Es ist der 31. Mai 2023. Zuhause beginnt der Mohn zu blühen und die Erdbeeren rot zu werden. All das haben wir schon hinter uns. Der Frühling ist an uns vorbeigerast. Das Gras ist verbrannt, die Getreidefelder geerntet, die Erdbeeren gegessen. Seit ein paar Tagen frage ich mich, ob das schon unser Rückweg ist. Befinden wir uns mittlerweile auf dem Weg zurück nach Hause? Haben wir den Mittelpunkt überschritten? Ich liege im Bett unseres Busses. Zwei Monate ist er nun schon unser Zuhause. Es überkommt mich ganz plötzlich. Wie die Wellen an der Küste, die ich durch die offene Seitentür sehen kann.



Ich sehe mich nach Hause kommen und unsere Nachbarn vor der Wohnungstür quatschen. Etage um Etage um Etage steige ich die Treppe hinauf. Vor unserer Wohnungstür steht ein Glas Marmelade. Ich schließe auf, ziehe die Schuhe aus, gehe in den Flur. Blumen gießen, ein kurzes Abendessen auf dem Balkon, Hallo Niedersachsen gucken, im gemütlichen Bett liegen. Einfach nach Hause kommen. Nur das es dieses Zuhause nicht mehr gibt.



Weder meine Nachbarn sind noch meine Nachbarn, noch werde ich irgendwann wieder die etlichen Stufen hinauflaufen, Marmelade vor der Tür finden oder auf dem Balkon den Mauerseglern zuhören. In diesem Moment kickt das Heimweh. Die Welle schwappt mir ins Gesicht, bis in die Augen. Sie droht dort zu brechen. Mich niederzureißen, mit aufs Meer zurückzunehmen.



Abends tobt ein Heimwehsturm. Morgens ist die See wieder ruhig. Kein Wind, keine Wellen. Eigentlich will ich hier gar nicht weg. Eigentlich gibts noch so viel Schönes zu sehen. Eigentlich ist Ernie ein tolles Zuhause – ohne Nachbarn, dafür mit einem großen Garten und mittelmäßig gemütlichem Bett.