehr viel), aber zumindest arbeite ich fleißig meine Checkliste zum Einleben ab.

Zum Einleben an einem neuen Ort gehören mehrere Faktoren. Wichtig sind die sozialen Kontakte. Im Französischkurs und bei der Arbeit habe ich glücklicherweise schon Leute kennengelernt. Nun haben ich diese Leute endlich auch mal per Verabredung in meiner Freizeit getroffen. Ob zum Kaffee trinken, Spieleabend oder Sport machen. Ich fühle mich gleich viel eingelebter.

Zum Einleben braucht es auch viel Organisation und Kennenlernen der Umgebung. In Konstanz habe ich mittlerweile alle Bio-Bäckereien auf ihr Brot getestet. Falls mal jemand fragt. Mehrere Läden wurden schon durchstöbert, ob für teure feine englische Antiquitäten oder für Secondhand Kleidung. Falls mal jemand fragt. Außerdem bin ich nun fast bei allen Fachärzten angebunden, die ich so brauche. Das werden ja auch immer mehr, je älter man wird. Nur eine Hausärztin habe ich noch keine.

Zum Einleben gehört auch eine Mitgliedschaft in einem Verein, der der Region nahe ist. Der Kanuverein war mir zu teuer, bei den Bogenschützen muss man über 40 und männlich sein, reiten war ich seit Jahren nicht mehr, also blieb nur noch was sinnvolles. Der NABU. Wollte ich eigentlich schon lange Mitglied werden, endlich bin ich es. Jetzt fehlt nur noch das Ehrenamt.

Zum Einleben passt auch, neue Dinge anschaffen (Kajak) und alte Dinge verkaufen (Rennrad). Alte Dinge aussortieren (Papierkram) und neue Dinge sammeln (Erfahrungen). Eine wahre und echte Checkliste wird es aber nie geben. Vielleicht besteht die nur aus einem Zettel, auf den jemand mit krakeliger Schrift geschrieben: Wirste schon merken, wenn du angekommen bist. Passt scho. Vielleicht merk ich’s ja scho.